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SEREMONIA: Neonlusifer

Wer auf Garagen-Rock steht, aber nicht immer die gleiche USA-Biker-B-Movie-Nicke-Andersson-Sülze hören will, ist bei SEREMONIA genau richtig.

SEREMONIA laden uns auf ihren fünften Album „Neonlusifer“ schon mit den ersten knarzigen Gitarrenklängen zu einem „Kreativ-Design für ganzheitliche Schlaghosen“-Workshop in die Fuzz-Garage des Svart-Records-Hinterhofs ein, und man ist sofort bereit teilzunehmen, auch wenn man erst diese vertrockneten Pilze essen soll, komische Sache, sollen aber nachhaltig und fair(y) produziert sein, also was soll schon passieren? Und dann ist da ja noch dieser Punk, der in der Ecke steht und hin und wieder auf ein Casio-Keyboard rotzt, kann also alles nicht so schlimm sein…

Ist es auch nicht. Es ist sogar sehr gut. Denn die Finnen und Finninnen bieten uns eine gute halbe Stunde lang einen komprimierten, aber wilden Ritt aus Garage-Rock, psychedelischem Schrammel-Punk im Stille von THE STOOGES, mit etwas Keyboard garniert und von weiblichem Gesang gekrönt, der irgendwo zwischen der verzaubernden Ausdruckslosigkeit von NICO und Ruhrgebiets-Domina schwebt.

SEREMONIA sind eigenwillig mit ausgelutschten Zutaten

Wunderbar nachzuhören in Songs wie „Kaivon pohjalla“ oder „Tuolle puolen auringon“, die richtig schön nach vorne gehen und zum Mitpogen einladen (aber nicht zu doll, wir wollen ja nett zueinander sein, ey Peace ey).

Durch den teilweise gedoppelten Gesang mit der richtigen Dosis Hall und die Keyboard-Tupfer bleibt die Musik trotz Power und Rotz aber immer leicht entrückt und gleitet nicht in beliebige Rumpelei ab. SEREMONIA schaffen es, wie auch ihre Label-Kollegen von KISSA, mit eigentlich bekannten und vermeintlich völlig ausgelutschten Zutaten ein doch sehr eigenwilliges Gebräu herzustellen, sperrig auf der Zungenspitze, aber doch sehr wohltuend und vertraut im Abgang. Ein Cocktail, den man gerne schlürft, auch wenn er in einem alten 70er-Jahre-Plastik-Lampenschirm serviert wird.

Kein künstliches LoFi-Getue

Denn es gibt tolle Songs wie „Maailmanlopun aamuna“ oder vor allem das fantastische „Unohduksen kidassa“ als Highlight der Platte, die sich mit fieser Fuzz-Gitarre und schönem 60er-Midtempo-Vibe auf den Flokati-Teppich ergießen und jede Faser in oszillierendem Neon-Grün einfärben. Den Dreck kriegt man auf jeden Fall nicht wieder raus, bevor die Eltern von der Geschäftsreise zurück sind.

Zwischendurch gibt es mit „Naamiot“ auch mal einen Song, der etwas oberflächlich bleibt, das soll aber die Gesamtfreude an dem Album nicht trüben. Zumal auch die sehr gelungene, weil warme, knorrige, aber nicht verschwommene Produktion ihr Bestes tut, die Musik in ihrer Eigenwilligkeit zur Entfaltung kommen zu lassen, ohne zu beschönigen, aber auch ohne künstliches LoFi-Getue drauf zu propfen.

Wer auf Garagen-Rock steht, aber nicht immer die gleiche USA-Biker-B-Movie-Nicke-Andersson-Sülze hören will, ist bei SEREMONIA genau richtig.

Release Date: 04.02.2022
Label: Svart Records

Line-Up:

Noora Federley –  vocals
Teemu Markkula –  guitars, synth, organ, flute, vocals
Ville Pirinen – guitars, synth, guitars, vocals
Erno Taipale – drums, guitar, flute, drums, vocals
Ilkka Vekka – bass, synth, vocals

SEREMONIA “Neonlusifer” Tracklist

1. Väärä valinta (Lyric-Video bei YouTube)
2. Neonlusifer
3. Naamiot
4. Raskasta vettä
5. Unohduksen kidassa  (Audio bei YouTube)
6. Kaivon pohjalla
7. Tuolle puolen auringon
8. Maailmanlopun aamuna

https://svartrecords.com/product/seremonia-neonlusifer-album/

https://www.facebook.com/Seremonia666

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