DIVINUS: Grumbeerschdambes un Gelleriewe

DIVINUS gehören zu den wenigen Bands des deutschen Undergrounds, die mit einem wirklich eigenständigen Sound aufwarten können. Zuletzt stellten sie dies mit ihrem dritten Album "Nine Ways To Rome" unter Beweis, einer erfrischenden Dehnung des Genrebegriffs Melodic Metal, die auch Platz für Marimbaklänge, Funkparts und andere stilfremde Elemente bietet. Sänger und Texter Daniel Ott sowie Gitarrist und Produzent Christian Herrle gaben nicht nur Auskunft über die Entstehung des Albums, sondern konnten auch mit Anekdoten von ihrem Ungarn-Trip im letzten Jahr aufwarten.

DIVINUS gehören zu den wenigen Bands des deutschen Undergrounds, die mit einem wirklich eigenständigen Sound aufwarten können. Zuletzt stellten sie dies mit ihrem dritten Album Nine Ways To Rome unter Beweis, einer erfrischenden Dehnung des Genrebegriffs Melodic Metal, die auch Platz für Marimbaklänge, Funkparts und andere stilfremde Elemente bietet. Sänger und Texter Daniel Ott sowie Gitarrist und Produzent Christian Herrle gaben nicht nur Auskunft über die Entstehung des Albums, sondern konnten auch mit Anekdoten von ihrem Ungarn-Trip im letzten Jahr aufwarten.

Euer neues Album habt ihr auf den Namen Nine Ways To Rome getauft. Welcher dieser neun Wege war am beschwerlichsten?

Christian: Der beschwerlichste war sicherlich Into My Paradise, da dieser Song erst im Laufe der Aufnahmen und Produktion komplettiert wurde. Steffen kam da anfangs mit diesen wunderschönen Klavierchanges an, die allerdings noch zu viele und zu krasse Rhythmus- und Tempiwechsel hatten, so dass sie nicht wirklich zum Rest des Albums passten. So kam es, dass ich mich als armer Produzent des Arrangements annehmen musste. Glücklicherweise habe ich durch mein Musikstudium auch das theoretische Knowhow, um im Laufe der CD-Produktion die Parts ein wenig entschärfen und ordnen zu können. Hinzu kam dann noch der klavierlose Mittelteil, den ich schon seit längerer Zeit im Kopf hatte, und so ist aus Steffens Ideen ein immer noch abwechslungsreicher, aber hoffentlich homogener Song geworden.

Daniel: Für mich Wunder und Every Darkness aus verschiedenen Gründen. Einer davon nennt sich Sklaventreiber Herrle. (lacht)

Welchen der neun Wege würdet ihr unerfahrenen Touristen am ehesten empfehlen und warum?

Christian: You Poison The Air We Breathe, World Of Tomorrow und Death Or Rebirth.

Daniel: Es kommt immer darauf an, aus welcher Richtung er kommt. Deswegen ergänze ich Christians Antwort noch um Sphere of Crime. Die drei erstgenannten sind eher die Wege ohne große Stolpersteine. Sphere of Crime ist da schon etwas holperiger und mit einem kleinen Umweg versehen, aber immer noch geradlinig genug, um sich nicht zu sehr zu verlaufen. Aber diese vier Wege dürften sicherlich genügen, um sich ein grobes Bild von uns zu machen.

Gehe ich recht in der Annahme, dass der Titel auch als dezenter Hinweis darauf zu verstehen ist, dass euer drittes Album deutlich homogener ausgefallen ist als der Vorgänger, ohne dadurch eintönig zu wirken? Für mich drückt Nine Ways To Rome eine Zielstrebigkeit aus, aber auch, dass man es eben mit neun Songs zu tun hat, die ihre jeweiligen Eigenheiten haben.

