CARCASS: Surgical Steel

CARCASS sind zurück – glorios, heavy und wunderbar.
CARCASS sind zurück. Okay, das instrumentale Intro erinnert mich irgendwie an die Gitarren von BLIND GUARDIAN und schon schwant einem ein weiterer Stilwechsel bei der britischen Death-Metal-Institution. Doch eben – wenn das Album “Surgical Steel” heißt, dann ist auch “Surgical Steel” drin.
Ab Thrasher´s Abattoir ändert sich das dann jedoch radikal. Die Lyrics weisen zahlreichen -ion-Endungen auf (ein augenzwinkernder Hinweis auf die Masse an Bands mit diesem Suffix im Namen?), doch musikalisch gibt es keine Zweifel: CARCASS agieren schnell und aggressiv und zeigen, dass sie ihre Mucke noch sehr wohl im Griff haben. Cadaver Pouch Conveyor System erinnert dann trotz der Aggressivität eher wieder an Heartwork, nur um dann in das groovige, etwas langsamere A Congealed Clot of Blood zu münden.
Doch CARCASS belassen es nicht beim Groove – The Master Butcher´s Apron trägt die Silbermedaille für den zweitbesten Song nach Hause, denn es wird sozusagen Necroticism – Descanting the Insalubrious abgeliefert, einfach mit einer modernen Produktion. Als Sahnehäubchen gibt´s einen Part, der an Symphonies of Sickness erinnert und geile Lyrics (materialistisch-kritische Ansichten treffen auf Maden, das kann nur gut kommen) aufweist. Der sechste Song erinnert dann mit seinem melodiösen Beginn ein bisschen an die Swansong-Sessiontracks (von Wake Up and Smell the… Carcass), während CARCASS in The Granulating Dark Satanic Mills und Unfit for Human Consumption glorios an Heartwork gemahnen und vor allem Unfit for Human Consumption die Freudentränendrüse drückt beim geneigten Heartwork-Fan.
In Captive Bolt System schlägt dann wieder der Necroticism-Vibe um sich und man fragt sich, ob Herr Amott nach dem Hören dieses Songs sich wohl definitiv gedacht hat, dass er in dieser Band nicht mehr gebraucht wird. Denn CARCASS experimentieren auch noch mit akustisch-cleanen Elementen in Mount of Execution. Nach etwas mehr als sechs Minuten verstummt der Song, doch bevor man es zum CD-Player schafft, um erneut auf Play zu drücken, rückt die britische Death-Metal-Legende noch mit einem Bonus-Track hinten vor. Langsam und schwer ist dieser Song, doch gegen das letzte Liedviertel wird´s dann nochmals ein bisschen schneller und CARCASS singen über das britische Blue-Peacock-Projekt, das in den 50er-Jahren aktuell war, denn die Briten planten, den Norden Deutschlands mit nuklearen Minen zu bestücken, die im Falle einer Soviet-Invasion (Kalter Krieg lässt grüssen) gezündet werden könnten, so dass das gewonnene deutsche Neuland zu verseucht wäre, um wirklich Nutzen für die Eroberer darzustellen…CARCASS empfehlen sich somit nicht nur für den Anatomie-, sondern auch für den Geschichtsunterricht als pädagogisch wertvoll.
Musikalisch ist Surgical Steel sowieso wertvoll und schafft es schon nach einem Hördurchlauf in meine Top 10 des Jahres 2013. Warum? CARCASS kombinieren Necroticism mit Heartwork, mischen einige Melodien und Harmonien von Swansong rein, ohne jedoch jemals soft und nett zu klingen. Die Produktion ist transparent, klar und schnörkellos – Heartwork lässt grüssen und die Ohren freut´s. Das Handwerk stimmt ebenfalls – die Lyrics sind raffinierter, als diejenigen es von Swansong je waren, die Vocals überzeugen durch Aggressivität und im Gitarrensektor gibt es noch immer die Heartwork-mäßige Catchiness, aber gleichzeitig mehr technisches Können zu genießen. Dazu kommt der Bass, der mehr Beachtung genießt als auf Heartwork, und Drummer Daniel Wilding, der tight und technisch versiert agiert. Zwar sind die Drumlines keine rhythmischen Ohrwürmer, aber man merkt, dass hier aktiv mitgedacht wurde beim Komponieren der Rhythmusfraktion.
Fazit: Ein wundervolles, starkes, mitreißendes Album mit hohem Nostalgiefaktor. So muss das sein. CARCASS stecken mit Surgical Steel sämtliche noch aktiven Göteborg-Bands in den Sack und zeigen, dass sie sehr wohl wissen, wo der melodische Death-Metal-Hammer hängt. CARCASS bieten Qualität, Echtheit und geile Death-Metal-Mucke.

Veröffentlichungstermin: 13.09.2013

Spielzeit: 47:06 Min.

Line-Up:

Jeff Walker – Bass, Vocals
Daniel Wilding – Drums
Bill Steer – Gitarren, Vocals

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://myspace.com/carcass
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/OfficialCarcass

Tracklist:

1. 1985
2. Thrasher`s Abattoir
3. Cadaver Pouch Conveyor System
4. A Congealed Clot of Blood
5. The Master Butcher`s Apron
6. Noncompliance to ASTM F899-12 Standard
7. The Granulating Dark Satanic Mills
8. Unfit for Human Consumption
9. 316L Grade Surgical Steel
10. Captive Bolt Pistol
11. Mount of Execution
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