ABIGOR: Fractal Possession

Black Metal-Trip gefällig?

Das Cover war schon einmal da. Aber anders. Stimmt, vor zwölf Jahren war dieser sakrale Bogen auf einem ABIGOR-Cover und läutete stilvoll die blau-schwarze Zeit der grandiosen Nachthymnen ein. Anno 2007 scheint sich das kirchliche Gebäude leicht gewandelt zu haben, wird durchbrochen von einer Art Störfrequenz, zerstückelt, fragmentiert. Ein Filmriss nach dem Trip?

Das könnte es in der Tat sein. Ein Filmriss nach dem Trip. Denn nach einem typisch kaputten, Neuzeit-ABIGOR Intro beginnt eine verstörend-wirre Reise, ein Black Metal-Acid Trip made in Austria. Dieser ist mit einer überproduzierten Soundgewandung ausgerüstet, in der der Drumsound klinisch tot ist und doch so effizient wie ein aufgerüsteter Terminator. Pfeilschnell, präzis und dem Perfektionismus ergeben rast die österreichische Schwarzmetall-Legende durch ihre chaotisch-avantgardistischen Kompositionen. Zwei Dinge werden sofort klar: ABIGOR haben Mut. Und ABIGOR haben geübt.

Mut. Innovation. Provokation. ABIGOR schreiben keine 08/15-Riffs. Die charmanten schwarzmetallischen Rumpeltage sind vorbei. Pagane Melodien sind in? ABIGOR könnten sich nicht weniger darum kümmern. Viel lieber verkriecht man sich im Studio, ignoriert das Flehen treuer Fans nach einem Live-Auftritt und kredenzt Soundwelten, in denen abstruse Samples, messerscharfe Gitarren und Kälte aufeinanderprallen. Die Gesetze, nach denen dieses Klanggewitter geschieht, bleiben geheim und unergründlich. Auch nach dem zehnten Hördurchgang. Hier und da ein hymnischer Moment. Hier und da eine Parallele zu den neueren Zeiten von MAYHEM und KEEP OF KALESSIN. Der Gedanke ist da. Der Gedanke ist wieder weg. Fragmentiert und fortgeweht von der schieren Macht von Fractal Possession.

Übung. Technik. Perfektion. ABIGOR haben es. Alles. Nicht nur die Gitarren in Project:Shadow sind so flitzekackeschnell, dass man nicht wissen will, wieviel im Studio daran herumgeschraubt wurde. Und wieviel echt ist. Letzteres dürfte bei Saitenakrobaten zu suchtartigem Üben führen. Und die Erinnerung an den norwegischen Saitenhexer Ihsahn und seine Prometheus-Zeiten bei EMPEROR wecken. Obwohl ABIGOR in ihrer neuen Zeit extremer, kälter und irrwitziger agieren als die norwegischen Meister, zeigen auch sie, dass man sich sehr wohl weiterentwickeln kann, ohne die eigene Handschrift zu verlieren.

Und so fesselt Fractal Possession. Verwirrt, verstört, verhext. Oder mit den Worten Hermann Hesses: Magisches Theater. Eintritt nicht für jedermann. Nur für Verrückte. Eintritt kostet den Verstand.

Veröffentlichungstermin: 02.05.2007

Spielzeit: 52:44 Min.

Line-Up:
A.R.: Vocals
P.K.: Gitarren, Bass
T.T.: Drums, Gitarren

Label: End All Life Productions / Season of Mist

Homepage: http://www.infernalhorde.com/abigor

Tracklist:
1. Warning
2. Project: Shadow
3. Cold Void Choir
4. Lair Of Infinite Deparation
5. 3D Blasphemy
6. The Fire Syndrom
7. Injection Satan
8. Libery Rises A Diagonal Flame
9. Vapourzied Tears
10. Heaven Unveiled

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