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PESTILENT HEX: The Ashen Abhorrence

Mehr als nur eine nostalgische Zeitreise: PESTILENT HEX hauchen mit „The Ashen Abhorrence“ dem Symphonic Black Metal der Neunziger neues Leben ein.

Die Magie, wo ist sie nur hin? Die Magie der alten Zeit, heraufbeschworen von knapp noch Halbwüchsigen mit einer großen Vision und noch größerem Ego. Und was ist aus ihnen geworden? Ach ja. Reden wir lieber darüber, dass auch mal Unerwartetes geschehen und eine Band wie PESTILENT HEX quasi aus dem Nichts auf der Bildfläche erscheinen kann. Das finnische Duo schafft es nämlich, die Lücke zu schließen, die hinterlassen wurde, als sich OBTAINED ENSLAVEMENT auflösten, ARCTURUS in Richtung Progressive Metal abhauten und EMPEROR zu komplex und – geben wir es zu – recht verkopft wurden.

Et voilà, „The Ashen Abhorrence“ bringt den Spirit des symphonischen Black Metal der Neunziger zurück. Der Einstand des Duos PESTILENT HEX, bestehend aus Multiintrumentalist L. Oathe und CORPSESSED-Sänger M. Malignant könnte dabei gar nicht sorgsamer ausgearbeitet sein. Zwischen 2017 und 2021 entstanden fünf überbordende Songs und ein Zwischenstück mit einer unwahrscheinlichen Dichte und Detailverliebtheit. Mit der ersten Note wird deutlich, dass PESTILENT HEX legendären Alben wie „Witchcraft“, „Soulblight“, „Aspera Hiems Symfonia“ sowie mit Abstrichen „In the Nightside Eclipse“ Tribut zollen.

Frisch und zeitlos: PESTILENT HEX reiten mit ihrem Debütalbum „The Ashen Abhorrence“ nicht nur auf der Nostalgiewelle.

Spätestens nach dem ersten Hören wird deutlich, dass „The Ashen Abhorrence“ mehr als nur eine nostalgische Verbeugung ist und dass es zu früh wäre, sie als Kopisten abzustempeln. PESTILENT HEX schaffen, diese Musik nicht wie aus der Zeit gefallen klingen zu lassen, sondern viel mehr zeitlos und dadurch auch als im Jahr 2022 relevant. Es ist eine vierzigminütige, nokturne Reise, in der zahlreiche Gitarrenharmonien, klassische Riffs, morbide Synthesizer und Pianomelodien ein bombastisches Hörerlebnis bieten, das auch ohne eine ironische Ebene funktioniert, die zuletzt STORMKEEP und HULDER hauchzart auszeichnete. Nicht zuletzt verschafft eine gespenstische, irgendwie viktorianische Note der Musik zusätzlichen Reiz, ganz ohne den CGI-Netflix-Gruselserien-Kitsch von CARACH ANGREN.

Die Band kommentiert: ‘„The Ashen Abhorrence“ was written and arranged between 2017 – 2021 through arduous and endless hours of labor and maddening inspiration.’ Und es wäre eigentlich skandalös, wenn diese Songs schneller entstanden wären. Die harte Arbeit ist der Musik anzuhören, nichts klingt nach Schnellschuss, aber eben auch nicht kalkuliert. Bereits die ersten beiden Stücke erleben in der Raserei immer wieder kleine Höhepunkte und beißen sich mit wahnsinnig guten Harmonien im Ohr fest. PESTILENT HEX fordern aber auch Ausdauer von ihrem Publikum: Zu Beginn scheint „Chapter III: Mephistophelean Liasion“ beispielsweise etwas schwach auf Brust zu sein, erlebt aber im weiteren Verlauf beinahe atemberaubende Steigerungen.

PESTILENT HEX sind extrem sorgfältige Songwriter – „The Ashen Abhorrence“ klingt bei aller Komplexität absolut rund und schlüssig.

„The Ashen Abhorrence“ lässt wenig zu wünschen übrig, gerade für diejenigen, die den üppigen symphonischen Black Metal der Neunziger schmerzlich vermissen. Da fallen die Schönheitsfehler nicht ins Gewicht: Das Drumming dominiert das Klangbild stellenweise zu sehr – andererseits bringt dies den Sound auch in die Jetztzeit. Etwas schwerer wiegt, dass die Stücke hier und da, obwohl in puncto Geschwindigkeit recht ausgewogen, mehr Dynamik vertragen hätten, wie im abschließenden „Chapter VI: Banishment“, bei dem das Grand Finale durch den vorhergehenden, ruhigen Teil richtig fesselnd wird.

Dass „The Ashen Abhorrence“ so gut funktioniert, ist ein kleines Wunder. Hier hört sich nichts nach erzwungen nostalgisch an, viel mehr danach, dass es einfach wieder an der Zeit war, diesen Stil fortzuführen. Dazu passt, dass die Protagonisten diese Musik mit der sprichwörtlichen Muttermilch aufgesaugt haben und ihre Erfahrung in dieses Werk einfließen lassen. Die kleineren und zugegebenermaßen recht subjektiven Schönheitsfehler nehmen auch nichts von der Magie, die dieses Album innehat. Die Magie, die seit gut 25 Jahren verflogen ist und nun frisch und energetisch zurückgekehrt ist. Klar ist: Wer die oben genannten Referenzwerke verehrt, sollte keine Sekunde zögern.

VÖ: 5 von 6 Fluxkompensatoren

VÖ: 8. Juli 2022

Spielzeit: 41:53

Line Up:
L. Oathe – All Instruments
M. Malignant – Vocals & Lyrics

Label: Debemur Morti Productions

PESTILENT HEX „The Ashen Abhorrence“ Tracklist:

1. Chapter I: The Ashen Abhorrence (Official Audio bei Youtube)
2. Chapter II: Nature of The Spirit
3. Chapter III: Mephistophelean Liaison
4. Chapter IV: Interlude – Mists of Oneiros
5. Chapter V: Old Hag
6. Chapter VI: Banishment (Official Audio bei Youtube)

Mehr im Netz:

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