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KRATEIN: Trauma

Eine experimentelle Reise in die eigene Psyche auf Basis eines Black Metal-Fundaments: Unbequem und faszinierend, anstrengend und erlösend gleichermaßen.

Was haben Angela Merkel und Johannes B. Kerner gemeinsam? Richtig, sie sind beide im Intro von “Trauma” zu hören. Mag sein, dass dieser Einleitung die Pointe fehlt, aber selbiges kann man zumindest stellenweise auch von KRATEINs Debüt “Trauma” behaupten. Die abzüglich Intro fünf darauf enthaltenen Songs machen einen spontanen Eindruck, so als ob sie das Ergebnis ausgedehnter Jamsessions im Proberaum seien.

Dementsprechend geschlossen wirkt das Material, kann sich aber nicht dem Verdacht erwehren, dass die ausgedehnten, experimentellen Arrangements manchmal ihr Ziel aus den Augen verlieren. Deshalb ist “Trauma” allerdings noch lange nicht schlecht. Der avantgardistische, experimentierfreudige Black Metal ist sogar ziemlich interessant und sein Ansatz unverbraucht. Während im Hintergrund die ungeschliffenen Schrammelgitarren für ein frostiges Fundament sorgen, tragen cleane Gitarrenklänge die federleichten wie unbequemen Melodien. Federleicht, da verträumt und abgehoben; unbequem, da die Gitarren wie in “II” beizeiten leicht verstimmt anmuten.

“Trauma” ist ein interessantes wie unbequemes Stück Musik

Dies scheint jedoch gewollt zu sein, wie das ruhige Instrumental-Stück “IV” mit seinen teils dissonanten Akkorden nahe legt. Aber warum auch nicht, denn den Albumtitel fangen KRATEIN dadurch hervorragend ein. “Trauma” vermittelt einem wirklich das Gefühl der Ohnmacht, des Deliriums. Daher ist es nur richtig, dass die schwarzmetallischen Vocals im Gesamtbild eher in den Hintergrund gemischt wurden und mehr Teil der verstörenden Erfahrung sind als Medium, um Geschichten zu erzählen.

Vom dünnen Schlagzeug abgesehen fügt sich selbst die Produktion diesem Konzept und unterstreicht so das Fazit, das sich alsbald unabänderlich in den Kopf gebrannt hat: “Trauma” ist ein interessantes wie unbequemes Stück Musik, das entdeckt werden will. Das großen Mut an den Tag legt und sich ab und an in der eigenen Welt verliert. Das Konventionen über Bord wirft und sich abseits vertrauter Pfade einen eigenen Weg im Nebel sucht. Und dafür kann man es hassen oder lieben gleichermaßen.

Veröffentlichungstermin: 08.02.2010

Spielzeit: 36:16 Min.

Line-Up:

Metus – Vocals
Frederic – Guitars
Hysteriis – Guitars
Nebular – Bass
Lord Asgoroth – Drums

Produziert von KRATEIN
Label: Folter Records

KRATEIN “Trauma” Tracklist

01. I
02. II
03. III
04. IV
05. V
06. VI

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