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SONATA ARCTICA, SYMPHORCE, MACHINE MEN: Ludwigsburg, Rockfabrik, 21.9.2005

1x Melodic Speed Metal, 0,5x moderner Power Metal, 0,9x IRON MAIDEN.
Ausnahmesänger Antony (MACHINE MEN) präsentierte sich dem Ludwigsburger Publikum in Topform!

Punkt 20 Uhr ging das Licht aus und MACHINE MEN betraten zu den Klängen der Indiana Jones-Filmmusik die Bühne. Die fünf finnischen Jungspunde legten sodann mit Falling einen fulminanten Start hin. Im Mittelpunkt stand dabei zweifelsohne Sänger Antony. Mit größter Leidenschaft und erstaunlicher Souveränität sang er wie Bruce Dickinson zu seinen besten (!) Zeiten und war dabei noch ständig in Bewegung. Weiter ging es mit Betrayed By Angels und The Gift vom ersten Longplayer Scars & Wounds, die beide mit zunehmend starkem Applaus honoriert wurden. Anschließend pries Antony das MACHINE MEN-Merchandise an – T-Shirts, CDs, Unterwäsche, Bandsperma und zuletzt noch den Tontechniker -, ehe Dream & Religion und Apathy vom aktuellen Longplayer Elegies deutlich machten, dass die Band trotz aller IRON MAIDEN-Einflüsse genügend Eigenständigkeit besitzt. Zuletzt spielte die Band zu meiner großen Freude noch Silver Dreams, einen klassischen Melodic Metal-Hammer mit Hitpotential. Danach waren die 30 Minuten Spielzeit leider schon aufgebraucht, die definitiv Lust auf mehr gemacht haben.

SYMPHORCE:
Auch SYMPHORCE-Frontmann Andy B. Franck war bestens bei Stimme und freute sich, nach zwei Wochen auf Tour mal wieder dahoim zu spielen.

Mit SYMPHORCE stand als nächstes allerdings eine Band aus etwas anderen stilistischen Gefilden auf dem Programm. Im Gitarren-Bereich wurde das volle Riff-Brett (inklusive 7-saitiger Instrumente) gefahren, die Melodieführung wirkte irgendwie recht modern und natürlich gab es diverse Doublebass-Einlagen. Doch trotz der streckenweise fast schon sperrigen Musik hatten SYMPHORCE das Publikum schon bald auf ihrer Seite. Das lag nicht zuletzt an Sänger Andy B. Franck, der sich freute sich nach zwei Wochen auf Tour mal wieder dahoim zu sein und unentwegt den Kontakt zu den anwesenden Metal-Fans suchte. Zusammen mit der Saitenfraktion nutzte er jeden Quadratzentimeter der Bühne aus und bangte nach Leibeskräften. Auch komplexere Passagen meisterte die Band dabei problemlos und erntete nach jedem Song reichlich Applaus. Da mir persönlich jedoch das gewisse melodische Etwas fehlte, war ich nicht sehr traurig darüber, dass ich wegen meines MACHINE MEN-Interviews die zweite Hälfte des SYMPHORCE-Auftritts nur am Rande mitbekam.

Nach einer längeren Umbaupause, in der ich zu meiner großen Verwunderung im Publikum so Sätze wie Realität ist ein sehr fragiles Konstrukt aufschnappte, begannen SONATA ARCTICA ihren Auftritt erwartungsgemäß mit Misplaced. Die Stimmung im Publikum war ausgelassen und es wurde kräftig mitgesungen, besonders als die Band mit FullMoon eins ihrer besten Lieder direkt im Anschluss spielte. Blickfang war dabei neben Frontmann Tony Kakko besonders Henrik Klingenberg mit seinem Umhängekeyboard. Seelenruhig spielte er darauf die wildesten Soli und Läufe. Auf der anderen Bühnenseite bearbeitete Gitarrist Jani Liimatainen sein Instrument ebenso virtuos und löste vermutlich bei allen Hobby-Solisten im Publikum mittelschwere Depressionen aus. Schlagzeuger Tommy Portimo und Bassist Marko Paasikoski blieben dagegen eher im Hintergrund, wobei beide eine äußerst solide Leistung ablieferten. Nach Blinded No More wandte sich Tony erstmals an Keyboarder Henkka und fragte ihn nach der Show in Mailand am Tag zuvor sowie seiner Unterwäsche. Dieser tat unwissend und überließ es Tony Victoria´s Secret anzukündigen. Auch vor dem nächsten Song (Broken) gab es eine Ansage über Mailand und Unterwäsche – und es sollte nicht die letzte sein!

SONATA
SONATA ARCTICA lieferten einen unverkrampften Auftritt mit Höhen und Tiefen ab und belohnten sich am Ende mit Wodka pur.

Angesichts der hohen Kurzhaarquote im Publikum wurden vor der Bühne nur wenige Köpfe geschüttelt und lieber mitgeklatscht oder einfach zugehört. Bei Speed Metal-Nummern wie Weballergy wirkte das etwas befremdlich, funktionierte bei ruhigeren Songs der Marke Replica aber ausgezeichnet. Auf der Bühne herrschte eine lockere Stimmung, zumal Tony wiederholt seinen Keyboarder nach dem Konzert in Mailand fragte, ohne jedoch konkrete Antworten zu erhalten. Außerdem erlaubten sich SONATA ARCTICA einige kleine Späße wie eingeflochtene KISS-Zitate (I Was Made For Loving You) und Kurzausflüge in Reggae-Gefilde. In erster Linie gab es jedoch erstklassigen Melodic Metal, wegen dem die Fans schließlich gekommen waren. Die meisten Anwesenden waren allerdings ziemlich perplex, als die Band nach My Land und Black Sheep wortlos die Bühne verließ und minutenlang verschollen blieb. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Spielzeit knappe 50 Minuten. Die zögerlichen Zugabe-Rufe steigerten sich langsam und schließlich kehrten SONATA ARCTICA zurück. Zunächst schlängelten sich die Finnen in Form eines Medley durch ihre bisherigen Alben. Ich bin kein großer Freund von derartiger Aneinanderstückelei und sah mich einmal mehr in meiner Haltung bestätigt, da die Fragmente von Destruction Preventer, Picturing The Past, Revontulet, False News Travel Fast, White Pearl, Black Oceans… und einigen anderen Liedern zwar nett anzuhören waren, aber kaum mehr Eindruck hinterließen als jene 30-Sekunden-Ausschnitte, mit denen so viele vermeintlich professionelle Firmen im Internet ihre Musikangebote präsentieren. Im direkten Vergleich wirkte die Ballade Last Drop Falls schon schlüssiger, obwohl erst bei Don´t Say A Word wieder alles schön, flott, melodisch und hart war. Oder lag es etwa daran, dass erst vor dieser Nummer Henkka endlich den Mund aufmachte und Tonys penetrante Mailand-Fragerei mit den Worten Don´t Say A Word abschnitt. Nach The Cage genehmigten sich SONATA ARCTICA anschließend Wodka aus der Flasche und verabschiedeten sich vom Ludwigsburger Publikum, das einerseits begeistert von der musikalischen Darbietung war, andererseits aber doch konsterniert wirkte, da seit dem Intro kaum mehr als 80 Minuten vergangen waren. Ich bin mir sicher, dass sich einige Leute noch Lieder wie Kingdom For A Heart, Wolf & Raven und Unopened gewünscht hätten. Abgesehen von der etwas mageren Spielzeit und dem damit verbundenen Fehlen diverser Songs war beim Auftritt von SONATA ARCTICA jedoch alles im grünen Bereich.

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