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VOIVOD: Morgöth Tales

“Während unserer Shows klingen alle gespielten Songs, egal ob sie aus den Achtzigern oder aus der Gegenwart stammen, wie aus einem Guss und reihen sich nahtlos in die jeweilige Setlist ein”, erklärte VOIVOD-Sänger Denis “Snake” Belanger jüngst Wolf-Rüdiger Mühlmann vom Deaf-Forever-Magazin. “Wenn du dir aber hintereinander eine alte VOIVOD-Scheibe und ein jüngeres unserer Alben anhörst, wirst du gewaltige Unterschiede bemerken. Die für uns spannende Frage war also: Wie klingen Songs aus verschiedenen Epochen, wenn wir sie neu aufnehmen? Für mich war es wie eine Reise mit der Zeitmaschine … als ob ich da gerade meine eigene Biografie niederschreibe.”

“Morgöth Tales” sind neun Neuaufnahmen, die gar nicht mal so selbstverständlich sind

Und damit ist eigentlich alles gesagt über “Morgöth Tales”, das jüngste VOIVOD-Studioalbum, auf dem sich die frankokanadischen Prog-Thrasher neun Lieder aus ihrer Früh- und Mittelphase (von jeder Platte eines und gar nicht immer unbedingt die offensichtlichen) herausgesucht und in der aktuellen Bandbesetzung neu eingespielt haben. Dazu gesellt sich mit dem Titelstück ein frisches, unveröffentlichtes Lied. Das nette P.I.L.-Cover “Home” macht den Sack zu.

Braucht also kein Mensch, diese Scheibe. Ehrlich: Wie viele Neueinspielungen von alten Liedern oder gar ganzen Alben fallen Euch ein, die den Kauf wert sind beziehungsweise waren? Meistens geht es dabei ja eh nur um rechtliche Geschichten im Hintergrund. In Zeiten, in denen neue LPs plötzlich 30 Euro kosten, überlegt man sich zudem zweimal, was man sich in die Sammlung stellt und was dann doch im Stream reicht.

Für Fans der Band der Herzen ist “Morgöth Tales” trotzdem eine netter Spaß: als Zeitdokument, das einen unbeschwerten Blick zurück auf das Schaffenswerk wagt (mit dem die Band ja ohnehin mehr als versöhnt ist). Charmant sind nicht nur die Gastauftritte der ehemaligen Bandmitglieder Eric “E-Force” Forrest (“Rise”) und Jason “Jasonic” Newsted (“Rebel Robot”), sondern auch, daß sie die Uralt-Schote “Condemned To The Gallows” ausgepackt haben, das erste offizielle Lebenszeichen der Truppe, seinerzeit (1984) erschienen auf der stilprägenden “Metal Massacre”-Reihe (Teil 5, wenn ich mich nicht verzählt habe). Dazu gibt es die schöne Geschichte, daß man garnix mehr wußte über den Song und Mama Snake, die alles von ihrem Filius sammelt, dann auf den Dachboden gestiegen und tatsächlich das original Textblatt von damals gefunden hat …

Musikhistorisch und fürs geneigte Fanherz ist das schon nicht uninteressant …

Einen Eindruck, wie die alten VOIVOD-Geschichten aus dem letzten Jahrtausend im Hier und Heute klingen, hatte man – auf Tonträger – zuletzt ja schon unter anderem auf dem erst vor zwei Jahren erschienenen Live-Album “Lost Machine” gewonnen, aber: Egal. Natürlich wird man keiner der liebevollen Neueinspielungen auf “Morgöth Tales” im Direktvergleich den Vorzug vor den durch die Bank deutlich knackigeren Originaleinspielungen geben. Der Mehrwert hält sich also in Grenzen. Aber: Musikhistorisch und fürs geneigte Fanherz ist das schon nicht uninteressant …

“Morgöth Tales” macht aber auch deutlich, wie gut abgehangen der Sound der Kanadier im 41sten Bandjahr ist. Die Wut ist verraucht, das Tempo merklich gemächlicher. Attack? Fehlanzeige. Thrash Metal im ursprünglichen Verständnis ist da nur noch in Spuren vorhanden, doch die im Gesamtsound inzwischen überdeutlich hervortretende altersweise Space-Hippie-Kante steht Away, Snake, Chewy und Rocky nicht minder gut.

Nicer Stoff für Sammler.

Veröffentlicht: 21. Juli 2023

Spielzeit: 53:32 Min.

Lineup:

Michel „Away“ Langevin – Schlagzeug
Denis „Snake“ Belanger – Gesang
Daniel „Chewy“ Mongrain – Gitarre
Dominic „Rocky“ Laroche – Bass

Label: Century Media

Homepage: www.voivod.com

Mehr im Web:

https://www.facebook.com/Voivod/
https://www.instagram.com/voivodofficial/

VOIVOD – “Morgöth Tales” Tracklist

  1. Condemned To The Gallows (2023 Version) [Originally on Metal Massacre V Compilation, 1984]
  2. Thrashing Rage (2023 Version) [Originally on “Rrröööaaarrr”, 1986]
  3. Killing Technology (2023 Version) [Originally on “Killing Technology”, 1987]
  4. Macrosolutions To Megaproblems (2023 Version) [Originally on “Dimension Hatröss”, 1988]
  5. Pre-Ignition (2023 Version) [Originally on “Nothingface”, 1989]
  6. Nuage Fractal (2023 Version) [Originally on “Angel Rat”, 1991] (Lyric-Video bei YouTube)
  7. Fix My Heart (2023 Version) [Originally on “The Outer Limits”, 1993]
  8. Rise (2023 Version, feat. Eric Forrest) [Originally on “Phobos”, 1997]
  9. Rebel Robot (2023 Version, feat. Jason Newsted) [Originally on “Voivod”, 2003]
  10. Morgöth Tales [New Song]
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