Daniel: Das kann man sicherlich so auslegen. Aber eigentlich ist der Titel schon lange in meinem Kopf herum gekreist. Sogar lange, bevor das Album überhaupt konkrete Ausmaße angenommen hat. Die Grundidee ist deiner aber nicht unähnlich. Bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom – also zum Ziel. Unser Ziel ist es, Musik zu machen, zu unterhalten. Auf dem Album stellen wir neun Arten vor, wie wir das uns gesteckte Ziel erreichen. Dass das Album homogener wirkt, haben wir sicherlich Christian zu verdanken, der fast das komplette Arrangement übernommen hat. So kommt einfach mehr Stringenz in die Sache, als wenn jeder dran herum wurschtelt. Außerdem bin ich der Meinung, dass Steffen mit seinem Keyboardspiel dem ganzen noch das I-Tüpfelchen aufsetzt. Er schafft es, seine Keyboards immer so geschickt in den Song zu integrieren, dass dadurch sicherlich eine Art Wiedererkennungswert entsteht und er zur Homogenität beiträgt.

Diese Zielstrebigkeit war es, die mir auf Thoughts Of A Desperate Mind noch ein wenig fehlte. Würdest du sagen, dass ihr mittlerweile weniger anfällig für äußere Einflüsse seid? Du sagtest damals, dass du bei der Entstehung von Bloody Ice sehr von SUBWAY TO SALLY inspiriert gewesen warst. Achtet ihr nun mehr darauf, nicht alles, was euch gefällt, in euren Sound zu integrieren, oder ist einfach nur euer eigener Geschmack homogener geworden?

Daniel: Nein, unser Geschmack ist sicherlich nicht homogener geworden. Und ich würde schon sagen, dass wir uns nach wie vor beeinflussen lassen und diese Einflüsse auch einbringen. Allerdings können wir sie mittlerweile einfach besser verpacken. Oder würdest du heraushören, dass ich mich bei World of Tomorrow von SOILWORK habe beeinflussen lassen? Oft sind es ja nur Kleinigkeiten, von denen man sagt: Hey, das würd ich auch gerne mal probieren. Von solch einer Grundidee inspiriert entsteht dann aber häufig etwas ganz anderes, was im Endeffekt sogar noch besser ist, als zum Beispiel ich es mir vorher zusammengereimt habe.

Daniel, in unserem letzten Interview erwähntest du, dass ihr einige Klassiker habt, die ihr zwar noch ganz gerne live spielt, aber mit einem gewissen Beigeschmack, weil ihr sie einfach schon so lange und so oft gespielt habt. Dazu gehörte auch Forever Lost. Wie kam es dazu, dass ihr den Song jetzt sogar noch einmal neu aufgenommen habt?

Divinus
DIVINUS-Gitarrist Christian Herrle schaut gerne über den Tellerrand: Ich versuche fieberhaft unsere Musik zum Grooven zu bringen. Das ist im Heavy Metal natürlich nicht so einfach zu berwerkstelligen, da die Musik an sich ja etwas Geradliniges hat und im Gegensatz zu anderen Musikstilen wenig schwingt.

Christian: Wie schon erwähnt, wurde der Song live immer wieder gefordert und hatte von unseren Klassikern noch am ehesten das Potenzial, neu arrangiert zu werden. So kam ich dann eines Tages mit diesem tiefen New Metal-Riff an. Eigentlich ja ein Klischee-Riff – Hauptsache tief und es knallt! Da die Version aber ursprünglich nur für den Liveeinsatz geplant war und wir es so eher augenzwinkernd angesehen haben, war das dann irgendwie gerechtfertigt.

Die anderen Parts kamen dann Stück für Stück dazu und wir haben uns vom Arrangement her fast eins zu eins an der Originalversion orientiert. Anstelle des alten Mittel- beziehungsweise Soloteils haben wir eine bekannte Walzermelodie in Moll zitiert (zu hören in Eyes Wide Shut), die wir auch jetzt noch live verwenden. Wir merkten dann schnell, dass der neue Song richtig fett klang, und da uns noch ein Song zum Album fehlte, haben wir ihn mit auf die Reise nach Rom genommen. Entscheidend war dabei aber, dass dieser Song wirklich gut produziert und druckvoll gestaltet werden musste – sonst hätte es auch nach hinten losgehen können. So kam dann die Idee mit dem leicht überproduzierten, aber so gewollten choralen Frauengesang in Strophe und Refrain. Fehlte nur noch das Intro und ein neuer Solopart, da wir den Walzer aus rechtlichen Gründen natürlich nicht übernehmen konnten.

