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THE CROWN, THE MONOLITH DEATHCULT – 24.November 2003 Karlsruhe, Katakomben / 25. November 2003 Frankfurt, Nachtleben

Weil uns das Konzert in Karlsruhe so gut gefallen hat, gibt es auch gleich den Bericht aus Frankfurt, einen Tag danach.

2003 war nicht das schlechteste Jahr für Fans von THE CROWN: eine Tour im Frühjahr, ein Aurftitt beim Wacken Open Air, einer beim Summer Breeze Open Air und zum Abschluss nochmal eine kleine Tour, mit der das neue Album Possessed 13 auch live präsentiert wurde.

Die Erwartungen waren hoch, schließlich hat die Band ein Hammeralbum im Gepäck und bislang live immer das gehalten, was man sich erhofft hatte. Bei dieser Tour hieß die Maxime Qualität statt Quantität – zumindest was die Spielzeit von THE MONOLITH DEATHCULT und THE CROWN anging. Ursprünglich waren auch DARKEST HOUR als Support eingeplant, die Band musste aber aus privaten Gründen absagen.

Die Katakomben in Karlsruhe sind eher eine kleine, gemütliche Kneipe als ein Club – die „Bühne“ besteht lediglich aus einem kleinen Podest, dass in der hintersten Ecke des Raumes über zwei Stufen vom Rest des Raumes abgetrennt ist. Gemütlich für das Publikum und ausgesprochen beengt für die Musiker geht es dort zu.

THE MONOLITH DEATHCULT sind praktisch die holländischen Verwandten von NILE – zumindest auf CD. Live verzichtet die Band auf allzuviel ägyptische Exotik und konzentriert sich eher auf Technik. Basser und Sänger Robin ist eine durchaus imposante Erscheinung und musste schon fast den Kopf einziehen um mit selbigem nicht ständig gegen die niedrige Decke zu knallen. Dass durch die Enge auf der Bühne keine wahnsinnig energiegeladene Bühnenshow geboten werden konnte, liegt auf der Hand und so konnte man sich ganz gemütlich auf die Flitzefinger am Bass konzentrieren, denn da gab es einiges zu sehen.

THE MONOLITH DEATHCULT gingen durchaus versiert zu Werke und obwohl sie eher durch Technik als durch Eigenständigkeit überzeugen, war die Band auf jeden Fall sehenswert für alle, die auf Death Metal stehen und dabei eher Wert auf Aggression und sauberes Spiel als auf Abwechslung legen. Die Holländer gehen live keinerlei Kompromisse ein und hauen einen Song nach dem anderen raus – von Zwischengeplänkel oder Unsicherheiten keine Spur – alles in allem ein durchaus gelungener Anheizergig. Lediglich in Punkto Variation im Songwriting kann man den ein oder anderen Punkt abziehen, denn selbst bei der kurzen Spielzeit wurde es recht schnell eintönig.

Die Besucheranzahl war, als die Niederländer die Bühne betraten, eher überschaubar, nach und nach füllte sich der kleine Raum doch zusehends.

Nach einer kurzen Umbaupause quetschten sich dann THE CROWN auf die Bühne. Mit einer Rock n´ Roll-Posing Show würde heute wohl nicht zu rechnen sein, das dachten wohl viele und lagen falsch. Denn irgendwie schafften es die Skandinavier mit Positionswechseln dann doch, jedem – allen voran Basser Magnus – den nötigen Raum für den angeborenen Bewegungsdrang einzuräumen. Los gings nach dem Intro von „Possessed13“ mit dem Albumopener „No Tomorrow“ und es war gleich klar, dass dieser Abend ein besonderer werden wird. Mir ist es zwar nach wie vor unerklärlich, warum THE CROWN noch immer in kleinen, nicht einmal ausverkauften, Clubs spielen, wo sie doch in Wacken auf erstaunlich großes Interesse beim Publikum stießen und beim Summer Breeze sogar zur besten Spielzeit die Bühne betraten. Wie dem auch sei, THE CROWN gaben alles und schon nach wenigen Minuten flogen nicht nur Haare, sondern auch Schweißtropfen durch die Luft. „No Tomorrow“ ging nahtlos in „Face Of Destruction – Deep Hit Of Death“ über, und was auf CD schon alles wegbläst, erschütterte auch das Fundament des sympathischen Clubs. „You know there is no way back“ – großen Anteil an der Durchschlagskraft dieser Textzeile hatte nicht nur der ordentliche Sound, sondern vor allem Johan „Lava For Lunch“ Lindstrands extrem aggressive Stimme. Der Mann röhrt nicht halbherzig ins Mikro, nein, er scheint sich Abend für Abend die Stimmbänder blutig zu brüllen.

