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DEMONICAL: Ich liebe Deutschland!

Ein Album, das Erinnerungen an alte DISMEMBER-Zeiten hervorruft und viel schwedische Death Metal-Leidenschaft: Zeit, sich eingehender mit DEMONICAL auseinanderzusetzen…

 

Mit Ronnie Bergerståhl hinter dem Drumkit kann eigentlich nichts schiefgehen. Trotzdem sind DEMONICAL kein GRAVE-Klon. Lieber rotzen die Stockholmer auf Hellsworn die Art von schwedischem Death Metal, die man in den frühen Zeiten DISMEMBERs geniessen konnte. Unbekümmert, dreckig und mit Herzblut sind DEMONICAL bei der Sache und schaffen es auch live zu überzeugen. Zeit, hinter die Kulissen zu gucken und Gitarrist Johan zu befragen…

Zuerst einmal danke für eure Scheibe Hellsworn, die mir sehr gefällt. Wie zufrieden seid ihr denn mit dem Feedback von Fans und Medien?

Danke fürs Kompliment. Cool, dass dir die Scheibe gefällt. Nun, wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat und dem Feedback. Es war uns schon im Studio klar, dass wir da ein gutes Album aufgenommen hatten. Aber es ist natürlich immer schön, wenn andere danach diese Meinung teilen.

Für mich ist Hellsworn ein tolles Album, wenn man die alten DISMEMBER-Zeiten vermisst. Welches Album von DISMEMBER magst du am liebsten und warum?

Du bist nicht die erste, die uns mit ihnen vergleicht…aber das ist okay, weil DISMEMBER einfach eine verdammt geile Band sind. Alle ihre Alben sind gut auf ihre ganz eigene Weise und auf jeder einzelnen gibt es richtige Hits. Ganz persönlich gefällt mir allerdings noch immer das Debüt Like an everflowing stream am besten. Es ist einfach ein Klassiker und natürlich sind dann auch viele Erinnerungen mit dem Album verbunden…

Positive Erinnerungen verbinde ich mit eurem Gig im Tantogården mit NECROPHOBIC. Welches Album magst du von ihnen am besten?

Ich habe nur ihre beiden ersten Alben, also nenne ich das Debüt The Nocturnal Silence als Favorit.

Jetzt gibt es ja in Stockholm nicht nur alteingesessene Meisterbands, sondern auch viele junge, aufstrebende Formationen. Kannst du aus dem Underground was empfehlen?

In letzter Zeit gibt es mehr und mehr neue schwedische Old School Death Metal-Bands und sie kommen nicht nur aus Stockholm. Anchecken sollte man auf jeden Fall MORBUS CHRON, EVISCERATED, TORMENTED, DEGIAL, MAIM, GRAVELESS und BASTARD PRIEST.

Danke für die Tipps! Welche Band hat dich denn eigentlich in die Metalgefilde gebracht?

Die erste Metalband, die ich gehört habe, war wohl KISS – damals 1983. Vielleicht war es nicht die erste Band, die ich aus dem Metalbereich gehört habe, aber es war auf jeden Fall die erste Band, von der ich mir ein Album kaufte. Ich fing also mit KISS und anderen Hardrock Bands an, suchte aber bald nach härteren Sachen. Immer das Extremste halt! Anno 85 landete ich bei VENOM, dann bei BATHORY. Ende der 80er waren dann NIHILIST, GRAVE /CORPSE, CARNAGE und so weiter. Da wusste man: This is it – so sollte Musik klingen.

Drei von DEMONICALs Mitgliedern waren ja zuvor bei CENTINEX. Warum habt ihr den Bandnamen geändert? Oder steckte da was anderes dahinter?

Wir wechselten nicht den Namen. Ich löste CENTINEX auf und startete DEMONICAL. Neue Band, neue Visionen, neue Ziele und neue Einstellung. Der einzige Verbindungspunkt mit dem Alten ist, dass drei DEMONICAL-Mitglieder auch bei CENTINEX spielten.

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Die Religionen sind the true evil – Klare Ansichten: DEMONICAL

Was muss ein richtiger Dämon haben, damit er sich für dich als Dämon qualifiziert?

Einen grossen Schwanz.

Hehe… Ohne visuelle Hintergedanken jetzt: Im Text von World Serpent kommt die Zeile True Evil Shows Its Face vor. Was ist deiner Meinung nach heutzutage true evil in dieser Welt?

Sämtliche Religionen. Das Christentum, Judentum, der Islam – you name it. Die Religionen sind die grösste Pest, von welcher die Menschheit je heimgesucht wurde. Die Religionen sind the true evil.

Death Metal hat sich ja immer mit Themen beschäftigt, welche die gewöhnlichen Leute nicht mögen. Was verärgert dich als nicht-gewöhnliche Person?

