SAXON, RAWHEAD REXX, 16.11. 2001 Erfurt, Gewerkschaftshaus

SAXON machten einfach Spaß! Es war kein absolut spektakulärer, umwerfender Gig, aber eine lebende Legende mit vielen phantastischen Songs, die in dieser Form gar nicht schlecht sein kann.

SAXON sind ein Urgestein! Eine Band, die seit über 20 Jahren ihre ganze Lebensenergie ihrer Musik und den damit verbundenen Umständen widmet. Die aktuelle 16. Studiolangrille „Killing Ground“ ist dabei nur der letzte Baustein in einem nie enden wollenden Album-Tour-Rhythmus. Doch die ständige Präsenz lohnt sich. Vor allem in der Bundesrepublik zählen die angelsächsischen Barden auf eine treue Fangemeinde – obwohl in kommerzieller Sicht die Höhepunkte ihrer Karriere längst vorbei sind.

In Erfurt füllte sich das Gewerkschaftshaus recht zügig. Grob geschätzt tippe ich auf ca. 800 – 1000 Besucher, die sich in den Reihen bequem ausbreiteten.

Bereits mit einem sehr guten Sound eröffneten die Schwaben RAWHEAD REXX ihre Aufwärmer Position. Ihre Karriere lässt sich mit Erstaunen verfolgen. Mit Auftritten auf großen Festivals, ein Plattendeal mit dem darauf folgenden ersten Album und jetzt dieser Tour mit einer Legende wie SAXON ging es anscheinend sehr schnell und unaufhaltsam nach oben. Und das mit den denkbar einfachsten Stilmitteln: Musik der Marke Judas Priest, DIO, Black Sabbath, ein altbewährtes Coverartwork (Monster & Blut) und keine besonderen Kennzeichen. Um ehrlich zu sein, ich verstehe das nicht ganz. Die Leistung von RAWHEAD REXX ist nicht mehr als durchschnittlich. Heavy Metal-Hausmannskost quasi und damit erreicht die Band in den heutigen Zeiten nicht mehr als den Status einer der vielen Retrokopien. Für mehr als gerade noch keine Langeweile hat es dann bei mir und vielen anderen Konzertbesuchern trotz sympathischen Auftreten auch nicht gereicht.

Ein ganz anderes Kaliber sind dagegen SAXON. Sie sind die Originale, selbst wenn außer Sänger Biff Byford und Paul Quinn an der Gitarre keine Originalmitglieder mehr am Start sind. Die Band eröffnete traditionsbewusst ihren Set mit dem Titelstück der aktuellen CD. Nach ‚Killing Ground’ krachte auch schon der erste Klassiker in die Reihen. ‚747 (Strangers In The Night)’ war der erste von vielen – aber nicht allen – Hits. Es fanden erstaunlich viele Songs vom aktuellen Album den Weg durch die Boxen. Speziell die Hymnen ‚Dragons Lair’ und ‚Rock Is Our Life’ wussten zu gefallen. Zwischendurch leuchteten immer wieder Highlights wie ‚Dogs Of War’ oder Balladen wie ‚Broken Heroes’ (mit ausgeprägtem Mitsingteil) aus dem Set auf. Allerdings konnte das Stageacting der Briten nicht wirklich überzeugen. Außer mit Sympathieträger Biff kam kein richtiger Livekontakt zwischen Publikum und Musikern zustande. Biff beherrschte die Show, der zuerst in Ledermantel, später in Motorradjacke und zuletzt nur noch in bandeigenem Shirt sogar nach 5 Wochen Tour immer noch euphorisch, witzig und energiegeladen wirkte. Es sind Veteranen wie er oder Alice Cooper und Ronnie James Dio, die auch heute noch jede Mark des Eintritts Wert sind. Nach ca. 80 Minuten schlich sich trotzdem eine gewisse Müdigkeit ein. Es war an der Zeit die absoluten kreativen Höhepunkte der SAXON Discographie auszupacken. Nach ‚Denim And Leather’ eröffnete – mehrfach gefordert – ‚Crusader’ den ersten Zugabenteil. Insgesamt kam die Band vom Publikum gefordert dreimal zurück auf die Bühne und schmetterte erst mit ‚Motorcycle Man’ den definitiv letzten Song nach ca. 110 Minuten in die brodelnde Menge. SAXON machten einfach Spaß! Es war kein absolut spektakulärer, umwerfender Gig, aber eine lebende Legende mit vielen phantastischen Songs, die in dieser Form gar nicht schlecht sein kann. Als letztes Manko blieben leider viele ungespielte Hits zu verzeichnen – zu denen auch mein Fave ‚Power And The Glory’ gehört, was vielleicht aber auch auf die immer noch nicht vollkommen geklärten Rechtsstreitigkeiten mit den Exmitgliedern Oliver und Dawson zurückzuführen ist.

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