„Cold Is The Grave“ in der Mitte des Sets ist einer der Songs, die beweisen, dass Death Metal nicht zwangsläufig aus purem Geschwindigkeitsrausch bestehen muss – live ist dieser Titel ein absoluter Brecher, dreckig, gemein und kraftvoll. Nicht nur neue Songs fanden den Weg auf die Setlist, „Blitzkrieg Witchcraft“ vom 2000er Album Deathrace King schlägt in die selbe Kerbe wie „Cold Is The Grave“ und zeigt dass die schmutzige Liason zwischen Death Metal und Rotzrock perfekt funktionieren kann. „Under The Whip“ und „World Below“ gefallen mir mit Johanns Gesang einfach besser – was von der Neuaufnahme des Crowned In Terror Albums zu halten ist, bei der der Originalgesang von Tomas Lindberg durch Johan Lindstrands Vocals ersetzt wurde, kann ja jeder für sich entscheiden. Ich freu mich tierisch drauf. „Total Satan“ ist zwar meiner Meinung nach wirklich entbehrlich, doch dem Publikum scheint dieser Song immer wieder besonders zu gefallen. Man kann halt so schon mitbrüllen… so auch in Karlsruhe. Die Stimmung war wirklich sehr gut, und in der ersten Reihen wurde die Band auch gehörig abgefeiert. Mit „Zombiefied“ und „Kill ´em all“ gab es nochmal einen nachdrücklichen Hinweis auf das neue Album, während mit dem bereits erwähnten „Blitzkrieg Witchcraft“ und „Deathexplosion“ auch Deathrace King berücksichtigt wurde. So ganz hatte ich die Hoffnung auf einen der ganz alten Songs wie „Angels Die“ noch nicht aufgegeben, doch dieser Wunsch sollte dann doch nicht erfüllt werden. Dafür spielten THE CROWN „Bow To None“ vom aktuellen Album – und obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass dieser Song live funktionieren könnte, waren die knapp vier Minuten der Höhepunkt des gesamten Konzerts. Zur erdrückenden Brutalität des Songs gesellte sich eine Gänsehaut, die der gespenstischen Atmosphäre des Titels vollkommen gerecht wurde – und sogar der klare Gesangspart kam live ausgesprochen sicher und druckvoll über die PA. Mit dem obligatorischen Rausschmeisser „1999-Revolution 666“ von Hell Is Here endete dann ein rundum gelungener Konzertabend, auch das Publikum war zufrieden, denn die Zugabenrufe verhallten zwar offenbar ungehört, doch ebbten lange nicht ab.

Tja, und weil´s so schön war sind wir am nächsten Abend auch spontan nach Frankfurt zum nächsten Date gefahren. Das Nachtleben befindet sich im Keller eines Café/Bistros, in dem nicht unbedingt Laaghaarige zu Gast sind – entsprechend irritierte Blicke folgten deshalb dem Besucher, der auf dem Weg in das Untergeschoss den Raum durchquerte. Unten angekommen, fallen zunächst die rot-goldenen Tapeten ins Auge, die eher auf andersartige Etablissements als Konzertvenues schließen lassen. Als wir ankamen, waren THE MONOLITH DEATHCULT bereits mitten im Set, das sich abgesehen davon, dass die Bühne um einiges größer war, kaum vom Vorabend unterschied. Schade, denn der gute Eindruck, den ich aus Karlsruhe mitgebracht hatte, verblasste etwas angesichts der Bewegungsarmut auf der Bühne. Das Konzert war zwar insgesamt besser besucht als das in Karlsruhe, doch das Frankfurter Großstadtpublikum ist offenbar schwerer zu begeistern. Kein Vergleich zu der Stimmung in Karlsruhe – was sich auch den gesamten Abend nicht ändern sollte. Die Holländer war zwar etwas kommunikativer, doch der Funke wollte nicht so recht überspringen, was weniger an der Band gelegen haben kann als am Publikum, denn wie gesagt es gab kaum Unterschiede zum Auftritt am Abend zuvor.

THE CROWN wurden auch weniger euphorisch empfangen, wovon sich die Band wenig beeindrucken ließ. Auf einer etwas größeren Bühne können sich die Herren einfach mehr ausleben und so konnte man während des gesamten Sets viel mehr Posing und Action erleben. THE CROWN stehen nicht nur wie viele Genrekollegen mit möglichst bösem Gesichtsausdruck rum und lassen ab und zu die Haare wirbeln, sie bieten das volle Programm: Rockstarposen, schweißtriefende Shirts und Bewegung auf der Bühne. Doch die Bewegungsfreiheit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass an diesem Abend die ein oder andere Kleinigkeit schief lief. Eine Änderung in der Setlist war, dass „Are You Morbid?“ und „Bow To None“ nicht gespielt wurden. Bedauerlich, denn gerade „Bow To None“ zeigt ein etwas anderes Gesicht der Band. Die Reaktionen in Frankfurt waren eher verhalten, ein paar Die-Hard Fans standen zwar in den ersten Reihen, doch insgesamt wirkte das Publikum eher ruhig und statisch – außer bei „Total Satan“, wo dann doch ganz ordentlich die Post abging. Beschweren dürfte sich dennoch keiner, THE CROWN können das, was sie auf Platte spielen auch live eindrucksvoll reproduzieren. Nach „1999-Revolution 666“ war auch hier dann Schluss, die Band wurde zwar allgemein recht wohlwollend beim Rausgehen bewertet – lediglich die etwas kurze Spielzeit des Headliners gäbe Anlass zur Kritik. Doch im Vergleich ist mir eine auf den Punkt gebrachte kurze Show lieber als langes Rumgeplänkel.

Gallery aus Karlsruhe

Layout und Live-Pics: boxhamster

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