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IMPALED NAZARENE: Internetporno ist die Obsession. Weil es gratis ist.

“Manifest” bewies: eine verkorkste Tour und ein Gitarristenwechsel können IMPALED NAZARENE nicht von ihrem lärmigen Weg abbringen. Dass Fronter Mika ausgerechnet am selben Tag anruft wie das Schulmassaker in Finnland, erscheint als weitere bizarre Zufallssynergie…

Das IMPALED NAZARENE-Interview stand ursprünglich unter keinem guten Stern. Nachdem die Verwirrnisse um die Schweizer Kantonsvorwahl gelöst wurden, konnte der Kontakt mit Fronter Mika – auch bekannt als Sluti666 – doch noch hergestellt werden. Just an dem Tag, an dem ein Amoklauf an einem finnischen Gymnasium die Medien erschütterte. Kaum die beste Vorlage, um ein Interview zu beginnen. Also lieber mit etwas Unverfänglichem wie LORDI beginnen und den Zigarren paffenden Shouter fragen, ob wir einen Auftritt in einem solch kommerziellen Umfeld wie dem Eurovision Song Contest auch von IMPALED NAZARENE zu erwarten haben…

 

Es ist klar, dass die Eurovision Song Contest-Organisatoren niemals eine Band wie uns an ihrem Wettbewerb wollen würde. Das ist eine Utopie. Sie haben ja auch strikte Regeln. Aber wir würden diese Art von Scheiß eh nie machen. Wir haben in Holland einen Gig mit LORDI gespielt, aber sie kümmern mich nicht. Es ist alles dasselbe. Merkwürdigerweise hat mich ein finnischer Journalist auch mal nach LORDI gefragt. Aber eben – I don`t give a shit.

Nun ja, LORDI waren letztes Jahr in Europa live überall willkommen. Anders als ihr auf eurer “Pro Patria Finlandia“-Tour. Zahlreiche Konzerte wurden aus politischen Gründen gecancelt. Welche Gefühle hast du wegen dieses Debakels heute?

Auf “Manifest” kann man sich anhören, wie wir alle uns fühlen wegen diesem fucking bullshit. Frustration, Wut, Hass – alles hat sich aufgebaut während dieser Tour letztes Jahr. Die Linken, welche unsere Konzerte verhindert haben, haben uns nicht angehört. Es war, als würden wir mit einer Mauer sprechen.

Wir haben durch die ganze Sache auch extrem viel Geld verloren, es war wirklich schlimm. Das ist auch der Grund, warum wir für “Manifest” noch keine Tour gebucht haben. Wir wissen schlicht nicht, ob wir überhaupt in Deutschland spielen könnten. Also warten wir erst mal ab, ob “Manifest” in Deutschland auf den A-Index gesetzt wird. Das Ganze betrifft ja nicht nur uns: Das “Southside Of Hell”-Festival musste auch unter dieser Art von Schikane leiden, weil BENEDICTION dort auftraten. Meiner Meinung nach herrscht eine fucking Paranoia in Deutschland und sie suchen nur nach Sündenböcken.

Eure Konzerte waren allerdings nicht nur in Deutschland ein Problem, sondern auch in der Schweiz. So wurde euer Gig in der Wiler Remise gecancelt, stattdessen habt ihr in der französisch- und italienischsprechenden Landesteilen gespielt.

Das war auch so fucking lächerlich. Wir konnten nicht im deutschsprachigen Teil der Schweiz spielen, aber im französisch- und italienischsprachigen Part durften wir auftreten. Wir waren froh, nicht in diesem Scheißloch Remise aufzutreten. Außerdem waren die beiden anderen Konzerte fast ausverkauft und es war einfach fucking cool, dort aufzutreten.

Na wenigstens etwas. Was mich damals allerdings genervt hat, war, dass eure Homepage bezüglich abgesagter Konzerte und geänderter Locations nicht up to date gehalten wurde. Das hat das Ganze nur noch verwirrender gemacht. Hast du im Vorfeld irgendwie geahnt, dass die “Pro Patria Finlandia“-Tour derartig Wellen schlagen würde?