Da ich an der Musikhochschule Frankfurt viel Kontakt zu Orchesterschlagzeugern habe, konnte ich schon des öfteren die klanglichen Sphären der Marimba- und Vibraphone genießen. Seit meinem ersten Marimabaerlebnis wollte ich unbedingt mal einen Song mit diesem spektakulären Instrument machen – so ergab sich dann der Rest von alleine. Ich schrieb dann das Intro, was sich übrigens rhythmisch und harmonisch eins zu eins ans Original-Intro hält, und den Mittelpart und konnte das ganze glücklicherweise auch bei uns in der Hochschule aufnehmen. Die Umsetzung gestaltete sich dann allerdings etwas schwieriger, da ich ja keinen Plan vom Notensatz der Marimbas habe und manche Passagen so technisch fast unspielbar waren. Aber meine zwei Kumpanen haben es echt gut hinbekommen – kein Wunder, wo sie doch mit ihrem Drum- and Percussion-Duo PERCUPLEX schon einige Preise gewonnen haben…

War diese Neubearbeitung vielleicht sogar notwendig, damit ihr den Song wieder ohne den erwähnten Beigeschmack, dafür aber mit voller Begeisterung spielen könnt?

Christian: Zweifelsohne.

Was ich wirklich erstaunlich finde, ist, dass Dinge wie dieser Marimba-Part oder die Funk-Einlage in Death Or Rebirth einerseits so herausstechen, dass sie dem jeweiligen Song einen starken Wiedererkennungswert geben, dass sie aber andererseits wie selbstverständlich in diesen eingebettet sind und keinesfalls wie Fremdkörper wirken. Ist letzteres etwas, auf das ihr beim Songwriting besonders achtet?

Christian: Nicht zu vergessen das Fusion-Jazz-Solo bei Wunder – wie schon erwähnt, bin ich in der glücklichen Lage, meine Leidenschaft auch studieren zu können. Da Heavy-Metal-Gitarre allerdings nicht akzeptiert wurde, bin ich bei der Jazz-Gitarre gelandet. Dort war es vor allem mein Professor und Gitarrenlehrer Michael Sagmeister (der in der deutschen Jazz-Szene eine echte Größe ist – unter anderem zwei Jazzbücher beim AMA-Verlag herausgebracht und auch schon mit Victor Smolski von RAGE gearbeitet hat), der mich für dieses Metier begeistert hat – und bei mir war es seit jeher so, dass ich neue musikalische Einflüsse unbedingt in meine Musik mit einbringen will, so dass dabei eben jenes Solo und der Funk-Part herauskamen. So versuchen wir stets den Eintopf der divin´schen Musik über den hohen Tellerrand des Heavy Metal hinausschwappen zu lassen – ohne dass alles ausläuft – versteht sich. (lacht)

Nein, im Ernst – ich höre querbeet ziemlich verschiedene Musikstile, so auch noch Drum ´n´Bass oder echte Klassik – wichtig ist für mich immer, dass das gewisse Etwas vorhanden ist – und wenn ich neue Hörerfahrungen gesammelt habe, fließt dies irgendwie automatisch mit ins Songwriting ein. Vor allem versuche ich fieberhaft – ihr könnt unseren genervten Schlagzeuger fragen – unsere Musik zum Grooven zu bringen. Das ist im Heavy Metal natürlich nicht so einfach zu berwerkstelligen, da die Musik an sich ja etwas Geradliniges hat und im Gegensatz zu anderen Musikstilen – eben zum Jazz zum Beispiel – wenig schwingt. Mit Every Darkness hab ich daher auch versucht eine etwas groovigere und metaluntypischere Nummer zu komponieren, die prompt auch für gespaltene Kritik gesorgt hat – immer ein Beleg dafür, dass einem mal was Neues gelungen ist…

Hinzu kommen dann noch ein paar musiktheoretische Überlegungen und das Gespür für songdienliche Elemente, so dass wir beim aktuellen Album trotz der vielen Spielereien diese Homogenität erreichen konnten.

