FELSKINN: Felskinn

Ordentlicher Hardrock mit modernen Einflüssen – enorm selbstbewusst, aber stellenweise gesichtslos.

Bei diesem Album handelt es sich eigentlich um das Solo-Werk von ex-KROKUS-Sänger Andy Portmann. Erst nach den (mit Hilfe von Studiomusikern gemachten) Aufnahmen fand er Mitstreiter für eine richtige Band. Zum Glück macht sich das auf der CD lediglich dadurch bemerkbar, dass die Stücke sehr fokussiert arrangiert wurden und ohne unnötige Instrumentaleskapaden auskommen. Die wären eindeutig fehl am Platz. Denn die gebotene Mucke zeichnet knallt direkt mit voller Wucht aus den Boxen. Stilistisch bewegt sich FELSKINN eindeutig im Hardrockbereich, bemüht sich jedoch um einen zeitgemäßen Klang. Wirklich moderne Einflüsse gibt es allerdings nur zu Beginn des Openers 170105 in Form eines NuMetal-lastigen Einstiegsriffs und beim verzerrten Gesang von Love And Hate. Das restliche Material erinnert mit seinem transparenten Riffing öfters an Bands wie JADED HEART und GOTTHARD. Bei But It´s Like wird zwischendurch ordentlich Gas gegeben, während Stay Together als obligatorische Ballade arg viel Weichspüler abbekommen hat.

Die Leistung aller beteiligten Musiker verdient das Prädikat makellos. Die Produktion ist druckvoll ausgefallen, wobei der Gesang nicht unnötig in den Vordergrund gerückt wurde. Die Ausgangsbedingungen sind also gut. Das Songmaterial lässt dagegen stellenweise die nötige Entschlossenheit vermissen. Gerade ein kopfloses Lied wie Sleep Well hinterlässt Fragezeichen. Auch sonst sind die Refrains nur selten so einprägsam, wie man es sonst in dieser Musikrichtung gewohnt ist. Dabei ist gerade die erste Albumhälfte sehr geradlinig ausgefallen. Wäre Portmann ein Sänger mit weniger Routine und Talent, würde FELSKINN dadurch in die Mittelmäßigkeit abdriften. Im Endeffekt reißt seine kräftige Stimme die unentschlossenen Ideen mit und gibt der Musik erst ein Gesicht. Ein großes Manko sind leider die Texte, die im ruhigen Abschlusstrack Nothing ihren traurigen Tiefpunkt erreichen. Obwohl Portmann (zu meiner großen Freude) kurze Kommentare zu den Songs ins Inlay geschrieben hat, beschreiben die Worte und Sätze ungemein vage diverse diffuse Themen. Besonders deutlich wird die Lage bei Stillstand, einem ansonsten sehr guten Song, und But It´s Like – ebenfalls eine der besseren Nummern. Die meisten Zeilen wollen mir auch nach ausgiebiger Befragung ihre Bedeutung nicht mitteilen. Zugleich vermitteln sie in ihrer Gesamtheit auch nicht die geheimnisvolle Unnahbarkeit, die insbesondere im Progressive Metal häufig anzutreffen ist.

Felskinn ist somit ein frisches, schwungvolles Album, das enorm selbstbewusst, aber teilweise gesichtslos rockt.

Veröffentlichungstermin: 07.04.2006

Spielzeit: 37:01 Min.

Line-Up:
Andy Portmann: Gesang, Keyboards
Stefan Schroff: Gitarre
Sarah Zaugg: Bass
Flavio Mezzodi: Schlagzeug

Produziert von Andy Portmann
Label: Montaphon Records

Homepage: http://www.felskinn.ch

Tracklist:
1. The Boat
2. 170105
3. But It´s Like
4. The Way
5. Life Was Better
6. Stay Together
7. Stillstand
8. Sleep Well
9. Love And Hate
10. Nothing

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