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TUESDAY THE SKY: The Blurred Horizon

Jim Matheos experimentiert mit Post Rock und Ambient: TUESDAY THE SKY gelingt mit “The Blurred Horizon” ein introvertiertes Werk und Musik, die wir fühlen möchten – ein Album für gewissen Stunden.

Der erste Schritt aus der eigenen Komfortzone ist oftmals der schwierigste. Für FATES WARNING-Gitarrist Jim Matheos begann alles mit ein paar Songs, die nicht so richtig zu seinen anderen Projekten passen wollten und ihn schließlich zu einem neuen Baby führten: Der mit „Drift“ (2017) gelegte Grundstein ist für „The Blurred Horizon“ nun ein logischer Anknüpfungspunkt. Der geradezu entspannte Mix aus instrumentalem Post Rock und Ambient mit einigen elektronischen Anleihen ist nicht gerade das, was man eigentlich als Matheos‘ Steckenpferd bezeichnen würde, und doch beweist der Musiker mit TUESDAY THE SKY auch in ungewohnter Umgebung ein Händchen für gutes Songwriting.

„The Blurred Horizon“ ist dabei kein klassisches Post-Rock-Werk mit ausladenden Songs und massiven Laut-leise-Kontrasten. Auch ist es bei weitem nicht so rifflastig wie es beispielsweise GOD IS AN ASTRONAUT auf „Ghost Tapes #10“ (2021) waren. TUESDAY THE SKY schreiben Musik, die man in erster Linie fühlen möchte. Wie ein zarter Windhauch an einem Sommerabend oder die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut, die vom Ende des Winters erzählen. Die Arrangements sind bedacht und oftmals bewusst fragil, entführen uns in „Cwmwl“ in idyllische Naturlandschaften, bevor „Laudanum Dream“ einen surreal anmutenden Ambient-Abstecher macht – rückwärts abgespielte Samples inklusive.

“The Blurred Horizon” ist ein introvertiertes Werk für gewisse Stunden

Die elf Tracks des Albums stehen und fallen daher mit ihrer Atmosphäre: „The Blurred Horizon“ wirkt am besten in ruhigen Stunden, wenn wir Geduld und Muse haben, uns dem Kopfkino hinzugeben. Große Hits oder unvergesslich epische Arrangements vermissen wir dennoch nicht, eben weil TUESDAY THE SKY über eine Dreiviertelstunde hinweg Fingerspitzengefühl beweisen. Gerade weil sich das Zweitwerk des Projekts musikalisch introvertiert zeigt, macht die Art und Weise neugierig, wie sich beispielsweise „Later, Then Now“ mit einem filigranen Mix aus unverzerrten Gitarren und Synths auch emotional öffnet.

Zwischendurch aber packt Matheos auch die progressive Ader, indem er etwa im nervösen „Hypneurotic“ zwei Schlagzeugspuren parallel laufen lässt, ohne einfach dem Chaos die Zügel in die Hand zu drücken. Vielleicht wären ein bis zwei weitere Überraschungen dieser Art schön gewesen, um den gleichförmigen, ruhigen Charakter des Albums etwas durchzuschütteln. Ob das der stimmigen Atmosphäre jedoch wirklich zuträglich gewesen wäre, ist schwer zu sagen. Schließlich gelingt TUESDAY THE SKY gerade auch durch die reduzierte Herangehensweise ein rundes und warmes Werk für gewisse Stunden. Nicht zuletzt deshalb ist „The Blurred Horizon“ ein überzeugender Beleg dafür, dass sich Jim Matheos zwar schon 2017 weit aus seiner Komfortzone bewegt hatte, sich in diesem Neuland aber anno 2022 nun sichtlich wohlzufühlen scheint.

Veröffentlichungstermin: 03.09.2021

Spielzeit: 46:32

Line-Up

Jim Matheos – Gitarre, Bass
Gavin Harrison – Drums
Tim Bowness – Vocals (Track #11)

Produziert von Jim Matheos

Label: Metal Blade

Homepage: http://tuesdaythesky.com/
Facebook: https://www.facebook.com/TuesdaytheSky/

TUESDAY THE SKY “The Blurred Horizon” Tracklist

1. Half Remembered
2. Near Light
3. Cwmwl
4. Where the Enemy Sleeps
5. Laudanum Dream
6. Hypneurotic (Audio bei MetalBlade)
7. Later, Then Now
8. Near Dark
9. Half Forgotten
10. The Blurred Horizon (Video bei YouTube)
11. Everything Is Free

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