Nein, überhaupt nicht. Wir waren schon früher in Europa auf Tour und hatten nie irgendwelche Probleme. Plötzlich – sieben beziehungsweise neun Jahre nach dem Release der Alben, welche im Zentrum des Skandals standen – gibt es mit diesen Alben ein solch großes Problem. Das hat für uns einfach überhaupt keinen Sinn ergeben.

Als ihr aus einigen Locations verbannt wurdet – bekamt ihr wenigstens die Chance, mit den Verantwortlichen zu diskutieren? Oder hat sich diese “Mauer”, die du vorhin erwähnt hast, auch dort manifestiert?

Wir versuchten alles. Wir machten hunderte Statements, haben alles erklärt. Aber es war auch dort wie wenn man mit einer Mauer reden würde. Man hat uns nicht angehört. Die Leute, die hinter dem Ganzen steckten, mussten einige gute Verbindungen in höhere politische Sphären haben, um so etwas durchzuziehen. Es war nicht einfach eine Gruppe von Punks, die all das verursacht hat.

Nun gibt es ja gewisse Theorien und Gerüchte, wer dahinter steckte. Der Song “You don`t rock hard” auf eurem aktuellen Album schürt gewisse Gerüchte in diese Richtung…

Und man muss nicht Einstein sein, um das herauszufinden.

Mika IMPALE NAZARENE
“Wie kann man den Text überhaupt ernst nehmen?” – Mika über die oft missverstandenen Lyrics von “Zero Tolerance”.

Haha. In dem Fall gehen wir nicht genauer darauf ein, damit ihr nicht plötzlich rechtliche Probleme kriegt. Ich nehme an, das letztjährige Tourdebakel hatte auch finanzielle Folgen für euch. Seid ihr deswegen jetzt verschuldet? Und wollt ihr nach einer so negativen Erfahrung überhaupt noch live spielen?

Wir brauchten 18 Monate, um alle Schulden zu begleichen. Aber wir haben alles zurückgezahlt, finanziell ist die Sache also erledigt. Und ja, wir wollen und werden noch immer live spielen. Wir hatten all diese Probleme in Österreich, Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Handkerum bekamen wir jedoch auch die Chance, zum ersten Mal in Ländern wie Serbien und Kroatien aufzutreten. Die Gigs dort waren fucking großartig.

Am Schluss sieht es so aus: Auf der einen Seite stehen all diese Leute, die versuchen, uns runterzuziehen und am frohsten wären, wenn wir aufgeben würden. Aber auf der anderen Seite stehen die positiven Live-Erfahrungen. Live zu spielen ist doch der beste Part daran, in einer Band zu sein. Du bist dein eigener Meister auf der Bühne. Du musst an nichts anderes denken. Denn auf der Bühne zählt nur die Musik.

Da hast du allerdings Recht. Ihr wurdet ja in der Vergangenheit vor allem für den Text eures Songs “Zero Tolerance” kritisiert. Die Lyrics dazu sind ja nicht auf eurer Homepage, aber geistern natürlich durchs Internet. Warum habt ihr nicht einfach ein klares Statement zum Song abgegeben auf eurer Site, um Fehlinterpretationen vorzubeugen? Oder widerstrebt euch die Idee, die eigene Kunst im Voraus zu erklären?

Exakt. Warum sollten wir irgendwas erklären? Wir haben keine Gesetze gebrochen. Ich hasse es, diesen Song immer wieder erklären zu müssen. Ich meine – wie kann man den Text überhaupt ernst nehmen? Früher haben wir diesen Song in Deutschland gespielt – es war nie ein Problem. Im Jahr 2006 ist es plötzlich ein Problem. Auf der “Pro Patria Finlandia“-Tour haben wir den Song aufgrund all der Probleme umbenannt in “Fuck Germany”. Dem Publikum hats gefallen. Als wir “Fuck Germany” in Holland spielten, hatte es einige Deutsche im Publikum. Die wurden richtig wütend darüber, dass wir “Zero Tolerance” in “Fuck Germany” unbenannt hatten.

