LEECH: If We Get There One Day, Would You Please Open The Gates

Makelloser, breitwandiger Postrock ohne große Überraschungsmomente.

Eines muss man den Schweizern von LEECH bedingungslos anerkennen: Die sechs Musiker haben Ihren Sinn für ausgefeiltes Orchestrieren und bedachtes Arrangieren von Post-Rock-Songs nicht etwa verloren, sondern sogar wesentlich geschärft. Das dürfte besonders denjenigen auffallen, die sich schon eingehend mit dem 2008er Album The Stolen View beschäftigt haben und immerhin knapp fünf Jahre sehnlichst auf den Nachfolger If We Get There One Day, Would You Please Open The Gates gewartet haben. Da ist er nun, und schon mit den ersten Klängen von Turbolina fällt auf, dass der Gesamtsound um einiges synthetischer ausfällt und zahlreiche modulierte Keyboards den monumentalen Charakter der Songs mit noch mehr Texturen und Nuancen unterstreichen. Trotzdem thronen die majestätischen Gitarren, die jeden Ton brillant dort platzieren, wo er hingehört, immer noch über allem. If We Get There One Day, Would You Please Open The Gates ist ein Album, dem man seine makellose Schönheit nicht absprechen kann und möchte. Jedes der acht Mini-Epen folgt einer logischen, minutiös durchgeplanten Struktur, die jedem Song genug Zeit einräumt, seine Breitwandhaftigkeit voll zu entfalten. Während viele Post-Rock-Liebhaber diese Platte mit offenen Armen empfangen und nicht mehr hergeben werden, werden sich diejenigen, die sich von Musik ein gewisses Überraschungsmoment erhoffen, schwer damit tun. Das zurückhaltende, unaufgeregte Schlagzeug und der stets gleichfließende Rhythmus, das beständige Aufeinanderschichten von dickflüssigen Suspensionen aus Delaygitarren und Synths im Sinne des perfekten Songaufbaus, all das wirkt über weite Strecken langatmig und ermattend. Ich vermisse besonders die rhythmische Finesse und die ungewöhnlichen Akkordfolgen von Songs des Vorgängers à la The Man With The Hammer, deren Spannungsbogen sich in überwältigende Höhen schrauben. Solch fesselnde Momente finden sich auf If We Get There One Day, Would You Please Open The Gates meines Erachtens nach leider zu selten (Echolon und Gravity Head). Wenn LEECH also endlich eines Tages am dem Ort ihrer Begierde ankommen, werde ich natürlich sehr gern das Tor öffnen. Ich werde es mir jedoch nicht nehmen lassen, jedem der Jungs in rauen Mengen Energy-Brause und schwarzen Kaffee einzuflößen, in der Hoffnung, dass der Nachfolger wieder mit etwas mehr mitreißender Schönheit aufwarten kann. Wenn das nicht hilft, gibt´s beim nächsten Mal ´ne Adrenalinspritze.

Veröffentlichungstermin: 15.02.2013

Spielzeit: 60:00 Min.

Line-Up:
Urs Meyer
Marcel Meyer
Serge Olar
Tobias Schläfli
Dave Hofmann
Stefan Hell

Produziert von LEECH
Label: Instarmetal ( Cargo Records )

Homepage: http://www.leech.ch
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/leechofficial

Tracklist:
1. Turbolina
2. Echolon
3. March Of The Megalomaniacs
4. Hands Full Of Hearts, Heart Full Of Stones
5. Anthracite
6. October
7. Gravity Head
8. Amazing Hog

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