blank

ANCST: Culture Of Brutality

Immer mitten in die Fresse rein! ANCST präsentieren mit ihrem shorten Longplayer auf unter 35 Minuten die volle Breitseite: 20 Titel voller Wucht und Geschwindigkeit laden dazu ein, sich den Schmalz in den Ohren pulverisieren zu lassen.

Okay, liest man sich die Specs erstmal durch, klingt es beinahe utopisch, 20 Tracks in unter 35 Minuten (34:29) zu verwursten. ANCST machen das trotzdem. Einfach weil! “Culture of Brutality” steht in den Startlöchern und soll am 3. Mai 2024 die Gehörgänge und Lautsprecher geneigter Hörerinnen und Hörer fi**en. Dieses vierte Full-Length der Berliner Alleskönner soll diesmal ein weniger strammer vorangehen. Hat die Band auf den Vorgängern (nebst ihrer eigenen Version des Blackened Metalcore) auch hin und wieder Post und sogar Trve Black Metal angerissen, tobt man sich hier sprichwörtlich im Bereich Grindcore und Death Metal aus. Angereichert mit einer Prise Crust, Sludge und Hardcore, ergibt das einen Ohrenschmaus, der besonders schmerzhaften Sorte. 

Kredenzt wird auf der Platte rasende Wut und pure Energie, welche über die Hörerinnen und Hörer hinweg brettern und einen beißend aggressiven Nachgeschmack zurücklassen. 

Leichte Kost ist anders. ANCST sind ohnehin nicht dafür bekannt, den Lautstärkeregler zu verschonen, geschweige denn ein Blatt vor den Mund zu nehmen. 

Textlich behandelt Tom Schmidt, so der bürgerliche Name des Vaters dieses so energetisch-kreativen Projektes, Themen wie Gentrifizierung, Lohnsklaverei und Kapitalismus, Sexismus, psychische Gesundheit und die Probleme der modernen westlichen Gesellschaft. Brandaktuell also. Das Album soll uns die Augen öffnen. Und das tut’s auch! 

ANCST ist im Studio als ein-Mann-Projekt zu verstehen. Live hingegen beteiligen sich Robert Ott und Jonas Hasselhoff an den Gitarren an der Performance. Stefan Pannwitz sorgt mit seinem Bass für tiefes Blubbern im Gebälk und Conor Michael ballert mit seinen Blastbeats das letzte bisschen Verstand aus den Schädeln der Fans. 

Kennengelernt habe ich persönlich das Schaffen der Berliner erst mit “Summits of Despondency” aus dem Jahre 2020. Diese Platte war für mich die Einstiegsdroge und Grund, mich näher mit ANCST zu befassen. Ganz klar haben ANCST einen hohen Wiedererkennungswert. Sei es die gnadenlose Geschwindigkeit oder Toms Art und Weise, die Texte förmlich auszuspeien. Ich erinnere mich noch an einen Gig im Cassiopeia Berlin: Kaum dass der erste Track angerissen wurde, kochte der Club. Schweißgebadet, wie wir alle (sowohl vor als auch auf der Bühne) waren, wurden schonungslos unsere Gehörgänge malträtiert. 

Soviel zur Live-Performance. Kann der neue (kurze) Longplayer nun auch aus den Boxen dröhnend überzeugen? Wie eingangs erwähnt, handelt es sich um Schwerverdauliches. Echte Harmonien und Atmosphäre gibt’s kaum, war auch nie die Intention des Projektes. Gleich mit dem ersten Track “Armed with Despise” steigt man mit vollen 100 % ein. Von Null auf Hundert also. Nach bereits 1:12 ist der Titel vorbei. Ist halt alles gesagt (gebrüllt) worden. Auch beim zweiten Song wird nichts und niemand verschont. “Of Rusty Knifes” macht da weiter, wo der vorangegangene Track endete. Mit erster Bangbarkeit sorgt  “Chasing Horzizons” für Abwechslung. Anschließend knallt “Spanking Your Laser Brain” mit rasend schnellen Blastbeats einfach alles weg. Und so zieht sich ein Roter Faden durch das gesamte Album. 

Langeweile kommt gar nicht erst auf. Im Gegenteil – man kommt nicht einmal richtig zum Durchatmen. 

Hervorheben möchte ich “Edge of Reason”, der mit dunkel-melancholisch gespielter Gitarre nebst mitreißendem Rhythmus auch für ein wenig Melodie sorgt. Zudem holte mich “Tearless Oblivion” ab. Hier geht man zwar auch strikt voran, aber der Song brettert nicht nur erbarmungslos auf die Hörerin/den Hörer ein. Das Tempo wird sogar gedrosselt. Ein überaus passender Break im sonst so schnell gespielten Album. Mit “Lowborn Extinction” endet das neue Werk von ANCST. Dieser Track ist als Finisher überaus passend, verläuft er doch fast schon drückend-doomig und langsam. Zum Ende hin wird die Geschwindigkeit wieder ein wenig angezogen – vermutlich um das letzte bisschen Kraft aus der Nackenmuskulatur zu saugen. Live dürfte dieser Song für fliegende Köpfe und Matten sorgen. 

Alles in allem kann ich jedem, der mit Death Metal und Blackened Hardcore auch nur entfernt etwas anfangen kann, “Culture of Brutality” wärmstens empfehlen. Von Anfang bis Ende Energie, Wut, Aggression. Auch ich, eigentlich eher dem Black Metal frönend, finde die Scheibe extrem gut gelungen. Sei es wegen der Musik oder der Message. Es passt einfach alles! 

Veröffentlichungstermin: 03.05.2024

Spielzeit: 34:29

Line-Up:
Tom Schmidt – all Instruments (Studio) & vocals 
Robert Ott – guitar
Jonas (Hasselhoff) Diez – guitar
Stefan Pannwitz – bass
Conor (Michael Nucleon) Downes – drums

Label: Yenohala Tapes & Lifeforce Records 

Homepage: https://www.ancstcollective.com/

ANCST “Culture of Brutality” Tracklist 

01. Armed With Despise (Video bei YouTube)
02. Of Rusty Knives
03. Chasing Horizons
04. Spanking Your Laser Brain
05. Damaged Goods
06. Destination Nowhere
07. Doing Your Part
08. Vitreous Conformity
09. Beneath These Hills of Iron
10. Negativity Bias
11. Whiteboard Criminal
12. Teeth Into Flesh
13. Edge of Reason
14. Keyboard Wars
15. Icons of Filth
16. Tearless Oblivion
17. Thanks for Nothing
18. Positive Vibes Only
19. Gatekeepers From Hell
20. Lowborn Extinction

     

    WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner