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BETWEEN THE BURIED AND ME: The Parallax II: Future Sequence

Hier herrscht Anschnallpflicht: "The Parallax II: Future Sequence" ist BETWEEN THE BURIED AND MEs Geniestreich.

Bitte einsteigen. Es herrscht Anschnallpflicht. Das Spaceshuttle BTBAM fliegt nach einem Testflug in Form des kurzen Albums The Parallax: Hypersleep Dialogues jetzt die große Runde. Dieses Abenteuer im Weltall, stets in den sicheren Händen der fünf Crewmitglieder, ist nun so etwas wie der ganze Film, nach einem Trailer. Dieser Trailer, der erst nach einem Jahr wirklich zündete, lässt Rückschlüsse auf die Stilistik des Albums zu, aber eines ist sicher: The Parallax II: Future Sequence ist riesig. Ein mächtiges Konzeptwerk, das weit mehr mit dem Progressive Rock der Siebziger und klassischen Konzeptalben von QUEEN bis PINK FLOYD zu tun hat, als mit modernem Metalcore, Progressive Metal oder Djent, auch wenn die Musik dort beheimatet sein mag.

Die großen stilistischen Innovationen von BETWEEN THE BURIED AND ME mögen vorbei sein, The Parallax II: Future Sequence ist dennoch sensationell. Denn bisher schaffte es nicht einmal Colors, so einen guten Gesamteindruck zu haben. Statt einen enorm langen Song an den nächsten zu packen spielen sich BETWEEN THE BURIED AND ME frei. Ein kurzes Intro, ein sich langsam aufbauender, relativ sanft gespielter Song wie Astral Body, bevor die für die Band typischen Epen einsetzen. Das macht das siebte Album des North Carolina-Quintetts nicht nur leichter konsumierbar, das ist auch essentiell bei einem monumentalen Werk von knapp fünfundsiebzig Minuten Länge. Diese Vorgehensweise wäre allerdings nichts wert ohne die Songwritingkünste von BETWEEN THE BURIED AND ME. Während bei The Great Misdirect die Devise höher, schneller, weiter lautete, wird hier oft einen Gang zurückgeschaltet, nur um danach für umso stärkere Beschleunigung zu sorgen.

Ausgewogener war bisher kein Album von BETWEEN THE BURIED AND ME, zwischen brutalen, technischen Metaleruptionen mit Polyrhythmen, Blast Beats und dem totalen Ausflippen an den Instrumenten finden sich viele melodiöse, eingängige Momente, so dass die völlige Überforderung aus bleibt. Gewitzte Ideen und abgefahrene Breaks finden sich überall, die totale Spielfreude wird ausladend zelebriert, die Übergänge zwischen den Extremen sind logisch und weich, die kurzen Interludes sorgen für ein Durchschnaufen und halten den cineastischen Gesamteindruck aufrecht. Am meisten bleiben natürlich die langen, ausufernden Stücke im Gedächtnis: Lay Your Ghosts To Rest, Extremophile Elite und Telos sind klassische Songs, wie wir sie von BETWEEN THE BURIED AND ME lieben. Aber eines ist sicher: Wo anderen nach einer Dreiviertelstunde die Luft schon längst ausgegangen ist, zeigen BETWEEN THE BURIED AND ME erst was wirklich in ihnen steckt.

Nach dem kurzen, irren Bloom, bei dem in drei Minuten gekonnt Zirkus- und Surfermusik mit Cabaret verarbeitet wird, geht es an das epische Ende, mit dem unfassbar gut geschriebenem, überraschend eingängigen Melting City und dem dramatischen Finale Silent Flight Parliament. Hier wird immer noch großen Wert auf spielerisches Niveau gelegt, aber es kommt mehr und mehr eine gewisse Melancholie und Dramatik durch, mehr Momente zum scheinbaren Durchatmen, die aber eigentlich recht bedrückend wirken. The Parallax II: Future Sequence hat somit alles parat, was sich anspruchsvolle Hörer von einem heftigen Progressive Metal-Album wünschen können: furchtloses Songwriting, visionäres Denken, atemberaubende Arbeit an den Gitarren, am Bass und am Schlagzeug, sowie an den Keyboards, einen Sänger, der mit seiner brutalen Stimme Wände einreißen und mit seiner klaren Stimme uns alle zum Weinen bringen kann.

BETWEEN THE BURIED AND ME haben nun zehn Jahre nach ihrem Debütalbum, wieder zusammen mit Produzent Jamie King, ihr unbestreitbar bestes, tiefstes, liebevollstes, spannendstes und intensivstes Album erschaffen. Eines, das denen gefällt, die sich großartige, monumentale Songs wünschen, das aber auch den üblichen Technik-Freaks einen Schauer über den Rücken laufen lassen wird. Ich folge BETWEEN THE BURIED AND ME seit ihrem Debüt, ich war oft überwältigt von ihrer Arbeit, aber The Parallax II: Future Sequence ist – und da bin ich jetzt so objektiv wie nur irgend möglich – das perfekte, atemberaubende Album, das alle Erwartungen übertrifft. Es ist der Geniestreich, der die Sonderstellung der visionären Formation in der Szene untermauert und Anhängern keine Wünsche offen lassen wird.

Veröffentlichungstermin: 5. Oktober 2012

Spielzeit: 72:32 Min.

Line-Up:
Tommy Rogers – Vocals, Keyboards
Paul Waggoner – Guitar
Dustie Waring – Guitar
Dan Briggs – Bass
Blake Richardson – Drums

Produziert von Jamie King und BETWEEN THE BURIED AND ME
Label: Metal Blade Records

Homepage: http://www.betweentheburiedandme.com/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/BTBAMofficial

Tracklist:
1. Goodbye To Everything
2. Astral Body
3. Lay Your Ghosts To Rest
4. Autumn
5. Extremophile Elite
6. Parallax
7. The Black Box
8. Telos
9. Bloom
10. Melting City
11. Silent Flight Parliament
12. Goodbye To Everything Reprise

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