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THE GHOST INSIDE: Searching For Solace

THE GHOST INSIDE passen sich an: Die eigene Identität geht über Bord, während sich “Searching For Solace” mit süßlichem Songwriting am Radio-Format versucht.

Es ist kein Geheimnis, dass sich viele Künstler:innen im modernen Metal über kurz oder lang Hilfe beim Songwriting suchen. Neue Impulse sind wichtig, besonders wenn man auch kommerziell die nächste Stufe erreichen will. Ein Ziel, das für THE GHOST INSIDE wohl nicht die geringste Priorität hatte, wie der musikalische Umschwung auf „Searching For Solace“ vermuten lässt: Den von Melodic Hardcore geprägten Metalcore tauschen die US-Amerikaner gegen noch simplere Strukturen, eingängige Singalongs und breitgetretene Genre-Konventionen.

Dass uns beim Blick in die Songwriting-Credits zweier Nummern auch der Namen Cody Quistad (WAGE WAR) entgegen springt, verwundert daher nicht: „Split“ und „Light Years“ folgen stur dem vorhersehbaren Schema des Gitarristen und Songschreibers, der für den zeitgenössischen Metalcore das Radioformat entschlüsselt, aber dabei noch jeder Band das letzte bisschen Individualität ausgemerzt hat.

THE GHOST INSIDE setzen auf Klargesang und Radio-Appeal

Da „Searching For Solace“ dieses Rezept allem Anschein nach als Blaupause diente, bewegen sich THE GHOST INSIDE rund 37 Minuten lang nicht nur am Rande des Stilbruchs, sondern der Belanglosigkeit. Wenngleich qualitativ ordentlich und zugänglich konzipiert, fehlt dem sechsten Studioalbum des Quintetts das eigene Profil genauso wie der Ansatz einer Identität: Stattdessen nudeln sich die Musiker durch süßliche Melodien voller Synthesizer, ohne dem Genre dabei irgendetwas von Substanz zu hinterlassen.

An Bassist Jim Rileys zuckrigem Klargesang in „Secret“ oder „Going Under“ haben wir uns nicht nur aufgrund der zahlreichen Post-Processing-Effekte auf dessen Stimme schnell sattgehört. Es fehlen Kanten und Widerhaken – ein fast desolater Zustand, den wir in der Vergangenheit nicht im Traum mit THE GHOST INSIDE in Verbindung gebracht hätten. Klar, zu simplen Downtuned-Breakdowns wie in „Split“ oder „Death Grip“ lässt sich hervorragend der Nacken trainieren, nur haben wir solcherlei Späße in dieser Form mittlerweile hundertfach gehört. Gleiches gilt für die weichgespülte und daher umso passender betitelte Radio-Single „Wash It Away“, die auch das letzte bisschen THE GHOST INSIDE-DNA auf eine Reise durch den Abguss schickt.

“Searching For Solace” fehlt die eigene Identität

„Embrace the change“, rät Shouter Jonathan Vigil in “Earn It” mit markiger Stimme. Wahre Worte, die wir gerne beherzigen, indem wir stets offen bleiben für Neues. Da uns der Frontmann mit seinen Kollegen aber nur lau aufgewärmten Einheitsbrei vom Vortag auftischt, müssen wir uns diesmal leider in Verzicht üben. Sein Publikum finden wird „Searching For Solace“ natürlich trotzdem, schließlich verpflichtet man als gestandene Band einen derart gefragten Songschreiber nicht ohne guten Grund.

Veröffentlichungstermin: 19.04.2024

Spielzeit: 37:15

Line-Up

Jonathan Vigil – Vocals
Zach Johnsin – Gitarre, Backing Vocals
Chris Davis – Gitarre, Backing Vocals
Jim Riley – Bass, Vocals
Andrew Tkaczyk – Schlagzeug, Percussion

Produziert von Dan Braunstein, Cody Quistad, Carson Slovak und Grant McFarland

Label: Epitaph Records

Homepage: https://theghostinside.com/
Facebook: https://www.facebook.com/theghostinside

THE GHOST INSIDE “Searching For Solace” Tracklist

1. Going Under
2. Death Grip (Video bei YouTube)
3. Light Years
4. Secret
5. Split (Lyric-Video bei YouTube)
6. Wash It Away (Video bei YouTube)
7. City Scapes
8. Earn It (Video bei YouTube)
9. Wrath Playing God
10. Reckoning
11. Breathless

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