V.A.: Classic Video Collection Part I

Musikalisch sind die Sachen hier nicht derart aufregend, dass man das Gefühl hätte viel zu verpassen. Gleiches gilt auch für die Clips ansich, die wie bereits beschrieben gut gemacht und durchaus sehenswert sind, echte Videoklassiker wie es der Titel verspricht, bekommt man aber nicht wirklich geboten – stattdessen einen repräsentativen Überblick über das Locomotive Records-Programm.

Da hat man sich aber ganz schöne hehre Ziele auf die Fahne geschrieben: Classic Video Collection – da fragt man sich doch unweigerlich, in welchem Zusammenhang man hier das Wort Classic zu sehen hat.

Metal-Klassiker im eigentlichen Sinne bekommt man hier nämlich nur bedingt zu sehen, zumal man eine derartige Wertung natürlich auch nur schwer treffen kann, wenn man es mit eher aktuellen Songs zu tun hat – ähnliches trifft auf die Clips selbst zu. Für Locomotive Music, die für diese Clip-Collection verantwortlich sind, scheint es sich jedenfalls um die Clip-Klassiker des Labels zu handeln und dementsprechend bekommt man hier auch ausschließlich Bands zu sehen, die bei den Spaniern unter Vertrag sind.

Da verwundert es nicht, dass man mit einer der ganz großen Acts von Locomotive diese kleine Sammlung startet, nämlich MAGO DE OZ mit ihrem Song La costa del Silenoz, mit dem man auch gleich ein schönes und professionell gemachtes Video liefert, das der ein oder andere vielleicht auch schon von Gaia her kennt – zwar sieht man die Band hier nur ihren Song live darbringen, die positive Stimmung wurde aber hervorragend dadurch umgesetzt, dass man in warmen Bildern eingefangen, MAGO DE OZ auf einer Klippe am Meer spielen sieht und im Grunde genommen auf die Wirkung dieser Kulisse setzt, was auch hervorragend funktioniert.

Professionell gemacht sind hier aber eigentlich fast alle Clips, wobei vor allem die Videos der eher Punk-Rock/Hardcore-orientierten Acts wie SOZIEDAD ALKOHOLIKA, HAMLET oder REINCIDENTS sehr ähnlich aufgebaut sind aber deutlich zeigen, dass hier noch echte Freude am Experimentieren mit dem Medium Videoclip herrscht. Die Bands sieht man zwar ebenfalls nur live agieren, dennoch hat man durch viele kleinere und größere Aufnahmeeffekte interessante Clips geschaffen, die die Energie der Musik hervorragend wieder geben.

Das Video zu TIERRA SANTA´s El canto de las sirenas besticht durch eine Atmosphäre, die man eher einem Gothic-Act zuschreiben würde. BOIKOT und PORRETAS setzen dagegen voll und ganz auf ihre Qualitäten als Live-Band, wobei BOIKOT durch das kleine Mädchen, das den Song komplett mitsingt einen ganz speziellen Trumpf im Ärmel haben und PORRETAS die Hälfte ihres Songs Marihuana vom Publikum mitsingen lassen können. Eines wird bei beiden Clips ganz deutlich: in Spanien funktioniert die Musikszene noch anders als bei uns, die Leute scheinen noch viel mehr auf einen gesundes Rockfundament ohne große Schnörkel zu stehen, wenn dann auch noch einfache aber eindeutige Messages transportiert werden und man durch eine Prise Punkrockattitude und prägnante Melodien ausreichend Griffigkeit erschafft, dann kann man sich des Zuspruches eines begeisterten Publikums gewiss sein.

Und das erklärt auch, weshalb Locomotive mit einer derart großen Bandbreite an Subgenres aufwarten kann, denn von Rotz-Rock (SIN CITY SIX) über Punkrock bis hin zum Folk-Metal oder Teutonenstahl ist hier alles vertreten, was man grob in ein Übergenre namens Hardrock stecken könnte – zu hart wird es jedenfalls nie.

Eine Zielgruppe für diese DVD-Compilation auszumachen ist dennoch schwer. Die meisten unserer Leser dürften den Großteil der Bands bislang nur vom Hörensagen her kennen (METALIUM und ELEGY sind die bekanntesten Acts) und musikalisch sind die Sachen hier nicht derart aufregend, dass man das Gefühl hätte viel zu verpassen. Gleiches gilt auch für die Clips ansich, die wie bereits beschrieben gut gemacht und durchaus sehenswert sind, echte Videoklassiker wie es der Titel verspricht, bekommt man aber nicht wirklich geboten. Sagen wir so: wer sich einen Überblick über das Locomotive-Programm verschaffen, diesen auch gerne optisch unterstrichen haben möchte und das Kleingeld übrig hat, kann sich’s ja durchaus mal überlegen….

Einen Preis für eine besonders schöne und vor allem auch benutzerfreundliche DVD-Aufmachung gibt es im übrigen auch nicht – vor allem dass es nicht mal möglich ist zwischen den einzelnen Titeln hin und her zu zappen und man stets den Umweg übers Titelmenü machen muss, stört doch irgendwann ziemlich.

Veröffentlichungstermin: 23. Februar 2004
Label: Locomotive Music

Hompage: http://www.locomotivemusic.com

Tracklist:
1. La Costa del Silencio – MAGO DE OZ

2. Piedra Contra Tijera – Soziedad Alkoholika

3. El Canto de las Sirenas – Tierra Santa

4. Limitate – Hamlet

5. Latinoamerica – Reincidentes

6. Ines – Boikot

7. Marihuana – Porretas

8. Jack Queen Jack – Koma

9. Bitch Street – Sin City Six

10. Seattle Head – Loaded

11. Red Ones – Sex Museum

12. Jeckill & Mrs. Hide – Lujuria

13. Fight – Metalium

14. Inside – Metalium

15. Principles of Pain – Elegy

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