Neben “Zero Tolerance” gab ja auch euer Track “Zum Kotzen” zu reden. Ich habe die Songtexte immer als Provokation mit schwarzem Humor aufgefasst, allerdings gibt es ja auch viele andere Leute, die dahinter eine extreme politische Einstellung eurerseits vermuten…

Ich spreche selbst gar kein Deutsch. Wir hatten damals einfach ein Wörterbuch zur Hand, als wir diesen Text schrieben. Aber die Bedeutung der umstrittenen Zeile kann man wirklich verstehen: “1, 2, 3 – Arbeit macht frei / Zum Kotzen”. Das ist doch ganz klar, dass eben dieses “1, 2, 3 – Arbeit macht frei” zum Kotzen sei. Aber die Antifa-Leute haben natürlich nur den “1, 2, 3 – Arbeit macht frei”-Teil den Politikern zugeschickt und das “zum Kotzen” unterschlagen. Sie haben also selber Zensur geübt und damit die Bedeutung des Textes verändert. Wir haben auch ihnen versucht, das zu erklären, aber sie wollten uns nicht anhören. Das Interessante dabei – wir haben das “Latex Cult”-Album, auf dem “Zum Kotzen” drauf ist – zur Klarifizierung den entsprechenden Zensurbehörden geschickt. Die Zensurbehörde hat uns nicht nur angehört, sondern unsere Erklärungen (auch zum “Nihil”-Album) auch akzeptiert. Das deutsche Zensur-Komitee hatte also entschieden, dass wir die umstrittenen Songs spielen dürften.

Dann frustriert das Ganze natürlich noch mehr, wenn man sozusagen die Erlaubnis einer solchen Instanz hätte. Allerdings gibt es ja auch Bands, die ihre Texte tatsächlich dazu benutzen, politische Propaganda zu verbreiten. Was hältst du von solchen Truppen, die zum Beispiel NSBM machen?

Das ist ihr Problem. Ich kümmere mich nicht um solche Dinge. Die Menschen sind frei, das zu tun, was sie wollen. Aber das sind Idioten. Wir selber waren nie eine politische Band, das ist ein fucking Fakt.

Allerdings goss der Albumtitel “Pro Patria Finlandia” schon Öl ins Feuer, selbst wenn ich “Finlandia” eher mit Sibelius assoziiere. Warum habt ihr diesen provokativen Titel gewählt?

Da gab es keinen spezifischen Grund dafür. Wir haben den Titel einfach kreiert. Ich hatte ein Lateinwörterbuch in der Hand und da bin ich auf “pro Patria” gestoßen. Und “Finlandia” ist ein guter Vodka, Sibelius ist auch nicht schlecht. Nun ja, der Rest ist Geschichte.

Warte kurz, ich muss mein Mobiltelefon ausschalten. Es gibt einen Grund, warum mich heute soviele Leute anrufen.

Aber nicht etwa der Schüler, der heute an einer finnischen Schule Amok lief und acht Menschen tötete?

Doch. Denn der Typ, der heute acht Menschen erschossen hat, hörte sich auch IMPALED NAZARENE an. Also haben wir wieder mal das größte Pech.

Das ist übel. Ich dachte mir so etwas, aber ich dachte, dass ich dich nicht danach fragen könne, weil es einfach komplett daneben wäre.

Nun ja, sie haben seinen Blog gefunden. Er hörte sowohl RAMMSTEIN als auch IMPALED NAZARENE. Als ich das sah, dachte ich nur “nooooooooooooooo”. Und dabei ist es doch so, dass sich nicht die Band die Fans aussucht, sondern die Fans die Band… Aber wir werden sehen, was passiert. Die Presse will natürlich einen Sündenbock. Es ist eine Schande, dass er nicht LORDI gehört hat, haha.

Nun ja, dafür werden RAMMSTEIN erwähnt, die neben MARYLIN MANSON ja auch bei den Amokläufern von Columbine populär waren.

