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SABATON: The Great War

In Zeiten großer Not werden Helden geboren. Das wissen die Geschichtsexperten von SABATON nur allzu gut. Schließlich haben die Schweden sie schon alle besungen: das verlorene Bataillon in den Argonnen, den Warschauer Aufstand, und sogar die Schlacht bei den Thermopylen. Dass SABATON nach der Fahnenflucht MANOWARs vom HELLFEST 2019 selbst zu solchen werden sollten, indem sie ohne zu zögern als Headliner in die Bresche sprangen, sicherte ihnen unseren Respekt. „Practice what you preach“, heißt es so schön im Englischen und ist augenscheinlich auch das Leitmotiv der Skandinavier – selbst wenn Gitarrist Tommy Johansson aufgrund eines stimmlich angeschlagenen Frontmanns kurzerhand zum Lead-Sänger aufsteigen muss.

Zusammenhalt und Entschlossenheit wie hier sind Tugenden, die Geschichte schreiben und SABATON passenderweise den Stoff für ihr neuntes Studioalbum „The Great War“ liefern: Vom „Roten Baron“ über den arabischen Aufstand unter der Führung von Thomas E. Lawrence bis hin zum „Kampf der toten Männer“ um die polnische Festung Osowiec erzählen die elf Stücke der Platte von bemerkenswerten Taten und Leistungen während des Ersten Weltkriegs.

Die SABATON-Maschinerie läuft wie geschmiert

Sänger Joakim Brodén mimt dabei jedoch mehr den Geschichtsdozenten als den emotionalen Zeitzeugen. Aus neutraler Position berühren die Texte selten auf tiefer Ebene, das hohe Maß an Dramatik rührt vielmehr von den flächigen Keyboards, theatralischen Chören und natürlich Brodéns kraftvoller Gesangsleistung.

„The Great War“ ist in der Konsequenz so kitschig wie bombastisch. Wenn die Keyboardteppiche in „The Future Of Warfare“ über uns hereinbrechen und sich die Chöre im Refrain dramatisch zum Höhepunkt aufschwingen, kommt uns das durchaus vertraut vor. Ob nun Erfolgsrezept oder Selbstkopie, die SABATON-Maschinerie läuft auch 2019 wie geschmiert. Im Westen nichts Neues.

Nur selten bricht “The Great War” mit dem etablierten Schema

Das Quintett zieht es vor, an den Details zu feilen und stützt sich dabei vollkommen auf seine Stärken. Die Art und Weise, wie SABATON aus griffigen Arrangements und epischen Refrains eine Hymne nach der anderen formen, ist beeindruckend. Da steht die flotte Single „Fields of Verdun“ mit seinem eingängigen Riffing neben dem mächtig stampfenden Titeltrack und dem opulenten „Seven Pillars Of Wisdom“, dessen erhabener Refrain so kitschig wie großartig ist.

„82nd All The Way“ und die glorifizierende US-Marine-Verehrung „Devil Dogs“ tragen im Anschluss ähnlich dick auf. Hoffentlich kommen SABATON durch die leichten Musical-Anleihen nicht auf dumme Ideen, auch wenn die Leidenschaft Joakim Brodéns unweigerlich den Patrioten in uns weckt – auch ohne amerikanische Wurzeln. Tatsächlich markiert das treibende „The Red Baron“ dank seiner begleitenden Hammond Orgel einen der wenigen Momente auf „The Great War“, die mit dem etablierten Schema brechen.

Ein kitschig-bombastisches Monument

Wenn SABATON allerdings ungewohnte Akzente setzen, ist dies ungemein effektiv: Während ein andächtiger Kirchenchor im Schlusskapitel „In Flanders Fields“ das gleichnamige Gedicht des Kanadiers John McCrae rezitiert, erreicht uns doch noch die Tragik des großen Krieges.

Es erzählt von den Gefallenen und den Opfern, die sie brachten. Es erzählt auch von der Verantwortung, welche die Überlebenden in ihrem Namen nun zu schultern haben. Und dieser tragen SABATON auf ihre eigene idealisierende Art Rechnung: „The Great War“ ist ein kitschig-bombastisches Monument, das jedoch auch zur Erinnerung mahnt. Wo andere Bands fliehen, halten SABATON die Front gegen das Vergessen. Das allein macht sie vielleicht nicht zu Helden, aber man könnte sagen, sie seien die wahren „Men of War“.

Veröffentlichungstermin: 19.7.2019

Spielzeit: 38:24

Line-Up:

Joakim Brodén – Gesang, Keyboard
Chris Rörland – Gitarre
Tommy Johansson – Gitarre
Pär Sundström – Bass
Hannes Van Dahl – Schlagzeug

Produziert von Jonas Khellgren

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://www.sabaton.net/
Facebook: https://www.facebook.com/sabaton

SABATON “The Great War” Tracklist

01. The Future Of Warfare
02. Seven Pillars Of Wisdom
03. 82nd All The Way (Lyric-Video bei YouTube)
04. The Attack Of The Dead Men
05. Devil Dogs
06. The Red Baron (Lyrics-Video bei YouTube)
07. Great War (Video bei YouTube)
08. A Ghost In The Trenches
09. Fields Of Verdun (Video bei YouTube)
10. The End Of The War To End All Wars
11. In Flanders Fields

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