Ihr habt Nine Ways To Rome wieder in Christians heimischem Studio aufgenommen, die Produktion ist aber deutlich druckvoller ausgefallen als auf dem Vorgänger. Alles eine Sache hinzugewonnener Erfahrung?

Christian: Definitiv ja. Und natürlich auch verbesserte Hardware. Das letzte Album entstand ja unter allerbilligsten Umständen. Der PC damals hatte nur eine On-Board-Soundkarte, an die mein Gitarreneffektgerät angeschlossen war. Darüber liefen dann Gesang, Gitarre, Bass und Keyboard. Drums wurden mit einem E-Drum eingespielt, die Becken manuell und umständlich gesampelt und dann Stück für Stück in die Songs eingefügt. Hinzu kamen alte PC-Lautsprecher als Abhör-Monitore und ich hatte noch nicht wirklich Ahnung – daher letztendlich auch über zwei Jahre Produktionszeit.

Diesmal hab ich adäquate Technik verwenden können und habe im Laufe der letzten Jahre immer wieder, unter anderem durch unsere Demos und den Video-Song Woodpeg Paranoia, herumexperimentiert und viel Erfahrung gesammelt – nächtelanges Hören und Soundimitieren waren der Hauptteil der Arbeit. Letztlich waren es aber unzählige Tricks, die ich hier jedoch nicht verraten werde, die für den recht ordentlichen Sound gesorgt haben. Und nicht zu vergessen das professionelle Mastering, das wir uns dieses Mal geleistet haben und das sich auf jeden Fall rentiert hat.

Mit Wunder habt ihr erstmals einen Song in deutscher Sprache veröffentlicht, der in einigen Rezensionen auch prompt kritisiert wurde. Mich würde interessieren, wie dieser Song im nicht deutschsprachigen Ausland aufgenommen wurde. Ich habe festgestellt, dass deutschsprachige Songs dort oft einfach deshalb gut ankamen, weil der Klang der Sprache mit der Musik harmonierte.

Daniel: Das hast Du richtig festgestellt. (lacht) Von den Rückmeldungen aus dem nicht deutschsprachigen Ausland, waren weniger negative Kritiken dabei als es hier im Schnitt der Fall ist. Aber mir ist auch aufgefallen, beziehungsweise mir wurde es direkt gesagt, dass der Refrain vielen Leuten einfach nicht gefällt. Es hat sie weniger die Sprache abgeschreckt als die etwas merkwürdige Melodie im Refrain. Deshalb freut es uns umso mehr, wenn jemand Wunder richtig gut findet. Sowas kommt hin und wieder auch vor. Und, ja, man hört hin und wieder, dass ich Pfälzer bin. Deswegen kommt auf dem nächsten Album dann auch extra ein Song nur auf Pfälzisch. Er wird Grumbeerschdambes un Gelleriewe heißen. (lacht)

Wo wir schon bei Rezensionen sind: Du hast dich mal darüber beklagt, dass immer weniger Rezensenten die Alben, über die sie ein Urteil fällen, wirklich anhören. Wie hat sich das bei euch konkret bemerkbar gemacht?

Daniel: Wirklich auffällig ist es dann, wenn uns die zusätzlichen Instrumente, also Violine und Marimba, auf dem Album zu irgendwelchen Songs hinzugedichtet werden, bei denen diese Instrumente definitiv nicht drin vorkommen, zumal es auch explizit im Booklet angeführt ist, welches Instrument wo zu hören ist. Ähnlich bei Caro, die den weiblichen Gesang bei Forever Lost übernimmt. Sie wurde auch schon gerne mal als meine durch einen Pitcher gejagte Stimme abgestempelt. Viel ärgerlicher sind allerdings solche Reviews, die ganz offensichtlicht nur von der Bandinfo und anderen Reviews abgeschrieben und ein wenig umformuliert wurden. Bei so was kann ich dann echt nur noch den Kopf schütteln.

