Ein wenig mutet die Geschichte von SILENT LEGES INTER ARMA an wie eine Heldenreise. Nach einem okayen Start im Jahr 2009, fassten sie 2012 Fuß im EISENWALD und zeigten sich als eine der ambitionierteren Black Metal-Bands in Deutschland, nur um kurz darauf wieder zu verschwinden. Zehn Jahre später kehrt die zum Duo geschrumpfte Formation selbstbewusst zurück, kämpft ohne Label Seite an Seite wie Gilgamesch und Enkidu mit einem Konzeptalbum über – naja, genau diese beiden.
„Ad Plures Ire“, das ohne Intro sofort in medias res geht, ist deutlich konzeptueller und epischer als der Opener „The Way Of All Flesh“ es erahnen lässt. SILENT LEGES INTER ARMA präsentieren sich in den ersten fünf Minuten dieses Zweitwerks noch mit vielen Riffs zwischen fies und komplex, zwischen brutal und melodiös. Griffige Riffs und komplexe Schlagzeugarbeit in sperrigen Arrangements mit einem dauerknurrenden Sänger; im Prinzip geht die Rechnung von SILENT LEGES INTER ARMA auf. Doch die Qualitäten der Musik liegen woanders.
SILENT LEGES INTER ARMA pendeln auf recht originelle Weise zwischen Black und Death Metal – leider bleibt „Ad Plure Ire“ stets recht verkopft.
SILENT LEGES INTER ARMA können sich zumindest nicht vorwerfen lassen, nach zehn Jahren mit ein paar lieblosen zusammengeschusterten Songs wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. „Ad Plures Ire“ lässt nicht selten die kriegerische, wütende Seite hinter sich und zeigt sich überraschend leise. Das Interlude „The End Of The Way“ ist dabei nicht nur sehr eingängig, sondern ist auch einer der wenigen berührenden Momente in diesen 45 Minuten. Potenziell gelänge das M:F und D:B auch dann, wenn sie sich ihrem recht originellen Mix aus Black und Death Metal ins Melancholische vorwagen, doch hier ertrinken diese Nuancen zwischen Riffs und den sich auftürmenden Strukturen im häufig ähnlichen oberen Midtempo.
Das zehnminütige „Irkalla“ macht hier vieles richtig: Wenn SILENT LEGES INTER ARMA das Gaspedal durchdrücken, möchte man jubeln, denn hier lassen sie endlich ein wenig die Verkopftheit hinter sich. Auch nach vielen Wochen und zahlreichen Hördurchgängen festigt sich das Material deswegen nicht so wirklich beim Hörer. Und viel schlimmer: Es trifft nicht ins Herz. Vielleicht liegt das auch an dem Sound. Das Mastering sorgt für eine Wand, in der sich manche wertvolle Details nur schwer heraushören lassen. Vielleicht hätte ein zusätzliches Paar Ohren in dieser Disziplin nicht geschadet.
Trotz aller Epik „Ad Plures Ire“ trifft nicht ins Herz, dabei zeigen sich SILENT LEGES INTER ARMA als ordentliche Dramaturgen.
In den sieben Songs von „Ad Plures Ire“ ist wahnsinnig viel Potenzial enthalten, aber so richtig können SILENT LEGES INTER ARMA dieses nicht ausschöpfen. Vielleicht wäre an mancher Stelle weniger mehr gewesen, definitiv hätten die Musiker ihre Musik mehr atmen lassen müssen – obwohl das bereits in ihrem Sinne war. Ich denke hierbei nur an das gelungene, aber etwas überlange Piano-Reprise von „To Last Forever“. Absolut erwähnenswert ist die Präsentation des Albums, die viele Labelveröffentlichungen locker aussticht – das Digipack ist mit wirklich gelungenen Illustrationen ausgestattet. Auch wenn an „Ad Plures Ire“ nicht alles so funktioniert, wie sich die Band das vorgestellt hat, ihr Wille ist auf jeden Fall bemerkenswert. Ich würde mich freuen, wenn es nicht erst in zehn Jahren für SILENT LEGES INTER ARMA weiter geht, und dann mit etwas mehr Lockerheit.
Wertung: 4 von 7 Unterwelten
VÖ: 14. Januar 2022
Spielzeit: 45:38
Line-Up:
M:F – Guitars, Bass, Keys, Vocals
D:B – Drums
Label: Eigenproduktion
SILENT LEGES INTER ARMA „Ad Pures Ire“ Tracklist:
1. The Way Of All Flesh
2. Mourning
3. The End Of The Way
4. Irkalla
5. To Last Forever
6. To Last Forever (Reprise)
7. Descent To Hell
Mehr im Netz:
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