Die Dummheit der normalen Menschen, Faulheit, Trägheit und Gleichgültigkeit.

Es ist ziemlich ungewöhnlich für eine schwedische Death Metal-Band, einen deutschen Text zu haben. Warum habt ihr einen ganzen Songtext auf Deutsch (Götter Des Nordens)? Interessantes Deutsch, übrigens…

Wir wollten einen Song mit einem deutschen Text haben, weil die Sprache so hart und brutal klingt – und so natürlich gut zur Musik passt. Anfangs wollten wir den Song nicht auf der Scheibe haben, sondern eine englische und eine deutsche Version des Albums veröffentlichen, also mit dem deutschen Song als Bonustrack oder so. Als wir die Songs aufnahmen, merkten wir, dass die deutsche Variante richtig gut war – und so wollten wir den Song eh auf der Platte haben. Also wird stattdessen die englische Version des Songs irgendwann später als erscheinen.

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Das Beste an Deutschland sind die Alkoholpreise – da werden auch die Götter des Nordens wohl schwach

Hast du eine spezielle Beziehung zu Deutschland? Und was magst du am meisten an Deutschland?

Ich liebe Deutschland, das ultimative Land. Schade nur, dass man früher die DDR nicht besuchen konnte, das hätte ich gerne gemacht. Das Beste an Deutschland sind natürlich die Alkoholpreise!

Beeinflussen diese die Sprachwahl? Oder was bestimmt, welche Sprache ihr für eure Texte verwendet?

Eigentlich gibt es nichts Bestimmtes, das das entscheidet. Bis jetzt waren die Texte ja immer auf Englisch. Götter Des Nordens war eine neue Idee. Vielleicht ändert dieser Text unser Vorgehen und unsere Sprache in Zukunft. Vielleicht taucht auf der nächsten Scheibe auch mal ein schwedischer Text auf…

Das fände ich klasse, schwedische Texte sind cool. Schweden war ja ziemlich oft in den Nachrichten im Vorsommer wegen dem ganzen Piratebay-Prozess. Was sind deine Gedanken zum Downloading als Musiker?

Wie die meisten, die in einer Band spielen, sind meine Gedanken gemischter Art. Man hat ein gespaltenes Gefühl gegenüber dem Downloading. Auf der einen Seite ist es positiv: Leute, die einen vielleicht nie gehört hätten, haben die Chance, die Band durch das Downloaden kennenzulernen. Gleichzeitig beeinflusst das Downloaden natürlich die Plattenverkäufe, das kann man nicht wegdiskutieren. Ich selber hoffe natürlich immer, dass diejenigen, die sich das Album runterladen, es sich danach auch kaufen – weil sie es so sehr mögen. Und sie dann vielleicht auch noch an ein Konzert kommen oder sich ein T-Shirt kaufen. Aber eben – es ist eine komplizierte Frage, die man nicht einfach beantworten kann.

In den frühen Tagen des schwedischen Death Metals war das Internet ja irrelevant, weil man anders miteinander kommunizierte. Was vermisst du am meisten aus dieser Internet-losen Zeit?

Ich weiss nicht, ob ich die alten Zeiten vermisse, wenn es die Kommunikationweise betrifft. Es ist doch einfach viel schneller und einfacher, wenn man einander E-mails schicken kann, statt Brieffreundschaften zu pflegen. Natürlich geht ein Teil des besonderen Gefühls verloren durch die neuen Kommunikationsmittel – Mails sind total unpersönlich verglichen mit einem handgeschriebenen Brief. Aber die Vorteile der Einfachheit und Schnelligkeit wiegen trotzdem schwerer.

Ihr seid ja alle aktiv in anderen Bands, am prominentesten ist wohl Ronnies andere Band GRAVE. Wie sieht da der Songwritingprozess bei DEMONICAL aus, wenn sich alle auch noch um andere Bands kümmern müssen?

Dass alle in anderen Bands spielen, beeinflusst DEMONICAL nicht im Geringsten. Wenn es Zeit ist, neue Songs zu schreiben, ist es so, dass jemand in der Band – meistens ich – daheim komponiert und eine Art Pre-Production macht. Diese Ideen nimmt man dann in den Proberaum mit. Dort sitzen wir zusammen und nehmen die Änderungen vor, die nötig sind. Eine gute und einfache Art zu arbeiten. Schliesslich haben wir weder Zeit noch Lust einfach zwei Tage im Übungsraum zu stehen und neue Songs zu jammen.

Eine Band, mit der ihr zusammen gearbeitet habt, sind ABSU. Euer Splitalbum im Mai 2007 war ja eine ziemlich ungewöhnliche Bandkombination. Black und Death Metal… Wie seid ihr mit ABSU in Kontakt gekommen? Und wie war die Zusammenarbeit?

