GLASS CASKET: Desperate Man´s Diary

Reifer, ernstzunehmender Deathcore-Wahnsinn auf hohem Niveau.

Wer im Glassarg sitzt, der sollte… nein, dieser Spruch wäre viel zu vorhersehbar. Ich schenk ihn mir, ausgemacht? Weil auf so ein Niveau begebe ich mich gar nicht erst. Reden wir lieber über Musik. GLASS CASKET konnten sich mit ihrem Debüt vor knapp zwei Jahren schon einige Pluspunkte einheimsen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich dieses Album heute noch genauso bewerten würde. Desperate Man´s Diary ist allerdings ein gehöriger Schritt nach vorne.

Zwar gibt es immer noch technischen Deathcore oder Mathcore oder weiß der Kuckuck was zu hören, aber inzwischen ist deutlich mehr Gefühl in die Musik. Nein, Emo hat nicht seinen Weg auf dieses Album gefunden, viel mehr gibt es atmosphärische Passagen zu hören, wie Too Scared to Live oder auch das bittere Name Above All Names deutlich macht, das eigentlich lediglich aus Piano und dem gesprochenen Text von Adam Cody besteht. Dazwischen liegt viel Wahnsinn. Viel obertechnischer Death Metal inklusive teilweise sehr nervenden Frickelsoli, etwas MESHUGGAH-Rhythmik wie in Myspace Girl und The Redeemer, etwas Hard- und Metalcore sowie ein paar Black Metal-Riffs und schon ist das Gebräu fertig, das eigentlich ein jeder bereits kennt, der sich in einschlägigen Kreisen bewegt oder Platten von BETWEEN THE BURIED AND ME in- und auswendig kennt.

Wirklich Neues bietet Desperate Man´s Diary also nicht, aber dafür sind GLASS CASKET technisch und songwriterisch über jeden Zweifel erhaben. Weder wird nur gefrickelt, noch mit Blast Beats um sich geschossen oder in undurchsichtigen Songstrukturen das Seelenheil gesucht. Im Gegenteil, teilweise haben die Fünf aus North Carolina richtig gute Songideen parat. Fans diverser Popstars kennen sich nach dieser wilden, zügellosen Behandlung zwar mit Sicherheit nicht mehr aus und erkennen auch garantiert keine eingängige Riffs, aber Freaks dürfte dies leichter ins Ohr gehen als der Vorgänger.

Unterm Strich bleibt ein sehr massives, brutales und gescheites Album, mit dem sich GLASS CASKET als eine ernstzunehmende Band manifestieren – zwar als keine innovative und bahnbrechende, aber immerhin. Desperate Man´s Diary ist ein kurzes Album mit wenigen Kritikpunkten, einem geschlossenen Gesamteindruck und der nötigen Portion Ernsthaftigkeit, um sich von einigen ihrer Kollegen abzuheben. Death- und Mathcore-Freaks sollten sich Desperate Man´s Diary auf den Einkaufszettel notieren, der kompakte Zweitling der Amis kann so einiges.

Veröffentlichungstermin: 27. Oktober 2006

Spielzeit: 33:24 Min.

Line-Up:
Adam Cody – Vocals
Dustie Waring – Guitar
Ian Tuten – Guitar
Sid Menon – Bass
Blake Richardson – Drums

Produziert von Jamie King
Label: Alveran Records

Homepage: http://www.glasscasket.com

Tracklist:
1. Phenomenon
2. Too Scared to Live
3. Genesis
4. Myspace Girl
5. A Cork Stops the Whining
6. Post Traumatic Death
7. I Slept
8. The Redeemer
9. Name Above All Names

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