CIRCLE OF TYRANTS: The Art Of Intensity

CIRCLE OF TYRANTS spielen schwierig einzuordnenden, melodischen Metal, der stehts für Überraschungen und offene Mäuler sorgen wird. Da man sich das Album komlett und kostenlos auf der offiziellen Homepage herunterladen kann, sollte man hier mal in jedem Falle mal reinhören…

Oft werde ich von weltoffenen Schwermetall-Laien gebeten, doch einmal einen Tonträger meines Vertrauens auszugraben, damit man sich mal ein paar aussagekräftige Impressionen von meinen ungewöhnlichen Musikvorlieben verschaffen kann. Gewiss ist dies zunächst keine unangenehme Situation, schließlich bietet sich hier die einmalige Gelegenheit, auf direktem Wege musikalische Überzeugungsarbeit leisten zu können, jedoch erweist sich die Wahl der richtigen Einstiegsband, die ja schließlich auch hundertprozentig meinen eigenen Geschmack treffen sollte, als eine ziemlich schwerfällige Prozedur: Eine Prise CALLENISH CIRCLE, ein Teelöffel AMON AMARTH und ein Schuss SATYRICON wäre beispielsweise genau das richtige Rezept, jeden Anti-Metal-Schuppen binnen weniger Sekunden in ein menschenleeres Vakuum zu verwandeln, gibt man noch eine Messerspitze VADER hinzu, würden wohl aufgrund der panischen Fluchtbewegungen auf einen Schlag eine ganze Latte neuer Bestzeiten im 5000-Meter-Lauf erreicht.

Glücklicherweise gibt es jedoch seit einigen Monaten einen ganz neuen Hoffnungsschimmer für all diejenigen, die bei ihren Bekehrungsversuchen bisher ähnlich fragwürdige Erfolge verbuchen konnten: Bei CIRCLE OF TYRANTS handelt es sich um eine gerade einmal vor knapp zwei Jahren gegründete Combo, die in diesen Tagen mit ihrer Demo The Art Of Intensity ein erstes aussagekräftiges Lebenszeichen von sich gibt, das tatsächlich viele stilistische Strömungen auf positive Art in sich eint und für all diese Sparten auch einen zulänglichen Paten abgeben kann. Musikalisch haben sich die Hessen in eine Nische begeben, die man zwar mit Schlagwörtern wie 80er Metal oder Power Metal umschreiben kann – dennoch ist selbige aber auf irgendeine Weise ziemlich unergründlich, denn das Soundgefüge des Quintetts ist wesentlich umfangreicher, als es vielleicht zunächst den Eindruck erwecken könnte. Als geeignetes Beispiel erweist sich hier gleich der bärenstarke Opener Deamonicus, denn hier eröffnet man das Stück mit einem brachialen Death Metal-Intro, löst es jedoch nach einer halben Minute mit einer ruhigen Strophen-Passage ab. Schnell hat der Schubladen-Festischist also beschlossen, dass man mit dem jetzigen Sonor und dem melancholischen Gesang von Holger Noll unmissverständlich die Wege von Acts wie CHARON oder auch POISONBLACK kreuzt, doch ehe er das Wort Klon überhaupt aussprechen kann, feuern ihm CIRCLE OF TYRANTS mit einem MESHUGGAH-artigen Stakkatopart eine fette Ohrfeige ins verblüffte Gesicht, die dem voreiligen Zuhörer nur so die Kinnlade herunterklappen lässt. Mit ähnlichen Überraschungmomenten wird auch im weiteren Verlauf des Songs fortgefahren, auffällig dabei ist aber auch die stets herrschende Nachvollziehbarkeit und der enorm hohe Wiedererkennungwert der Stücke – für eine erste Demo ist diese Leistung wirklich mehr als beachtlich! Ein weiterer Stichpunkt in der positiven Bewertungsspalte ist die hohe musikalische Bandbreite der Band, denn im Folgenden betritt man nicht selten völlig fremdes Terrain, ohne jedoch die eigene Duftnote ganz zu verlieren: Auf The Art Of Intensity finden sich Power Metal-Stücke (Revolution, Empty Eyes), mehrere Balladen (Your Way, I Cry und das Schlusslicht I Can´t Believe) und mit Hate sogar eine treffend betitelte Speed-Nummer, bei der Sänger Noll plötzlich ungewöhnlich rauh agiert und geschickt zwischen moderaten Growls und seinem unverwechselbarem Clean-Gesang pendelt.

Insgesamt ist The Art Of Intensity also ein durchgehend hochwertiger Erstling geworden und die Band hat mit selbigem in jedem Falle auf sich aufmerksam gemacht – von dieser Combo werden wir mit Gewissheit in den nächsten Jahren noch einiges hören, obwohl die Musiker mit ihrem Alter von im Schnitt 30 Lenzen und der 15-jährigen Banderfahrung nicht mehr zu den Jüngsten zählen dürften. Doch gerade die Erfahrung bewährt sich auf dem Album, denn die Tyrants beherrschen nicht nur ihre Instrumente im Schlaf, sondern verantworten sich auch für eine astreine und druckvolle Produktion jenseits des Underground-Durchschnitts. Da man sich die komplette Demo bequem und kostenfrei auf der offiziellen Homepage herunterladen kann, dürfte es für euch ja kein Problem sein, zukünftig bei den anfangs erwähnten musikalischen Lehrstunden von jetzt an eine geeignete CD in petto zu haben.

Spielzeit: 53:07 Min.

Line-Up:
Holger Noll – vocals

Michael Volk – guitar

Heiko Schulz – guitar

Jörg Reinhardt – bass

Alex Straka – drums
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.circle-of-tyrants.de

Email: info@circle-of-tyrants.de

Tracklist:
01. Deamonicus

02. Revelution

03. Empty Eyes

04. Your Way

05. I Cry

06. The Maze

07. Hate

08. Circle Of Tyrants

09. I Can´t Believe

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