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BRUTUS: Live In Brussels

Der Nachfolger von „Unison Life“ mag längst fällig sein, stattdessen haben BRUTUS für ihre Fans ein weiteres Livealbum parat. Immerhin: „Live In Brussels“ ist nicht dazu da, um Zeit zu schinden.

Der Verfasser nimmt es BRUTUS schon ein wenig übel, dass sie im Rahmen von des wundervollen Albums „Unison Life“ keinen Stopp in seiner Region machten. Freilich, der Autor ist reisefaul geworden, und er redet sich gerne auf die Verantwortung als Vater heraus, aber dennoch: Dass diese so tourfreudige Band um seine Heimatstadt einen weiten Bogen machte, tat ein bisschen weh. Nun ist es ein großes Glück, dass BRUTUS eine fantastische Live-Band sind, dass sie ein Faible für Livealben haben, in Brüssel ganze drei „Unison Life“-Abschiedsshows spielten, und dass die letzte dieser Shows nun als Livealbum erscheint.

Der Abschied vom „Unison Life“-Zyklus fällt schwer, sodass BRUTUS ihm live mit der beeindruckend großen Show von „Live In Brussels“ die Ehre erweisen.

Das zeigt, welchen Sprung BRUTUS bereits gemacht haben, vor allem in ihrem Heimatland. Völlig zurecht, über die Qualität des Trios ist hier bereits zur Genüge geschrieben worden. Dass sich „Live In Brussels“ hauptsächlich aus Songs von „Unison Life“ speist, ist somit keine Überraschung. Mit neun von zehn Stücken ist fast alles dabei, was das Herz begehrt, nur „Dreamlife“ fehlt (und hätte gerne das relativ unterspannte „Storm“ ersetzen dürfen). Auch wenn es „Live In Brussels“ anzuhören ist, dass die Halle, verglichen mit dem Club von „Live in Ghent“ eine größere ist, der rohere Sound steht dem Material des Albums „Unison Life“ richtig gut. Die Emotion transportierte die Studioaufnahme allerdings über weite Strecken besser, was vielleicht daran liegt, dass es für Stefanie Maennerts eben doch keine Selbstverständlichkeit ist, Gesang und Drumming zu verbinden. Ausnahme: „Desert Rain“ und „Sugar Dragon“, die man wirklich in jeder Pore spüren kann.

Die Leidenschaft, die sich in diesem Setting vor allem durch die Power auszeichnet, ist BRUTUS aber durchgehend anzuhören. Schließlich belassen es Maennerts, Mulders und Vanhoegaerden nicht dabei, die Songs nach plump nachzuspielen. Und ja, ein paar Hits hätte der Verfasser gerne noch gehört, selbst wenn sie bereits auf dem letzten Livealbum zu hören waren und dafür der Non-Album-Track „Paradise“. Und doch: „Drive“, „Cemetery“ und „Techno“ hätten gerne das Set auf die vollen zwei Stunden ausdehnen können. Denn selbst wenn man nicht in der Menge steht und zusammen mit BRUTUS schwitzt und dem restlichen Publikum springt, tobt und mitsingt, ist „Live In Brussels“ eine sehr kurzweilige Angelegenheit und vergeht wie im Flug.

Lebendig gestaltete Songs, eine kurzweilige Setlist und hohe Intensität: BRUTUS machen auf „Live In Brussels“ vieles richtig.

Wer ein wenig rechnen kann, merkt, dass bei sechzehn Songs in anderthalb Stunden die Show ausgedehnt wird. Glücklicherweise verlieren sich BRUTUS nicht in sinn- und ziellosen Jams, sondern erweitern die Songs sanft und sinnvoll. So hängen BRUTUS gerne mal einen Refrain dran („Victoria“) und nutzen die leichteren Teile der Songs, um sich etwas auszutoben und ihrem Spieltrieb nachzugehen. Und mal ist ein etwas längeres Intro zu hören, wie in „What Have We Done“, „Space“ und „Fire“, aber niemals nervt das. Längen erzeugen BRUTUS hier keine, nicht mal im auf 13 Minuten ausgedehnten „Sugar Dragon“. Viel mehr zeugt das davon, wie gut das Trio eingespielt ist und dass sie wissen, wie eine gute Dramaturgie im Liveset untergebracht werden kann.

Als Fazit bleibt, dass BRUTUS eine der besten Livebands ihrer Generation sind, dass ein Konzert einem Livealbum selbstredend vorzuziehen ist, und dass „Live In Brussels“ zumindest für die Fans des belgischen Trios eine lohnenswerte Angelegenheit ist, immerhin agieren hier hör- und spürbar Band wie Publikum aus vollem Herzen. Dieses Momentum nutzen BRUTUS sicherlich bereits, um das nächste Kapitel in ihrer Geschichte zu schreiben. Ergo: Jetzt aber husch, husch ins Studio, Stefanie, Stijn und Peter, damit „Unison Life“ einen ebenbürtigen Nachfolger erhält und der Verfasser euch endlich mal wieder in voller Physis live und direkt erleben kann.

Wertung: 12 von 16 Zugaben

VÖ: 28. November 2025

Spielzeit: 92:17

Line-Up:
Stefanie Mannaerts – Vocals, Drums
Stijn Vanhoegaerden – Guitar
Peter Mulders – Bass

Label: Hassle Records

BRUTUS „Live In Brussels“ Tracklist

1. Miles Away
2. Brave
3. Liar
4. Justice De Julia II
5. Storm
6. War (Official Video bei Youtube) 
7. Victoria
8. What Have We Done
9. Chainlife
10. Space
11. Fire
12. Dust
13. Paradise (Official Video bei Youtube) 
14. Dessert Rain
15. All Along
16. Sugar Dragon

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