DEAD MOON: Nürnberg, Hirsch, 11. Oktober 2006

… und wenn du im hinterletzten Club dieses Planeten einen Langhaarigen siehst, der ein DEAD MOON-Shirt trägt und cool in der Ecke lümmelt, dann weißt Du: Das muß ein echter sein!

Irgendwer hatte mal erzählt, dass DEAD MOON auf der Bühne Kerzen anzünden und so lange spielen, bis diese heruntergebrannt sind. Nette Geschichte, und wenngleich sie auch nur die halbe Wahrheit ist, so war doch zumindest im selben Augenblick das Interesse geweckt an diesem obskuren Rock-Trio aus den USA, das auf seiner Europatournee Station im halb gefüllten Nürnberger Musikclub Hirsch machte.

Noch mehr retro DEAD MOON geht gar nicht. Die Band um das Ehepaar Fred und Toody Cole hat es nicht mal zu einem Eintrag auf den deutschen Wikipedia-Seiten gebracht, nimmt seine Alben konsequent in mono auf (Wir sind noch nicht bereit für stereo!) und war schon alt, als es Ende der 80er-Jahre seine ersten Vinylsingles auf den Markt warf. Alles Zutaten, die die Truppe aus Portland/Oregon schwer kultverdächtig macht. Aber ist es nicht so, dass man – wenn man sich denn nur lange und intensiv genug mit einer Musikrichtung auseinandersetzt – irgendwann ein Interesse gerade für die obskuren Vertreter des Genres bekommt? Die vergessenen Pflänzchen, die Orchideen am Rande der Lichtung?

Nüchtern betrachtet ist der simpel gestrickte und im Niemandsland zwischen frühem Detroit-Sound (THE STOOGES, MC5) und hinterletztem Garagenpunk beheimatete Kauzrock von DEAD MOON sicher alles andere als toll, aber darum geht es hier ja gar nicht. Die Musik ist so kurios, angestaubt und vor allem jenseits aller gängigen Vermarktungsmechanismen, dass man diese anachronistische Truppe einfach lieben muss.

Mit deutlich mehr Druck als auf seinen zahlreichen Tonträgern schrammelt sich das Trio im Hirsch durch gefühlte 50 Lieder, dass es eine reine Freude ist. Und man von Song zu Song mehr Spaß an diesem urigen Sound bekommt. Auch die ausgewählten Fremdkompositionen des Abends (unter anderem It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock’n’Roll) von AC/DC, Communication Breakdown von LED ZEPPELIN und Ring Of Fire von JOHNNY CASH) fügen sich perfekt ins stimmige Gesamtbild ein.
Und so hallen nach fast zwei Stunden Powerplay von DEAD MOON prompt minutenlang die Zugaberufe durch den Hirsch. Wiederkommen dringend erwünscht!

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