THE LAST THREE LINES: Visions From Oniria

Eine Indie Rock-Band, die man auch ohne Röhrenjeans und unmöglicher Brillengestelle gut finden kann.

Guter Indie Rock aus Spanien? Das ja wie gutes Essen aus England – also total unerwartet. Und THE LAST THREE LINES können sich immerhin hören lassen, auch wenn ihre Einflüsse frech zusammen geklaut sind. Hier und da etwas tanzbares wie von THE LAST THREE LINES, dann wieder eine gewisse Epik und ein Größenwahn wie von MUSE, eine an COHEED AND CAMBRIA erinnernde Stimme und ein Grundgerüst, das nach sehr gemäßigten und nachvollziehbaren THE MARS VOLTA klingt, sind die Eckpfeiler der Musik. Dazu gibt es ein paar elektronische Momente, Retro-Gitarrengeschrammel und Akusikgitarrengeschmetter. Wenig überraschend, dass Visions From Oniria Spaß macht. THE LAST THREE LINES spielen sich unbekümmert durch ihr Album, haben kompakte, flotte Songs wie das Titelstück und Lonely Parade, die beide Potenzial haben, Dancefloor-Kracher in Indie-Tanzläden zu werden. Daneben stehen mit Andromeda, Black Sea und Paradigm Of Fools schöne leichtfüßig wirkende Stücke, die gleichzeitig recht schnell und unkompliziert ins Ohr gehen, andererseits aber auch ein paar schräge Momente parat haben und somit mehrmaliges Hinhören erfordern.

Dass viel Arbeit in Visions From Oniria steckt, wird schnell klar. Das spanische Sextett gibt offen zu, dass es ihnen liegt, zu experimentieren. Daneben wird ein echter Spieltrieb ausgelebt, so dass die Balance zwischen Hits und anspruchsvoller Unterhaltung gelingt. Dennoch verlieren sich THE LAST THREE LINES immer wieder in ein paar Belanglosigkeiten, die richtig guten Songs kommen im Verlauf der Albums viel zu selten vor. Instrumental gibt es allerdings nicht zu meckern, vom Schlagzeuger bis zum Keyboarder sind kreative, sichere Musiker beteiligt, vor allem die Gitarristen überzeugen durch ihre Performance mit Weitblick. Einzig die Stimme von Sänger Xavi Bartrina nervt hier und da ein wenig, aber da sind wir schon wieder subjektiv, denn eigentlich macht der Mann mit der hellen Stimme nichts falsch.

Alles in allem ist Visions From Oniria eine spannende Indierock-Scheibe, der es weder an Coolness, Glamour, frechen Ideen und einer gesunden Respektlosigkeit und Selbstüberschätzung mangelt. Zusammen mit der ordentlichen Produktion und der schönen Aufmachung im Digipack gibt es durchaus einen Gegenwert fürs Geld – auch im Angesicht der ganzen Seelenlosen Indiebands, die momentan sonst noch ihr Unwesen treiben. THE LAST THREE LINES haben eine gute Platte im Gepäck, bei der noch Luft nach oben ist, die beim Zielpublikum aber dennoch gut ankommen wird. Visions From Oniria ist ein Geheimtipp für Freunde der oben genannten Bands und hat das Potenzial der sympathischen spanischen Band zu mehr zu verhelfen. Das kann man auch ohne Röhrenjeans und unmöglicher Brillengestelle guten Gewissens mögen.

Veröffentlichungstermin: 28. Februar 2012

Spielzeit: 50:03 Min.

Line-Up:

Xavi Bartrina – Vocals
Daniel Gil – Guitar, Backing Vocals
Sergio Pardo – Guitar
Raúl Martinez – Bass
Jordi Ayuste – Drums, Percussion
Marc Mateu – Synthesizer

Label: Aloud Music Ltd.

Homepage: http://www.myspace.com/thelast3lines

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/thelast3lines

Tracklist:

1. Introlude
2. Your Bruising Charm
3. Visions From Oniria
4. Lonely Parade
5. Sleepwalker
6. Andromeda
7. Black Sea
8. Trail Of Breadcrumbs
9. Absinthe Minded
10. Paradigm Of Fools
11. Ageless
12. Revelation

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