Ich denke, das Problem liegt auch darin begründet, dass zu viele Bands mit ihrer Musik zu schnell die Öffentlichkeit suchen und die Rezensenten mit CDs überschwemmt werden, somit kaum noch Zeit haben, sich mit jeder einzelnen CD so intensiv zu beschäftigen, wie es angebracht wäre…

Daniel: Das ist sicherlich ein Argument. Aber weißt du, als Band, die alles selbst macht, dauert es vom ersten Songwriting bis hin zum fertigen Produkt gerne mal bis zu zwei Jahre. Wir, vor allem Christian, stecken unendlich viel Zeit und Herzblut in die CD. Nine Ways To Rome geht jetzt knapp 60 Minuten. Angenommen der Rezensent hört sich das Teil nun drei mal wirklich intensiv an (und ich meine wirklich intensiv), dann wären das drei Stunden seiner Zeit, was verglichen mit zwei Jahren Arbeit eigentlich nichts ist. Und von jemandem, der sich zur Aufgabe macht, CDs zu kritisieren, kann ich das als Mitglied einer Band, als auch als Leser doch echt erwarten. Schließlich bringt es uns doch nichts, wenn wir von Magazin XY unsere Bandgeschichte in umgewandelter Form lesen und genauso wenig bringt es dem Leser etwas, wenn er nicht wirklich über die Musik dieser Band informiert wird. Es gab ein Magazin, da hat der Schreiber in keinem Satz erwähnt, welcher groben Stilrichtung wir angehören und im Bezug auf vereinzelte Parts Bands wie CLAWFINGER oder SYSTEM OF A DOWN als Vergleich herangezogen. Und jetzt mal ehrlich: Wenn man das so liest, wie in besagtem Review, erweckt es bei dem Leser doch eher den Eindruck, dass er es hier mit einer Crossover- oder Nu-Metal-Band zu tun hat. Zum Glück sind solche Totalausfälle eher selten. Auffällig ist es trotzdem.

Die Texte auf Nine Ways To Rome scheinen mir wieder eine ausgewogene Mischung aus Persönlichem und Gesellschaftskritik zu sein. Besonders World Of Tomorrow hat es mir angetan, da alleine in diesem Text so viele Themen angesprochen werden, dass man alleine daraus ein komplettes Interview gestalten könnte. In der ersten Strophe geht es um die durch das Internet ermöglichte zunehmende Virtualisierung des sozialen Lebens. Wenn man sich Phänomene wie Second Life anschaut, welches von diversen Firmen ja auch schon für Besprechungen und Konferenzen genutzt wird, dann ist das schon keine Zukunftsmusik mehr.

Daniel: Der Text wurde aus der Intention heraus geschrieben, dass wir, als westliche Kultur, uns doch tatsächlich in einer Art Umbruch befinden. Einige Dinge, wie das von dir genannte Second Life sind mittlerweile Alltag, während andere Themen noch nicht realisiert wurden. Aber ich bin mir sicher, dass es eines Tages so weit sein wird, dass Krebs heilbar ist. Im Gegensatz dazu haben wir auf unserer schönen Erde aber auch Kulturen, die unseres Erachtens nach total rückständig sind und überhaupt nicht wissen, was ein PC ist. Ich für meinen Teil finde das beneidenswert. Die haben nämlich nicht mit Windows zu kämpfen. (lacht)

Im Weiteren thematisierst du unter anderem den sauberen, soldatenlosen Krieg, Überbevölkerung und die Macht der Massenmedien. Siehst du dich eher in der Rolle des mahnenden Weltverbesserers oder in der des Pessimisten, der sämtliche Hoffnung aufgegeben hat?

Daniel: Weder noch. Ich sehe mich als Beobachter, der einfach das zum Thema macht, was er sieht und interessant findet. Ich möchte mit einigen meiner Texte eher zum Nachdenken anregen und auf gewisse Art und Weise meine Gedanken zu manchen Dingen offen legen, als den Oh-Weh-Finger zu heben und zu sagen: Böse, böse, das darf man nicht! Wäre ich ein Weltverbesserer, wüsste ich überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte. Davon abgesehen ist eine Verbesserung ja auch immer relativ. Was für den Einen vielleicht besser ist, kann dem Anderen von Nachteil sein. Nee, nee… das wär mir alles viel zu viel Stress. (lacht) Und da ich vom Wesen her ein absoluter Optimist bin, falle ich aus der Rolle des Pessimisten sowieso raus.

