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PORT NOIR: Cuts

PORT NOIR haben nicht gelogen: “Cuts” unterzieht dem etablierten Stil der Schweden eine dezente Neuausrichtung, für die auch zeitgenössischer Pop kein Tabu darstellt. Die vielen Ideen bringt das Trio aber dennoch schlüssig unter, ohne sich selbst zu verraten.

Man kann Musik hören oder Musik hören. Das merken wir spätestens zur Halbzeit von „Cuts“, wo „Deep Waters“ den Alternative Rock PORT NOIRs komplett auf den Kopf stellt. Die leicht melancholische Stimme von Bassist Love Andersson wirkt wie ein beruhigender Kontrast zum teils rastlos wirkenden Song-Fundament; wir sind entspannt und doch mit allen Sinnen dabei. Warum das so ist, wird klar, sobald wir die Kopfhörer aufsetzen: Gitarrist Andreas Hollstrands schwarzmetallische Arpeggio-Akkorde kommen aus der einen, ein wildes Sample aus der anderen Ohrmuschel. Ist das etwa Hundegebell, das dafür durch das Mischpult gejagt wurde? Mag sein, das Resultat ist jedenfalls so ungewohnt wie in sich schlüssig.

PORT NOIR haben also nicht zu viel versprochen, als sie im Vorfeld von einer Neuorientierung ihres Sounds gesprochen haben. Den vergleichsweise sicher gespielten Alternative Rock von „The New Routine“ (2019) wirft das Trio nicht über Bord, lässt sich indes aber auch nicht von ihm versklaven. Schon der Opener „All Class“ addiert Synth-Loops und markige Bass-Effekte hinzu: Zeitgenössischer Pop ist für die Band offensichtlich kein Tabu.

PORT NOIR bringen ihre vielen Ideen schlüssig unter, ohne einzelne Tracks aus der Reihe tanzen zu lassen

Das merken wir auch am Gesang, der hier und da leicht akzentuiert in Richtung Hip Hop driftet. Der Fokus auf groovenden Rhythmus, pointiertes Drumming und charismatisch vorgetragene Gesangslinien („Sweet & Salt“) markiert allerdings keine vollständige Abkehr von ehemaligen Werten. Ähnliche Stilmittel haben PORT NOIR bereits vor „Cuts“ sporadisch verwendet und erfahren nun eine neue Wertigkeit. Dafür dürfen die Alt-Rock-Wurzeln in „Wild“ sowie „Preach“ die Muskeln spielen lassen, während im nüchtern-abgeklärten „Emerald Green“ die Gitarre den geradezu hypnotischen Backing-Track stellt.

Die größte Stärke des Albums ist jedoch, wie homogen und authentisch diese unterschiedlichen Ansätze zusammenfinden: PORT NOIR finden einen Weg, all ihre Ideen so unterzubringen, dass kein Track vollkommen aus der Reihe tanzt oder gar die DNA der Schweden untergräbt. Wie auch sonst ist es möglich, sogar mit Black-Metal-Anleihen und (mutmaßlichem) Hundegebell potenzielle Airplay-Zeit im Radio zu generieren? Wir können natürlich nur spekulieren, aber vielleicht liegt es daran, dass vielen genau das gar nicht so recht bewusst ist. „Cuts“ bietet nämlich Musik, die immer funktioniert, die man am besten jedoch auch wirklich hören muss.

Veröffentlichungstermin: 25.03.2022

Spielzeit: 33:07

Line-Up

Love Andersson – Gesang, Bass
Andreas Hollstrand – Gitarre, Keyboard, Backing Vocals
AW Wiberg – Drums

Produziert von PORT NOIR, Daniel Bergstrand, Fredrik Thordendal und Magnus Lindberg (Mix und Mastering)

Label: Despotz Records

Homepage: https://employedtoserve.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/portnoirofficial

PORT NOIR ”Cuts” Tracklist

01. All Class (Video bei YouTube)
02. Wild
03. Sweet & Salt (Video bei YouTube)
04. Emerald Green
05. Deep Waters (Video bei YouTube)
06. Preach
07. Unclean
08. Monument
09. Entertain Us

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