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ANARKHON: Obiasot Dwybat Pnotun

Die nächste Dosis Lovecraft-Metal: ANARKHONs fünftes Album „Obiasot Dwybat Pnotun“ ist ein abstrakter Horrortrip und kann fast mit ULTHARs jüngstem Doppelschlag mithalten.

Und jetzt alle: O-BIA-SOT DWY-BAT PNO-TUN. War doch gar nicht so schwer. Schwerer ist schon die Variante des Death Metals, derer die Brasilianer, die zum Großteil auch hinter den Black Thrasher POWER FROM HELL stecken, auf die Kultisten dieser Breitengrade frönen. ANARKHON, die dank ihrer neuen Lovecraft-Ausrichtung mit „Phantasmagorical Personification Of The Death Temple“ gegenüber ihrer eher infantilen Gore-Geschichten an Profil gewannen, machen nun den nächsten Schritt. Kryptischer Albumtitel, kryptische Musik, so das Motto des Trios, das sich auf ihrem fünften Album als äußerst schwer zu greifen gibt.

Von den klassischen Strömungen im Death Metal sind ANARKHON in dieser knappen Stunde weit entfernt, doch die Ästhetik und der Sound klingen nach der modrigen, alten Schule. Das brasilianische Trio lässt sich davon abgesehen nicht einschränken. Sie spielen mit Dynamik, lassen ihre Songs krude und bizarre Wendungen nehmen und werden so zu labyrinthischen Ungetümen, die ins Innere eines klaustrophobischen Kaninchenbaus führen. Nachvollziehbar ist hier erstmal nichts, auch der spröde Sound sorgt nicht unbedingt für Eingängigkeit oder große Epen wie SULPHUR AEON. Aber das macht gerade den Reiz von „Obiasot Dwybat Pnotun“ aus.

Songs wie labyrinthische Ungetüme: ANARKHON zeigen auf „Obiasot Dwybat Pnotun“ eine überzeugende Entwicklung.

Das Artwork deutet es bereits an, diese acht Songs sind eine Reise in ein Reich, in der die Naturgesetze, respektive die Gesetze traditionellen Songwritings nicht gelten. ANARKHON nutzen viele doomige Versatzstücke, ebenso wie schnelles Chaos und kreieren stets eine kranke Atmosphäre. Die Stücke wählen häufig einen langsamen Aufbau, zwischendurch stehen auf „Obiasot Dwybat Pnotun“ Songs wie „Levitating Among Unspeakable Cosmic Anomalies“, „Whispering the Mantra Of Death In Horrendous Ecstasy“ und „The Aura Of Extinction“ die rasant beginnen. Doch auch dort ist das Endergebnis kein geradliniger Death Metal – es gibt viele verschiedene Twists in den einzelnen Stücken. Und gerade letztgenanntes Stück hat ein zwingendes, hypnotisches Finale.

Anstrengend ist das Album in seiner Gesamtheit, auch trotz einiger ruhigerer und brodelnder Momente und trotz langsamer Songs wie „The Devourer Of Eons Manipulates The Inanimates Puppet Called Man“. ANARKHON gehen dennoch sehr planvoll vor. Das fällt vor allem dadurch auf, da der abschließende Quasi-Titeltrack ein Thema des Openers aufnimmt und so ein geschlossenes Bild erzeugt. Spielerisch ist trotz des Sounds mit dreckigen Gitarren und tief hallenden Drums, eine deutliche spielereische Steigerung erkennbar. Nicht nur die einzelnen Instrumentalisten haben an sich gearbeitet, das Zusammenspiel hat sich verbessert, ebenso wie die kompositorische Qualität der Band.

ANARKHONs Variante des Lovecraft-Death Metals überzeugt auf vielen Ebenen, doch gerade mit seiner Horroratmosphäre punktet „Obiasot Dwybat Pnotun“.

Messen darf sich dieses Album an ULTHARs Doppelgespann „Anthronomicon“ und „Helionomicon“ problemlos, wenngleich ANARKHON weniger Wert auf Technik und mehr Wert auf ein stimmiges Gesamtbild legen. Der stilistische Unterschied wird schon durch das Artwork verdeutlicht; beide Alben haben exzellente Covers, nur eben völlig anders und doch klar dem Lovecraft-Universum und dem extremen Metal zuzuordnen. Qualitativ – und das ist das eigentlich Überraschende an „Obiasot Dwybat Pnotun“ – stehen die Brasilianer gar nicht so weit hinter den US-Amerikanern, gewinnen aber mit Abstand in Bezug auf Horroratmosphäre. Die Erkenntnis im direkten Vergleich ist, dass sogar der sehr nieschige Lovecraft-Death Metal viel Variation zu bieten hat. Hartgesottene gönnen sich hiermit den nächsten Trip nach R’lyeh und beschwören Hastur, indem sie dreimal vor einem Spiegel den Albumtitel wiederholen:

O-BIA-SOT DWY-BAT PNO-TUN
O-BIA-SOT DWY-BAT PNO-TUN
O-BIA-SOT DWY-BAT PNO-TUN

Wertung: 6 von 8 Necronomiconlesungen auf Audible

VÖ: 17. März 2023

Spielzeit: 53:53

Aron Romero – Guitars & Vocals
Jean Raimi – Bass
Wellington Backer – Drums

Label: Debemur Morti Productions

ANARKHON „Obiasot Dwybat Pnotun“ Tracklist

1. Deliberate Chaos Caused By Violations Of The Laws Of Nature (Official Audio bei Youtube)
2. Levitating Among Unspeakable Cosmic Anomalies
3. The Devourer Of Eons Manipulates The Inanimated Pupped Called Man
4. Whispering the Mantra Of Death In Horrendous Ecstasy
5. The Colossal Deformed Hallucination Distort And Violates The State Of Entropy
6. The Aura Of Extinction
7. Dissolution Of The Firmament Through The Wrath Of Spectral Emanations
8. Only Being In A State Of Total Delirium Will You Be Able To Pronounce The Name Of The Unfathomable Nightmare

Mehr im Netz:

https://anarkhonband.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/anarkhon

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