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ARISTILLUS: Devoured Trees & Crystal Skies

Alle Achtung. Ein Haufen norwegischer Jungspunde verschreibt sich dem Posthardcore-, Screamo-Sound und rutscht nicht in die Bollo- oder peinliche Emocore-Ecke ab. Das kann man ja nur gut finden.

Notiz an mich: Lese nie mehr das Promosheet bevor du mal reingehört hast. Denn als ich die Labelinfo zum ARISTILLUS-Debut Devoured Trees & Crystal Skies las, war ich schon versucht, die Band gleich mal für die Ausmusterung vorzumerken. Konnte wirklich was gutes aus einem Studio kommen, in dem Mitglieder der Band HAUST (welche vor kurzem in München eine wirklich, hust, grandiose Figur im Rahmen der ROTTEN SOUND-Tour gemacht hat) das Sagen haben? Ich habs ja bezweifelt – und wurde wirklich verdammt positiv überrascht.

Denn während HAUST zumindest live mehr sowas wie die grintig-angepissten, bierophilen Bauerprolls mit Metzgerattitüde waren, liefern ARISTILLUS eine Platte ab, die, wie die vor kurzem besprochene Scheibe Old Pride von PIANOS BECOME THE TEETH, alten Vorbildern huldigt und einige der eher unnützen Innovationen der letzten Jahre einfach mal vergisst. Retro for the win, sozusagen. Dass die Band grad mal ein Durchschnittsalter von 18/19 Jahren hat, ist dabei mehr als überraschend, wurden die doch vermutlich genau mit dem ganzen – Verlaub – Mist sozialisiert, der in den letzten Monaten und Jahren von den Labels auf den Markt für die Scheitelträger unter uns geworfen wurde.

Doch was im Detail macht die Scheibe jetzt interessant. Beim ersten, zweiten und dritten Hören wurde ich immer wieder an ein Meisterwerk erinnert, welches mich vor paar Jahren täglich begleitet hat: THURSDAYs War All The Time. Auch wenn ARISTILLUS öfters den postigen Momenten fröhnen und dabei an Bands wie NIHILING oder LONG DISTANCE CALLING erinnern, so merkt man bei der Melodik und den Ideen der Band, dass doch immer wieder THURSDAY, gemischt mit screamolastigeren Bands wie JR EWING oder ENVY Pate gestanden haben dürften oder zumindest bei den Gitarristen der Band hoch im Kurs sind.

Doch trotz der Postrockanleihen verlieren sich ARISTILLUS in keiner Nummer in zu langen Dudelorgien, sondern schaffen es immer wieder, den Songs an der richtigen Stellen wieder die richtige Wendung zu geben, der gelegentliche Einsatz von Pianos wirkt auch nie deplaziert, sondern bettet sich stimmig ins Gesamtbild ein. Auch klingt die Produktion von HAUST-Chef Ruben Willem nicht zu poliert, sondern hat – ähnlich wie die früheren Alben von AT THE DRIVE-IN – einen schönen kratzigen Charme.

Zu viele Lorbeeren kann ich aber auch nicht verteilen. Denn auf der anderen Seite hat man mit diesem Album klar nicht die Innovationsbombe in Scheibenform am Start und hier und da hört man der Band noch sein junges Alter an. Aber wer dieses Jahr gerne mal aktuelle Scheiben hören will, die die guten alten Zeiten des Posthardcore wiederbeleben, der kann sowohl bei ARISTILLUS wie auch mit PIANOS BECOME THE TEETH glücklich werden.

Veröffentlichungstermin: 03.06.2011

Spielzeit: 35:07 Min.

Line-Up:
Simon D. Bergseth: Vocals, Guitars, Keys
Alexander J. Lindseth: Bass, Vocals
Magnus Steffensen: Drums

Produziert von Ruben Willem
Label: Fysisk Format

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/thearistillus

Tracklist:
1. Dying, Keep Dying
2. Neurotic
3. Incomparable Tree
4. Thru This Place
5. Bury The City Lights
6. Circles
7. Colour The Hope
8. Exit, Evolve
9. When The Flower Grows
10. WSTFO

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