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THE EYE OF TIME: Acoustic

Wie ein Requiem an uns selbst: THE EYE OF TIME trumpft mit einem berührenden, neoklassischen Album auf.

Ich hoffe, du erinnerst dich noch an das Mammutwerk von THE EYE OF TIME, das uns vor zwei Jahren geradezu verstört hat. Schwarz, brutal und düster ging dieses Projekt an Ambient, Trip Hop und IDM auf der Werkschau The Eye Of Time heran. So fatalistisch gibt es THE EYE OF TIME hier nicht mehr zu hören. Acoustic ist nämlich genau das: Ein Akustikalbum. Klavier statt Synthesizer, Cello statt komplexer Beats. Aber die Dramatik ist geblieben. Die Handschrift des Musikers Marc Euvrie ist immer noch dieselbe. Es geht düster zu in der Welt des Franzosen, die Dystopie weicht einer Observation. Mal ist das auf seine Weise beinahe brutal, meistens aber sehr tröstlich.

Und nicht nur wegen dem radikalen Stilbruch ist Acoustic ein überraschendes Album: Marc Euvrie, der in der Hardcore-Szene Frankreichs kein Unbekannter ist, präsentiert sich hier als sicherer, ausgebildeter Komponist. Die sechs Stücke sind zwischen dem Impressionismus von CLAUDE DEBUSSY und den zeitgenössischen Werken MAX RICHTERs angesiedelt und sind sehr cineastisch. Wäre Acoustic ein Film, dann wäre er überaus dramatisch, würde aber niemals plump auf die Tränendrüse drücken. In aller Finsternis ist da immer ein Lichtstrahl, eine gewisse Hoffnung. Und so findet sich selbst in einem mit Treblinka, Poland, 2 August 1943 betiteltem Stück ein wenig Schönheit wieder. Das Klavier gibt hier den Weg vor, das Cello baut ungeheuer intensiv mit einer leidenschaftlichen Melodik darauf auf. Auch Rondane, Norway, 750 ist geradezu betörend. Und das abschließende Somewhere, 2041 steht für die Hoffnung, dass doch irgendwann ein Happy End kommt.

Acoustic klingt wie ein Requiem an uns selbst, wie ein Abgesang auf die Menschheit, sofern sie ihr handeln nicht überdenkt und ändert. Entsprechend haben auch die schönen Stücke eine Kehrseite, können bedrückend, finster und mahnend wirken, dramatische Kompositionen wie Dead Sea, Cisjordan, -150.000 und Catalonia, Spain, 1936 haben eh einen etwas dunkleren Charakter und strahlen eine subtile Dunkelheit aus. THE EYE OF TIME hat einen starken Dualismus in Musikform gebracht, diese Antithese zu den früheren Stücken des Ein-Mann-Projekts ist sowohl Warnung als auch pure Poesie. Marc Euvrie überrascht durch seine Stärke in Bezug auf klassische Komposition als auch auf die Darbietung – die sechs Stücke werden mit viel Hingabe und Liebe gespielt. Acoustic ist somit ein kurzes, aber ungeheuer intensives und leidenschaftliches Album, eines das THE EYE OF TIME neu definiert und Freunden von berührender, neoklassischer Klaviermusik unbedingt zu empfehlen ist.

Veröffentlichungstermin: 20. Juni 2014

Spielzeit: 32:08 Min.

Line-Up:
Marc Euvrie

Label: Denovali Records

Homepage: http://theeyeoftime.bandcamp.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/theeyeoftime

Tracklist:
1. Dead Sea, Cisjordan, -150.000
2. Rondane, Norway, 750
3. Catalonia, Spain, 1936
4. Treblinka, Poland, 2 August 1943
5. Exarchia, Athens, Greece, September 2008 – February 2009
6. Somewhere, 2041

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