DIVINUS
Noch bevor man was zum Kauen vorgesetzt bekommt, kriegt man einen ordentlichen Schnaps vor die Nase gestellt. – das Frühstück in Ungarn hat bei Frontmann Daniel Ott einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ihr habt 2004 zu Woodpeg Paranoia einen Videoclip gedreht, der auf mich einen ziemlich professionellen Eindruck machte. Wurde der Clip eigentlich auch mal irgendwo ausgestrahlt?

Daniel: Ich versuche die Antwort auf diese Frage kurz zu halten: Nein! Ich glaube, es ist mir gelungen. (lacht)

Was ist eigentlich aus den beiden Demo-Songs Rejuvenate Him und Once Again geworden, die auf der Woodpeg Paranoia-DVD zu hören waren? Ich habe die beiden Songs nicht mehr im Ohr, aber zumindest die Titel sind ja auf Nine Ways To Rome nicht wiederzufinden.

Daniel: Das liegt daran, dass Nine Ways To Rome zum damaligen Zeitpunkt nicht geplant war. Eigentlich hätte nach Thoughts Of A Desperate Mind unser Konzeptalbum erscheinen sollen, zu dem eigentlich auch alle Songs fertig waren. Doch durch einen plötzlichen Kreativschub kamen so ziemlich auf einen Schlag die Nine Ways To Rome-Songs, die wir alle so geil fanden, dass wir gesagt haben: Sofort aufnehmen! Und so haben wir dann kurzfristig das Konzeptalbum auf Eis gelegt, auf dem auch Rejuvenate Him und Once Again gewesen wären. Eigentlich wollten wir es dann direkt nach Nine Ways To Rome aufnehmen. Mittlerweile haben wir wieder so viele feine Ideen für neue Lieder, die wir unmöglich warten lassen können. (lacht)

Im letzten Jahr seid ihr auf einem Festival in Ungarn aufgetreten. Hat sich die lange Reise gelohnt?

Daniel: Das Festival blieb leider weit hinter unseren Erwartungen zurück. Aber dafür haben wir drei absolut witzige und unvergessliche Tage erlebt. Budapest ist eine echt geile Stadt und die Ungarn ein richtig lustiges Völkchen. Ich stehe auch noch weiterhin in Kontakt mit Einigen. Von der Seite her hat es sich also auf jeden Fall rentiert.

Und um noch eine Anekdote zum Besten zu geben: Ich habe mich schon die ganze Zeit gefreut, endlich ein paar Ansagen auf Englisch raushauen zu können. Also laber ich mir den ganzen Abend den englischen Wolf und laber und laber. Als das offizielle Set dann beendet war, kamen aber seltsamerweise deutsche Zugaberufe aus dem Publikum. Danach haben uns die Leute in bestem deutsch darauf hingewiesen, dass sie leider kein Englisch verstehen. (lacht)

Auch unvergessen bleibt wohl das ungarische Frühstück. Noch bevor man was zum Kauen vorgesetzt bekommt, kriegt man einen ordentlichen Schnaps vor die Nase gestellt. Frühmorgens… auf schweren Kopf und nüchternen Magen. Rock n Roll. (lacht)

Vor dreieinhalb Jahren schloss unser Interview mit dem Wunsch nach einem gescheiten Management, um dich von der Arbeit des Bookings und so weiter zu befreien. Hat sich in der Hinsicht in den dreieinhalb Jahren etwas getan?

Daniel: Leider nein. Wir hatten mal zwei Agenturen an der Hand. Bei der ersten ist es bereits daran gescheitert, dass der Heini es nicht auf die Reihe bekommen hat uns einen Vertrag fertig zu machen. Die anderen hatten uns ganze drei Wochen unter den Fittichen, um uns dann wegen Arbeitsüberlastung zu kicken. Und ganz ehrlich: Danach haben wir uns bisher nicht mehr die Mühe gemacht. Aber das wird sich demnächst ändern, wenn die Promo-Päckchen fertig sind.

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