Ja, schon. Aber diese Bands sind so riesig, dass sie eine Armee von Anwälten hinter sich haben. Also kriegen sie keine Probleme. Wir hingegen sind eine kleine Underground-Band, also müssen wir uns immer selber verteidigen…

Was wesentlich mühsamer ist. Aber kommen wir zurück zu eurem Schaffen. Das “Pro Patria Finlandia“-Cover mit der blutbefleckten finnischen Flagge gab damals natürlich ebenfalls einiges an Gesprächsstoff…

Nun ja, es läuft bei uns so, dass wir dem Künstler den Albumtitel geben und ihn dann machen lassen. Er kreiert das Bild dann für sich, ohne weiteren Einfluss von uns. Beim “Manifest“-Cover sind wir genau gleich vorgegangen. Er hat den Titel bekommen und konnte dann seiner kreativen Ader absolut freien Lauf lassen.

Wobei ich sagen muss, dass das “Manifest“-Cover um einiges braver wirkt. Allerdings könnte man den Titel wiederum mit dem kommunistischen Manifest in Verbindung bringen wollen… Was bedeutet “Manifest” für dich?

Der Titel ist auf Englisch, nicht auf Deutsch. Auf Englisch ist das Kommunistische Manifest ein “Manifesto”. “Manifest” ist auf Englisch hingegen wesentlich unverfänglicher als “Manifesto”, also kann man da nichts Politisches hineininterpretieren. Ich muss das den deutschsprachigen Leuten dauernd erklären. Ich glaube, wir werden unser nächstes Album “flaubers” nennen. Einfach so, damit niemand falsche Verbindungen machen kann.

Das Cover von
Das Cover von “Manifest”

Der Albumtitel ist ja nicht der einzige Anker für Interpretationen. Songtitel wie “Neighbourcide”, “One Dead Nation Under Dead God” oder “For Those Who Have Fallen” vom letzten Output legen die Vermutung nahe, dass Krieg ein wichtiges Thema ist bei euch. Inspiriert dich zum Beispiel das momentane Geschehen im Irak?

Nein, nicht wirklich. Ich kümmere mich nicht um diese Art von Dingen. Die Leute haben dieses Image im Kopf, dass ich ein Kriegsfreak bin, aber das ist Bullshit. Wir haben einen Song – “Total War – Winter War” – der vom russisch-finnischen Krieg handelt. Aber eben, wir sind stigmatisiert. Man meint, wir seien kriegsbegeistert, aber das ist weit weg von der Wahrheit.

Ihr habt dieses Image allerdings auch kultiviert, ich denke etwa an die Fotos von euch auf der Website, in denen ihr mit Waffen posiert. Waren das echte Waffen?

Das waren echte Waffen, ja. Wir machten Promofotos. Und wir wollten einfach etwas anderes als das übliche “fünf Typen stehen irgendwo”-Bild. Also haben wir künstlerische Freiheit walten lassen und mit den Waffen posiert.

Wenn wir es gerade von Waffen haben: Jagst du?

Nein, aber ich liebe Fischen. Es ist eine sehr gute Art zu relaxen.

Da dürftest du in Norwegen einige andere Genrekollegen finden, die diese Meinung teilen. Wenn ich mir die Fotos von dir auf eurer Site ansehe. Hast du noch andere Obsessionen als in einen Eimer zu kotzen, Musik und Porno?

Internet Porno ist die Obsession. Weil es gratis ist, haha.

Wenn wir gerade von Porno sprechen: Ist ein “Motörpenis” eigentlich eine Art Dildo? Das wollte ich schon immer wissen…

Du bist die erste, die mich das fragt. “Motörpenis” ist eine Metapher für eine Band auf Tour. Es ist also kein Dildo.

Was bei IMPALED NAZARENE ja einfach dazugehört sind Songs, in denen es um Ziegen geht. Auch “Manifest” ist hier keine Ausnahme und hat “Goat Justice” auf der Trackliste. Warum eigentlich Ziegen? Für satanische Symbolspiele oder aus einem anderen Grund?

