Wie gut kann sich der Verfasser daran erinnern, als WOLVES IN THE THRONE ROOM Mitte der 2000er in seine Welt traten, und den Black Metal für ihn völlig neu definierten. Klar, der US-Black Metal vom Instant-Klassiker „Two Hunters“ war stilistisch gesehen nichts so richtig Neues, aber WOLVES IN THE THRONE ROOM brachten durch ihre gelebte Waldschratigkeit endlich eine gewisse Authentizität in das Genre. „Umgehauen werden“ ist vermutlich der richtige Begriff für das, was ein Mittzwanziger fühlte, der die Spiritualität von NEUROSIS in anderen Genres suchte, und ausgerechnet dort fand, wo er hauptsächlich geschminkte Langweiler mit schwierigen Ansichten wähnte.
2007 nahm also der Hype um WOLVES IN THE THRONE ROOM langsam Fahrt auf und US-Black Metal wurde durch sie zu einer ernsthaften Konstante. Gerade mal zwei Jahre zuvor erschien das „2005 Demo“, das sozusagen das Prequel zu „Two Hunters“ einleitete. „Diadem Of 12 Stars“ ist ein nach wie vor exzellentes Debütalbum, das in etwas roher und rasanterer Form für das steht, das WOLVES IN THE THRONE ROOM auszeichnete. Zwei der Songs waren bereits auf dem Demo enthalten, weshalb dieses für die Band-Ultras durchaus interessant ist. Allerdings: Wer sich zu den Ultras zählt, hat vermutlich schon die 2011er Auflage von VÁN im Regal stehen. Wer late to the party ist, kann nun aus dem vollen Sortiment schöpfen und zwischen Vinyl, CD und Tape wählen. Auch ein neues Artwork hat das Label dem Demo – auch wenn das trotz silbernem Glitzer etwas lieblos aussieht.
Mit der Wiederveröffentlichung vom „2005 Demo“ wird das Eintauchen in die Frühphase von WOLVES IN THE THRONE ROOM erleichtert.
Pünktlich zum zwanzigsten Jubiläum veröffentlichen RELAPSE das „2005 Demo“ neu, klanglich in ursprünglicher Form. Will heißen: roh und ohne besondere Tricks. Das inkludiert sowohl zusätzliche Längen und das ein oder andere Tightness-Problem, während die Tiefe der Albumversionen nicht ganz erreicht wird – auch weil Jamie Myers (HAMMERS OF MISFORTUNE) nicht am Gesang beteiligt ist. Das klingt in erster Linie alles etwas mager, aber die Songs selbst sind da – und zwar sehr präsent. „Queen Of The Borrowed Light“ ist von seiner Grundidee nach wie vor großartig, sodass diese Demoversion in sein er Urform auch einfach gut ist, nicht ganz passend gestimmte Gitarren und Geschwindigkeitsschwankungen hin oder her. Die Grundharmonien sind ergreifend, die Riffs mitreißend, die Atmosphäre wundervoll.
Einer der stärksten Anreize, sich mit „2005 Demo“ auseinanderzusetzen, ist „Dagger Of Amethyst Crystal“, das auf keinem weiteren Album von WOLVES IN THE THRONE ROOM zu hören ist. So richtig verwundert das allerdings nicht, denn gerade die erste Hälfte des zwölfminütigen Songs besteht aus repetitiven, aber nicht sonderlich interessanten Riffs und entfesseltem Geprügel. Ab dem melancholisch-folkigen Mittelteil beginnt der Song zu wirken und baut langsam eine geheimnisvolle Stimmung auf. Das ist somit kein Ausfall, aber auch nicht auf dem Niveau, auf dem die Band ansonsten operiert. Einige Riffs fühlten sich indes vertraut an – vielleicht hat die ein oder andere Idee in abgewandelter Form in spätere Songs Einzug gehalten.
Zwei Rohversionen und ein Song, der es nicht auf das Debütalbum geschafft hat: Auf „2005 Demo“ gibt es für Fans der Frühphase von WOLVES IN THE THRONE ROOM einiges zu entdecken.
Die 26-minütige Version von „(A Shimmering Radiance) Diadem Of Twelve Stars“ ist sechs Minuten länger als auf dem Debüt, auch wegen ausufernd langem Intro, wie es aber in den brutalen ersten Teil übergeht, reißt mit und macht die erste Langatmigkeit schnell vergessen. Hier wird aber deutlich, dass dort, wo WOLVES IN THE THRONE ROOM besonders wütend klangen, ein ziemlicher Soundbrei zu hören ist. Bei dem aggressiv-thrashigen Moment gegen Ende funktioniert es hingegen ziemlich gut. Und dort, wo die Akustikgitarren spielen oder es etwas grooviger wird, denkt man an die OPETH-Demos, die auf diversen Re-Releases von „Orchid“ und „Morningrise“ zu hören waren. Da ist diese morbide, dunkel-folkige Magie spürbar, die manchen Schauer über den Rücken jagt. Insgesamt ist die Albumversion in fast allen Belangen die bessere.
Wer „Diadem Of 12 Stars“ nicht nur ob seiner Bedeutung für den US-Black Metal schätzt, darf gespannt zuhören, wie WOLVES IN THE THRONE ROOMs Blaupause geklungen hat. Charme haben diese drei frühen Songs durchaus, und es wird auch verständlich, wie und warum die Gebrüder Weaver hier den Grundstein für ihre unkonventionelle Karriere gelegt haben: Das Songwriting war nämlich schon im frühen Stadium sehr stark. Allerdings ist „2005 Demo“ auch der Beweis dafür, dass „Dagger Of Amethyst Crystal“ es verdienterweise nicht auf das Debüt geschafft hat. Interessant wäre es auch gewesen, das allererste Demo aus dem Jahr 2004 hier zumindest als Bonus anzubieten: Selbst für eine fehlerhafte CD werden auf Discos absurd hohe Preise verlangt. Eine vertane Chance. Außerdem wäre einer weniger zugkräftigen Band das Re-Release eines so klingenden und gespielten Demos vermutlich verwehrt geblieben. Und doch: Wer wieder in die Urphase von WOLVES IN THE THRONE ROOM eintauchen und in nostalgischen Gefühlen baden will, findet hier einen vielleicht neuen Startpunkt.
VÖ: 25. April 2025
Spielzeit: 51:38
Line-Up:
Nathan – Guitar, Vocals
Rick – Guitar, Vocals
Aaron – Drums
Label: Relapse Records
WOLVES IN THE THRONE ROOM „2005 Demo [Re-Release]“ Tracklist:
1. Queen Of The Borrowed Light
2. Dagger Of Amethyst Crystal
3. (A Shimmering Radiance) Diadem Of Twelve Stars
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