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HEXIS: Aeternum

Unterwegs als Missionare des Schmutzes: HEXIS predigen auf allen Bühnen der Welt vom Nichts und der Schwärze. Mit dem dritten Album „Aeternum“ sind neue Psalmen dazu gekommen. Und die hinterlassen körperliche Wirkung.

Im angeschwärzten Hardcore-Bereich sind HEXIS sicherlich diejenigen mit dem größten Punk-Ethos und den meisten Kilometern auf dem Van. Dass HEXIS überhaupt Zeit haben, im Studio zu arbeiten, ist selbst nach zwei Jahren Covid19 noch überraschend. Der Kopenhagener Bandgründer Filip Andersen und seine internationale Besetzung predigen als Missionare den puren Nihilismus und bereisen mit ihrer Botschaft auch Länder, von denen andere Bands nicht gewusst haben, dass sie überhaupt existieren. Dass HEXIS den Großteil ihrer Energie auf die Liveperformances legen, mag klar sein, schlampige Songschreiber sind sie deswegen nicht. Im Gegenteil: „Aeternum“, ihr erstes Album seit 2017 bietet Pessimismus in Reinform.

Nur wenige Bands haben in diesem Bereich die Entschlossenheit, eine Führungsrolle zu übernehmen – HEXIS gehören eindeutig dazu. Und sie sprechen eine deutliche Sprache: Pechschwarze Atmosphäre und ohnmächtige Wut sind die beiden Säulen, auf denen „Aeternum“ fußt. HEXIS erzeugen einen Strudel aus negativer Energie, zeigen sich in der Folge aber doch reifer als gedacht. Das mag bei den beiden ersten Tracks „Letum“ und „Divinitas“, die beide trotz ihrer Geschwindigkeitsunterschiede ziemlich typisch für HEXIS geraten sind, noch nicht auffallen. „Exhaurie“ ist mit knapp acht Minuten ein schleppend-langsames und dabei ungemein stimmungsvolles Sludge-Stück, das am Ende mit dem bittersüßen Gesang von Marietheres Schneider wie ein Abgesang auf alles Leben klingt.

Nihilismus in Reinform: „Aeternum“ zeigt HEXIS im Studio mit ähnlicher Intensität wie auf der Bühne.

Auch im Anschluss lassen HEXIS uns auf ihrem Drittwerk immer wieder eine derartige Intensität spüre: Das kurze „Interitus“ ist eine Reminiszenz an die hässlichsten Zeiten von CELESTE und „Accipis“ zermalmt die gesamte Welt mit einem Fausthieb und verbirgt einige böse, dröhnende Synthesizer unter der Riffwand. Die kraftvolle und ungemein wütende Stimme von Filip Andersen führt die Band an, die Riffs bleiben stets prägnant und wirken nie beliebig, auch wenn es insgesamt wenig Variation gibt. Das hat künstlerisch aber auch seine Vorteile, denn durch die sich ähnelnden Riffs erschaffen HEXIS ein stringentes Album, das seinen Griff nicht vom Hörer löst.

Über die gesamten 45 Minuten können HEXIS ihre Intensität allerdings nicht aufrecht erhalten. Gegen Ende verliert die Band ihre Hörer immer wieder kurz, der zweite Sludge-Track „Vulnera“ hat nur stellenweise die Aura, die „Exhaurie“ so besonders werden ließ, und auch „Captivus“ will nicht so recht gefangen nehmen. Vielleicht ist da einfach ein bisschen zu viel von allem auf „Aeternum“ und es hätte kürzer sein dürfen; Nichts und Schwärze kratzen hier an der Überdosis. Umso besser, dass mit dem doomigen „Amissus“ das Album beginnt auszuschleichen und zumindest eine Nuance Gefühl enthalten ist, die von dem morbid-repetitiven Outro abgelöst wird und ein Publikum voller Beklemmungen hinterlässt.

„Aeternum“ hat mehr zu bieten, als es anfangs den Eindruck macht: HEXIS haben ihre Qualitäten als Songschreiber verbessert.

Es lohnt sich somit, bis zum Ende am Ball zu bleiben. HEXIS sind sorgfältigere Songschreiber als in der Vergangenheit und haben trotz vereinzelter Durchhänger in der zweiten Hälfte bis zum Ende der Dreiviertelstunde etwas zu sagen. Es überrascht vielleicht, dass sich „Aeternum“ mehr entfaltet, als es nach dem ersten Durchgang den Eindruck macht. Doch hinter der Soundwand sind immer wieder Details versteckt, Drones, verstörende Synthesizer und Leadgitarren sind an zahlreichen Stellen zu finden, die auf den ersten Eindruck nur Radau beinhalten. Filip Andersen und seine Band als Songwriter zu unterschätzen ist somit ein Fehler.

Garstiger als HEXIS kann diese Musik nicht gespielt werden, Schmutz und Hass gehen hier Hand in Hand und erzeugen den Stoff, aus dem Albträume sind. HEXIS zeigen mit diesem Album, dass ihre Erfahrung als Studioact langsam aber sicher mit der Erfahrung als Liveband in unheiliger Mission mithalten kann. Auch der brachiale und derbe Klang von Fredrik Nordström schafft es, dass sich HEXIS von ihrem Furor auf der Bühne nicht so drastisch unterscheiden. Dennoch, in diesem Bereich haben – nach einiger Eingewöhnungszeit – CELESTE mit „Assassine(s)“ das stärkere, weil frischere Album veröffentlicht. Davon abgesehen ist „Aeternum“ ein gnadenloses Werk, dessen Bitterkeit beinahe körperlich spürbar ist. Da ist Bekehrung fast schon unausweichlich.

Wertung: 9 von 12 Segnungen

VÖ: 26. August 2022

Spielzeit: 45:42

Line-Up:
Filip Andersen – Vocals
Dalle Oldman – Guitars
Luca Mele – Bass, Backing Vocals
Felix Kothe – Drums

Label: Debemur Morti Productions

HEXIS „Aeternum“ Tracklist:

1. Letum
2. Divinitas (Official Video bei Youtube)
3. Exhaurie (Official Visualizer bei Youtube)
4. Interitus
5. Tacet
6. Accipis
7. Nunquam (Official Video bei Youtube)
8. Vulnera
9. Captivus
10. Memento
11. Amissus (Official Visualizer bei Youtube)
12: Aeternum

Mehr im Netz:

https://www.hexisband.net/
https://hexisband.bandcamp.com/
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