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VINSTA: Freiweitn

VINSTA ist eine dieser Bands, bei denen man aufs Cover schauen, zufrieden lächeln und ohne Reinhören das neue Album kaufen kann. Klar, das Reinhören in die CD entfällt im digitalen Zeitalter, aber der Grundgedanke bleibt: “Freiweitn” (zum letzten Mal, Autocorrect, das Wort ist nicht “Freizeit”) kann nicht schlecht sein, denn wenn VINSTA vier Jahre nach dem superben “Drei Deita” über freie Weiten musizieren, kann es nur wunderbar werden. 

Alpine Schroffheit

Zither und melancholisches Jodeln treffen auf “Freiweitn” auf progressive Death und Black Metal-Schroffheit. Melancholisches Jodeln? Oh ja. Hört man sich nämlich die traditionelleren, “altmodischen” Jodler an, so findet man durchaus Wehmut in den verschlungenen Alpen-Tälern. Da ist nichts mit aufgesetzter, kolumbianisch-verschneiter Heiterkeit à la Musikantenstadl und da wird weder rumgeherzeleinet noch im Zillertal geschürzenjägert. VINSTA sind zudem raffiniert genug, die “Worldmusic”-Elemente und den stilvollen Frauengesang als teure Würze anzuwenden und der metallischen Verzerrtheit den Vortritt zu lassen. So wird “Freiweitn” zu einem Stück alpiner Schroffheit: Progressive OPETH-Dissonanzen treffen auf zarte Gesangsschwingen und formen ein überzeugendes Ganzes. 

Eine klingende Bergwanderung

Das Herzstück von “Freiweitn” ist denn auch die über neunminütige klingende Bergwanderung “Schwoaze Lockn”, wo VINSTA die oben genannten Elemente fulminant vereinen und zelebrieren. Die transparente Produktion lässt hierbei jedem Instrument und jeder Stimme genau so viel Raum, wie es bzw. sie benötigt. VINSTA wagen es auch, die Melodieführung der Violine zu überlassen, was gewagt ist – da anspruchsvoll. MY DYING BRIDE mögen die Pioniere dieser Idee sein, aber VINSTA vollbringen den Trick in schwindelerregenden Höhen. Trotzdem halten VINSTA alles stets zusammen und verlieren in ihren Songs nicht den Überblick. Anders als bei WOBURN HOUSE bleiben die Österreicher den Überlänge-Songs meist fern, aber die Fähigkeit, das Chaos zu beherrschen, ist auf jeden Fall da. 

“Freiweitn” ist für melancholische Zeitgeister

“Freiweitn” wird so zu einem Pflichtkauf für melancholische Zeitgeister. VINSTA berühren mit ihrer Musik die Welten, die von LUNAR AURORA, EMPYRIUM oder eben OPETH erschaffen wurden. Aber es ist nur ein Berühren, denn für ihre Kreationen auf “Freiweitn” braucht es eben noch die VINSTA-Eigenständigkeit dazu. Und genau so wird “Freiweitn” zu einem magischen, wunderschönen Werk.

Veröffentlichungsdatum: 28.07.2023

Spieldauer: 48:59

Label: Eisenwald

Website: https://vinsta.bandcamp.com/album/freiweitn

Line Up
Christian Höll (PERCHTA): alle Instrumente, Vocals
Moni Hahn: Violine, Backing Vocals
Tobias Langthaler: Bass
Stephan Huber: Drums

Gastmusiker
Gerald Huber: 12-Saiten Gitarre

VINSTA “Freiweitn” Trackliste

1. Steanklong
2. Schwoaze Lockn
3. Freiweitn
4. Wundaberg
5. Entarische Gstoit
6. Untawegs Im Schattn
7. Vinstas Valonga
8. Einkehr
9. Hoamat

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