Die Goat-Sache hat damals mit dem Demotape begonnen. Es wurde einfach zu unserem Trademark. IRON MAIDEN haben Eddie, wir haben die Ziege. In einigen Songs ist es schon eine Metapher für Satan. Aber in “Goat Justice” geht es wieder um diese fucking Tour. “Goat Justice” soll diesen Leute angetan werden, die gegen uns waren. Es wird sie ereilen. Später. Wir sind nicht in Eile.

Ihr habt ja nicht nur ein Ding für Ziegen, sondern auch für andere Tiere. Wie kamen eigentlich die wohlklingenden Viecher auf “Tol Cormpt Norz Norz Norz”?

Sie kamen von einer Sampler-CD, die Laute realer Tiere enthielt.

Gut, dann wäre das auch geklärt. Auf eurem neuen Album scheinen Schweine relativ präsent zu sein. So habt ihr Tracks wie “Funeral for despicable pigs” und “Original pig rig” auf “Manifest“…

Im “Pig Rig” geht es um das Kruzfix. “Funeral for despicable pigs” – nun ja, wir würden gerne die Beerdigung derjeniger sehen, die sich gegen uns gestellt haben. Du siehst, auch hier sind die Erfahrungen der letzten Tour präsent.

Und bei diesem Beerdigungssong kommen auch von euch ungewohnte Orgeltöne zum Zug. Wie kamt ihr zu diesem Element?

Das war die Idee unseres Ex-Gitarristen Tuomio. Er hat im Vorfeld einfach gesagt, er würde etwas Spezielles dazu machen. Im Studio haben wir diesen Orgelpart dann gesehen und wir mochten diese sakrale Beerdigungsstimmung sofort. Es war einfach großartig und zu 100% seine Idee.

Da ich die Texte zu euren Songs nicht habe, würde ich gerne von dir hören, um was es in “Mushroom Truth” geht. Einerseits kann ich mir vorstellen, dass ihr euch der Atombomben-Thematik widmet. Andererseits seid ihr auch so nicht-straightedge unterwegs, dass ich an Psylopilze denken muss. Was ist es denn nun?

Sagen wir es einfach so: Der Text könnte von einer wahren Geschichte handeln, die jemandem in Holland passiert ist. Ich denke, das beantwortet deine Frage. Oder klarifizieren wir es: Es könnte etwas sein, das auf der Tour passiert ist, haha.

Alles klar, haha. Tiere, Pilze – und Satan darf in euren Lyrics ja auch nicht fehlen. Spielt Satanismus in deinem Leben eigentlich eine Rolle?

Nein. Satanismus bedeutet ja sowieso etwas anderes für alle. Ich gebe einen Scheiß drauf. Ich folge keine Regeln und keiner Doktrin. Es kümmert mich schlicht nicht. Meine eigene Philosophie ist sehr simpel: Du lebst, du leidest, du stirbst.

IMPALED NAZARENE 2007
“Man meint, wir seien kriegsbegeistert, aber das ist weit weg von der Wahrheit.” – Die Band fühlt sich stigamtisiert.

Diese Philosophie scheint für dich ja gut zu funktionieren, du bist ja schon sehr lange dabei. Deine Stimme hat sich während deiner Karriere meiner Meinung nach gewandelt, auf “Manifest” klingst du meiner Meinung nach ein bisschen weniger angepisst als zu “Ugra Karma”-Zeiten. Bist du heutzutage ausgeglichener als damals?

Nein. Einige Leute sagen, dass ich auf dem neuen Album wütender klinge als zuvor. Ich mache das jetzt seit 17 Jahren, also altert die Stimme ab einem gewissen Punkt. Eins bleibt jedoch gleich: Ich kann noch immer nicht singen, ich schreie.

Und diese Schreie werden mittlerweile von einer anderen Produktion eingefangen als zu euren früheren Zeiten. Genießt ihr euren heutigen Sound mehr als die rohen Töne der alten Alben?

Nein. Jedes Album hat seinen Sound und das ist gut so. Als wir anfingen, war unser Budget klein. Wir mussten schnell aufnehmen und hatten analoges Equipment für die Aufnahmen. Aber unser Sound hat sich verändert wegen der digitalen Revolution. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Auf “Manifest” wollten wir jedoch “analog” klingen, also haben wir keine Trigger benutzt. “Pro Patria Finlandia” klang digitaler und komprimierter, auf dem aktuellen Album wollten wir einen wärmeren Sound haben.