Dass es ein Split-Album mit ABSU gab, hatte nichts mit uns zu tun. Die Plattenfirma – TEMPLE OF DARKNESS – organisierte alles und stellte den Kontakt her. Wir hatten nur ausgemacht, dass wir ein Split-Album veröffentlichen sollten, aber wir hatten nicht bestimmt mit wem und hatten auch keinen Einfluss darauf. Natürlich brauchten sie unser Okay bevor die Scheibe veröffentlicht wurde. Es war auf jeden Fall eine gute Wahl für die Promo, dass wir das Split-Album mit ABSU machen konnten. ABSU sind ja ziemlich cool…

Es scheint ja noch eine weitere Verbindung zwischen DEMONICAL und Black Metal zu geben. Eure erste Scheibe heisst Servants Of The Unlight. Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Titel erinnert mich einfach extrem an MARDUKs Those Of The Unlight. Was hat euch dazu motiviert, euer Album Servants Of The Unlight zu nennen?

Der Titel hatte nichts mit MARDUK zu tun. Es war einfach ein guter Titel, der zur Scheibe passt. Wie viele Titel gibt es mit den Wörtern dark oder hell?

Oder Death, wenn wir gerade schon dabei sind… Etwas, was bei euch gleich geblieben ist, ist die Wahl des Studios. Ihr habt wieder im Necromorbus Studio aufgenommen. Was gefällt euch am besten am Necromorbus Studio?

Ja, wir haben uns beide Male für das Necromorbus Studio entschieden und wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat – vor allem bei Hellsworn. Der grösste Vorteil beim Necromorbus-Studio ist, dass unser Sänger Sverker Widda Widgren ein Teilhaber ist und dort arbeitet. So wurde es für uns natürlich sehr einfach und billig dort aufzunehmen.

Die Coverartworks der beiden Alben sind einander ziemlich ähnlich, ihr habt sozusagen einen visuellen Signature Sound. Wer ist bei DEMONICAL für das Visuelle verantwortlich?

Hm… Ich denke nicht, dass die beiden Cover sich so ähnlich sehen. Aber vielleicht gibt es gewisse Gemeinsamkeiten. Ich finde, beide Cover sind verdammt schön und repräsentieren die Band und die Musik passend. Das Cover für das erste Album wurde von Babalon Graphix gestaltet und für das Hellsworn-Cover waren Twilight 13 Media verantwortlich.

Labeltechnisch ist ja CYCLONE EMPIRE aus Deutschland für euch verantwortlich. Wie seid ihr mit der Arbeit von CYCLONE EMPIRE zufrieden? Und werden sie auch euer nächstes Album veröffentlichen?

Wir sind verdammt zufrieden mit CYCLONE EMPIRE. Ganz klar das beste Label, mit welchem ich je zusammengearbeitet habe. Die Leute dort sind eher Kumpel als eine Plattenfirma. Sie kümmern sich wirklich um die Band und mögen die Musik, sie haben nicht einfach nur Dollarzeichen in den Augen. Wir haben einen Deal über vier Alben bei ihnen, also werden wir noch einige Jahre CDs über dieses Label veröffentlichen.

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Keine Live-Darbietung in Marchtrenk wegen der blasphemischen Botschaft: Hellsworn von DEMONICAL

Ihr wart ja mit FACEBREAKER und TORTURE KILLER auf Tour. Was war das Verrückteste, das euch auf der Tour widerfuhr?

Das war eine verdammt gute Tour. Ein gutes Tourpaket mit guten Leuten. Alle kamen gut miteinander aus. Ziemlich viele Dinge passierten, das ist immer so auf Tour. Aber das Verrückteste passierte wohl beim Gig in Marchtrenk, Österreich. Dieser Gig wurde abgesagt, weil einige christliche Politiker dagegen waren, dass wir in ihrer Stadt auftreten. Schliesslich würden wir eine blasphemische Botschaft verbreiten. Hier noch ein Link zu einer verdammten Christensite, die voller Lügen ist: http://www.kath.net/detail.php?id=22833

Ärgerlich, wenn deswegen Gigs abgesagt werden. Beim SWEDEN ROCK seid ihr allerdings aufgetreten. Welche andere Live-Pläne habt ihr für 2009?

Das Gig beim SWEDEN ROCK war richtig cool! Schade, dass wir nur 20 Minuten spielen konnten. Short but sweet! Wir werden einige Festivalgigs spielen jetzt im August und im September. Da wären das METAL MEAN in Belgien, das deutsche DEATHEVOCATION FEST, METAL INVASION FESTIVAL und FILTHROCK FESTIVAL. Im Februar 2010 gehen wir dann wieder auf Europatour.

Danke fürs Interview und dan Support, übrigens. Keep the black flame burning!

Fotos: Label / SureShotWorx
Layout: Arlette Huguenin Dumittan

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