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VOIVOD: The Wake

VOIVOD – einer der großen Monolithe im ewigen Metal-Untergrund. So wie die frankokanadischen Cyber-Thrasher klingt kein anderer – nicht auf dieser Welt und nicht auf allen anderen bekannten. Daran ändert auch das neue Studioalbum nichts.

Mit „The Wake“ legt die Truppe um Schlagzeuger und Designer Michel „Away“ Langevin ihr vierzehntes Werk vor. Auch das ist wieder eine Liebhabergeschichte geworden: Mit den acht Liedern, darunter dem überlangen „Sonic Mycelium“ (der Rausschmeißer), setzen sich Voivod erneut genüsslich zwischen alle Stühle. Die Kanadier bleiben ihr eigener kleiner Planet, der munter zwischen den Dimensionen Heavy Metal (VENOM, MOTÖRHEAD), Punk (DISCHARGE, GBH, KILLING JOKE) und Progressive Rock (KING CRIMSON, VAN DER GRAAF GENERATOR) mäandert. So weit, so gut. Nur gilt auch im Falle Voivod wie bei so vielen alten Helden: Früher mehr Lametta.

VOIVOD machen es selbst Fans nicht leicht

Mein Problem mit Voivod im Jahr 2018 – und das schreibe ich als Fan – ist vor allem diese kompositorische Unzugänglichkeit, die auf den letzten Alben der Band noch konsequenter geworden ist: eine Sperrigkeit, die kaum bis gar nicht mehr aufgelöst wird. Im ambitionierten Spätwerk der Band ist der Grat zwischen nervös und nervig, zwischen abgespact und bekifft nur mehr ein schmaler.

“The Wake” bleibt konsequent kryptisch

Die behäbige Verweigerungshaltung, die Voivod heutzutage an den Tag legen, ist mitunter quälend. Selbst auf der letzten WATCHTOWER, die ja auch wieder ein sperriger Brocken vor dem Herrn geworden ist, werden die verschachtelten dissonanten Riffkaskaden zwischenrein immer wieder genial entwirrt. Voivod hingegen bleiben im 35. Jahr ihres Bestehens konsequent kryptisch, wie schon auf ihren letzten Veröffentlichungen „Target Earth“ (2013) und der dazwischen liegenden EP „Post Society“ (2016). Oder – was wahrscheinlicher ist: Sie können es einfach nicht mehr so gut wie früher.

So gelingt auch auf „The Wake“ der Tanz auf dem Hochseil nur bedingt. Manch ein gut gemeinter Part auf der Platte entpuppt sich als reichlich belanglos und redundant. Und: Ich würde mir vieles zwingender wünschen – und ein paar Pfund härter. Wenn Voivod im Mittelteil von „Inconspiracy“ mit Blastparts experimentieren (und – sehr geil – kurz wie eine Mischung aus DIMMU BORGIR und SYSTEM OF A DOWN klingen), dann ist das stimmig, nur erinnert das Geknüppel wie so vieles auf der Scheibe nach gut abgehangenem Alt-Herren-Rock.

Vielleicht liegt’s am abwesenden Gründungsmitglied Denis „Piggy“ D’Amour, der 2005 den Krebstod starb. D’Amour hatte einfach ein Händchen für Hooks und schaffte es, selbst im größten Chaos-Gewitter beiläufig immer noch den ein oder anderen schmissigen Refrain einzustreuen. Sein Nachfolger an der Gitarre, Daniel „Chewy“ Mongrain, erledigt handwerklich einen Spitzen-Job, nur gehen ihm die Riffs und Melodien scheinbar nicht so locker von der Hand. Auch Dominique „Rocky“ Laroche, der Neuzugang am Bass, fügt sich prima ein. Sänger Denis „Snake“ Belanger ist und bleibt eine Bank.

Jammern auf ganz hohem Niveau

So sehr ich mich als alter Voivod-Banger freue, dass meine Helden allen Widrigkeiten des Lebens und des Musikgeschäfts zum Trotz immer noch am Ball sind: Das hat man halt alles schon mal gehört, und eben auch schon in besser. Aber gut: Das ist jammern auf hohem Niveau. Der geneigte Old-School-Metal-Aficionado kommt trotzdem auf seine Kosten, weil Voivod als Gesamtkunstwerk einfach anbetungswürdig sind. Auch auf „The Wake“ zelebriert eine der eigenwilligsten Metal-Kapellen unbeirrt ihren ureigenen Signature Sound, nur eben nicht so zwingend und schlüssig wie auf den Klassiker-Alben der Band.

Fans haben die Wahl zwischen Doppel-Vinyl in diversen Farben sowie einem Media-Book, das eine Bonus-CD mit der „Post Society“-EP sowie fünf Livestücken von der „70.000 Tons of Metal“-Kreuzfahrt 2018 enthält. Neueinsteiger ins Thema halten sich an das Frühwerk beziehungsweise an die kursierenden Best Of-Alben.

Veröffentlichungsdatum: 21. September 2018

Label: Century Media

Mehr im Netz:
voivod.net
facebook.com/Voivod

VOIVOD „The Wake“ Tracklist

1. Obsolete Beings (Video bei YouTube)
2. The End Of Dormancy
3. Orb Confusion
4. Iconspiracy (Video bei YouTube)
5. Spherical Perspective
6. Event Horizon
7. Always Moving (Video bei YouTube)
8. Sonic Mycelium

Bonus Disc
Post Society – EP:
1. Post Society
2. Forever Mountain
3. Fall
4. We Are Connected
5. Silver Machine
Live at 70000 Tons Of Metal Cruise 2018:
6. Inner Combustion (Live 2018)
7. Order Of The Blackguards (Live 2018)
8. Psychic Vacuum (Live 2018)
9. Lost Machine (Live 2018)
10. Fall (Live 2018)
11. Voivod (Live 2018)

Besetzung:

Denis „Snake“ Belanger – Gesang
Michel “Away” Langevin – Drums
Daniel „Chewy“ Mongrain – Gitarre
Dominique „Rocky“ Laroche – Bass

 

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