Hat sich dieser Wandel in Soundqualität auch auf eure Arbeitsweise im Studio und beim Songwriting ausgewirkt?

Unser Songwriting-Prozess hat sich dadurch nicht verändert. Jeder schreibt allein zuhause. Wir schreiben keine Songs als Band. Wir komponieren zuhause, treffen uns im Übungsraum und präsentieren einander die neuen Songs. Dann entscheiden wir zusammen, was behalten wird und was nicht.

Die Arbeitsweise im Studio hat sich hingegen schon verändert. Zu “Rapture”-Zeiten spielten wir alles live ein und meine Gesangsspur war separat. Heutzutage nehmen wir individuell im Studio auf. Jeder hat seine Spur und nacheinander wird alles eingespielt. Wir sind also von der Gruppenarbeit zur Einzelarbeit übergegangen, könnte man sagen.

Was sich nicht geändert hat, ist eure Partnerschaft mit OSMOSE PRODUCTIONS. “Manifest” ist euer zehntes Album für dieses Label. Was ist das Geheimnis euer langen und glücklichen Beziehung?

Freundschaft. Sie sind gute Freund von uns. Außerdem gibt uns OSMOSE PRODUCTIONS immer 100% künstlerische Freiheit. Sie sagen nie “Nächsten Sommer müsst ihr euer neues Album fertig haben”. Wir gehen einfach ins Studio, nehmen auf und schicken ihnen die Rechnung. Wir lieben es, bei OSMOSE PRODUCTIONS unter Vertrag zu sein. Wir können machen, was wir wollen und sie wissen, dass wir ihnen Qualitätsarbeit liefern.

Du hast dich ja in der Vergangenheit nicht nur auf IMPALED NAZARENE beschränkt, sondern warst auch im Projekt DIABOLUS RISING aktiv. Wieso eigentlich nicht mehr?

Ich habe einfach das Interesse daran verloren. Niemand hat sich groß für unsere Musik interessiert, also haben wir aufgehört. Es machte einfach keinen großen Sinn. Zu dieser Zeit machte ich einfach, was ich wollte. Und ich bin nie in diese Zeit und zu diesem Projekt zurückgekehrt.

Du bist ja nicht der einzige bei IMPALED NAZARENE, der sich auch noch anderweitig musikalisch engagiert hat. Vor kurzem hattet ihr ja einen Wechsel in der Gitarrenfraktion. Tuomo Louhio wurde durch Tomi UG Ullgren ersetzt, der ja auch bei verschiedenen anderen Bands aktiv ist. Ist IMPALED NAZARENE nun Tomis erste Priorität?

Es ist seine erste Priorität, weil ich ihm gesagt habe, dass IMPALED NAZARENE seine erste Priorität sein müsse. Wir kennen ihn schon seit sieben Jahren und er war auf der unheilvollen Tour letztes Jahr unser Gitarrentechniker. Da hat er gesehen, was passieren kann, wenn man bei IMPALED NAZARENE spielt. Aber er hat es durchgezogen und wir wissen, dass er wirklich hinter uns steht.

Kommen wir von der Gegenwart zur Zukunft. Werdet ihr irgendetwas ändern an eurer Live-Präsenz, um nicht wieder dieselben Erfahrungen zu machen wie letztes Jahr?

Nein, natürlich nicht. Es wäre dumm, sich zu ändern, nur weil einige Leute gegen uns sind. Ich mache das seit 17 Jahren, ich habe IMPALED NAZARENE mitgegründet. Wenn mir jemand diese Band wegnimmt, dann werde ich vermutlich verrückt und sterbe.

Was wir natürlich nicht wollen. Ich hoffe, dass ihr doch wieder auf Tour kommen könnt, um “Manifest” auch live vorzustellen.

Wir wissen noch absolut nichts. Aber wir hoffen, dass sich bald etwas ergibt…

 

Fotos: Osmose Productions

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