LEECH: The Stolen View

Ausgezeichneter Instrumental Rock, bei dem meisterhaft alles beachtet wird, was zu beachten ist.

Nach der schönen Split mit LONG DISTANCE CALLING war es zu erwarten, dass die Schweizer Instrumental Rocker LEECH einen richtigen kleinen Hammer in der Hinterhand haben würden. The Stolen View, das erste Album seit acht Jahren, bietet nicht gerade neue, aber unheimlich gut gemachte Genrekost, da die fünf Musiker alles beachten, was es zu beachten gibt. Sie lassen ihren vier überlangen Kompositionen viel Zeit und geben ihnen den nötigen Raum, sich zu entfalten, sie liefern ein wahres Feuerwerk an spannenden Songaufbauten ab, so dass der Hörer in einem Meer aus Klängen dahin getragen wird und zumeist entspannt über die Weltmeere gleiten kann.

Und stell dir vor, du liegst an Deck deines eigenen Segelbootes, mit dem du gerade im riesigen Ozean unterwegs bist, und hast keine Probleme, keine schlechten Gedanken, fühlst dich völlig frei und entspannt. So treibst du dahin mit dem wundervollen Opener Silent State Optimizer. Was ein großartiger Auftakt für ein wirklich schönes Album ist, geht mit The Man with the Hammer dann zum ersten Mal in die Vollen, denn hier wird es düsterer, als würden sich plötzlich Sturmwolken aufbrauen und für raue See sorgen. Entsprechend gibt es einen bedrohlichen Songaufbau, auf den eine heftige Riffexplosion folgt.

Mit einem kurzen instrumentalen Zwischenstück folgt der Übergang zum nächsten Mamuttrack, nämlich dem großartigen Inspiral, welches schon auf der Split mit LONG DISTANCE CALLING für Aufsehen gesorgt hat und in Sachen spannendem, intelligentem Songwriting ein Lehrstück darstellt. Als würden die entspannten Stellen von PELICAN und das verspielte Element von RED SPAROWES aufeinander treffen, endet The Stolen View mit dem knapp 20-minütigen Totem & Tabu. Mit einem komplexen Riff, das bis zur Unendlichkeit variiert wird, mit heftigen Einsprengseln, mit einem atemberaubenden, unheimlichen Break in der Mitte und einem göttlichen Finale ist dies die Sternstunde eines eh schon spannenden Segeltörns, Verzeihung, einer spannenden Platte.

Dargeboten von reifen Musikern, von denen niemand im Vordergrund stehen will, und die alle nur das wichtigste im Focus haben, nämlich die Musik, resultieren die spannenden, abwechslungsreichen Kompositionen. Tolle Ideen an der Gitarre, sowie großartiges Zusammenspiel, sanftes bis peitschendes Drumming bilden hier die Basis und dezente Synthies und Samples runden das Bild entsprechend ab. Liebevoll komponiert, dargeboten, aufgenommen und gestaltet ist das ganze Album. Sicherlich gibt es von LEECH keine Offenbahrung in Sachen Originalität, aber die Musik ist so verdammt gut gemacht, dass einige große Bands im Angesicht dieser Stunde instrumentaler Großartigkeiten erblassen dürften. Bist du ein Feund des Genres, kannst du gar nicht anders, als hier zuzugreifen, denn das könnte dein neues Lieblingsalbum sein.

Veröffentlichungstermin: 10. Oktober 2008

Spielzeit: 53:01 Min.

Line-Up:
Marcel Meyer – Guitar, Piano, Synthesizer
Urs Meyer – Guitar, Piano
Serge Olar – Drums
Tobias Schläfli – Synthesizer
David Hofmann – Bass, Guitar

Produziert von Dave Hofmann
Label: Viva Hate Records

Homepage: http://www.leech.ch

MySpace: http://www.myspace.com/leechofficial

Tracklist:
1. Silent State Optimizer
2. The Man with the Hammer
3. Ziipfe
4. Inspiral
5. I Was Reversed
6. Totem & Tabu

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