Seit dem gelungenen zweiten Album Shake Well Before Use hab ich nichts mehr von den Hamburgern THREE WISHES gehört. Daher bin ich halt mal von einem lockerflockigen Hard Rock-Album mit Hair-Rock-Touch ausgegangen. Aber anscheinend sind die Hanseaten in grob 8 Jahren merklich gereift und melden sich mit dem vierten Album Obsession zurück.
Heute präsentiert sich die Band mit anspruchsvollem, melodischen Hard Rock, der die jugendliche Frische verloren hat und nun eher Richtung AOR geht. Man denkt nun eher an Bands wie JOURNEY, ASIA, vielleicht auch STYX, bei No Way Back auch mal kurz an die MANFRED MANN EARTH BAND. Würde ich das alte Album nicht kennen, ich würde vermuten, dass THREE WISHES eine Rock-Coverband sind, die einfach mal was eigenes machen wollte. So startet man recht catchy durch, professionell, aber hörbar mit Leidenschaft für diesen Sound. Stellenweise wird man von sehr dominanten Keyboards erschreckt, die aber stimmig sind. Nur etwas weit nach vorn gemischt, lasst nie einen Keyboarder zu lange allein im Studio. Die Gitarren hätten gern etwas mehr Biss haben können, wie zum Beispiel bei Y.D.N.W.L.C.B, das etwas kraftvoller rockend schnell hervorsticht. Schön, dass man bei den Hamburgern den ideenreichen Bass heraushören darf. Auch Sänger Andi Knaak kann wieder überzeugen, klingt nicht mehr so rockig, aber routiniert und abwechslungsreich. Doch, irgendwo bleibt der (nicht negativ gemeinte) Beigeschmack einer gut eingespielten Cover-Band. Oberflächlich betrachtet bieten die Songs Standardkost des gehobenen Melodic-Rock und AOR, wer richtig hinhört, der findet viele interessante Kleinigkeiten und durchdachtes Songwriting. Songs wie One Life, das etwas an das alte Album erinnernde Save My Soul oder die nette Kuschel-Ballade Everything To Me sind wirklich gut, auch das starke Sensation, bei dem TOTO deutlich durchklingen. Da es aber nur selten richtig rockt, wirkt das Album mit den vielen gemäßigteren Songs doch arg lang. Ist es ja auch, so verliert man irgendwann die Aufmerksamkeit, wenn man den Herren nicht gezielt zuhört. 2-3 Songs weniger hätten dem Album definitiv gut getan. Aber es gibt zu viele gute Songs auf Obsession, da verzeiht man den einen oder anderen Song zu viel. Gerade in Zeiten, wo die Alben wieder so kurz sind, dass sie in der guten alten Zeit nicht mal eine Kassettenseite ausgefüllt hätten. THREE WISHES rocken stur an allen aktuellen Trends vorbei, selbst in die gerade wieder angesagte Melodic-Rock-Ecke passen sie nicht so ganz genau. Und das macht die Hamburger so sympathisch, sie machen einfach ihr Ding und gut ist. Darin sind sie gereift, das hört man und es gefällt. Wirklich bleibende Songs findet man zwar nicht, statt Hits gibt es aber reichlich gute Songs, die man sich gerne auch etwas genauer anhört. Hier und da etwas mehr Härte hätte dem Album noch etwas Würze verpasst, die Länge bremst es etwas aus, aber damit kann man gut leben. Der Sound klingt deutlich nach Eigenproduktion, ist ok, ein externer Produzent hätte da sicher mehr herausgeholt. Aber die Hamburger machen alles selbst, das ist lobenswert, überproduzierte Alben gibt es ja genug.
Wer auf guten melodischen Hard Rock/AOR steht, dabei aber auf echte Hits verzichten kann, der sollte mal rein hören oder Obsession bei der Band bestellen. Mittlerweile hat man aber auch einen Deal mit Boumerang-Music unterzeichnet, sodass das Album seit Juni bei den üblichen Anbietern zu kriegen sein sollte.
Veröffentlichungstermin: Januar 2011
Spielzeit: 62:20 Min.
Line-Up:
Andi Knaak – Vocals
Michael Degen – Guitars
Holger Niedrich – Bass, Backing Vocals
Arthur Qoku – Keyboards
Gäste:
Victor Falconi – Drums
Stefan Vermehren – Backing Vocals
Claudia Bahr – Backing Vocals
Produziert von 3-Wishes
Label: Eigenproduktion
Homepage: http://www.3-wishes.de
Mehr im Netz: http://www.myspace.com/3wishesrock
Tracklist:
1. Living A Lie
2. New Tomorrow
3. Don´t Get Me Wrong
4. Save My Soul
5. Everything To Me
6. Y.D.N.W.L.C.B.
7. One Life
8. Fight
9. Flying High
10. No Way Back
11. Sensation
12. Destiny
13. Sally
14. Red, Hot & Wicked
15. Better Days 2010