blank

THE DILLINGER ESCAPE PLAN: Miss Machine

Hat die Band nur soviel getourt, damit sie sich vor der größten Herausforderung überhaupt, dem zweiten Album, drücken konnte? Oder ist der Perfektionismus von THE DILLINGER ESCAPE PLAN so übermächtig? Wenn ja, ist das gut für das Album? Die ersten Töne von "Miss Machine" geben gleich unmissverständlich Antwort darauf.

Kaum ein anderes Album der letzten Monate wurde mit mehr Spannung erwartet, als Miss Machine. Über fünf Jahre ist es her, dass das Debüt-Album des Quintetts aus New Jersey die Musikwelt in ihren Grundfesten erschütterte und dem Begriff „Extrem“ eine neue Bedeutung gab. Leichte Kost ist was anderes, dennoch heimste sich die Band durch stetiges Touren und der „Irony is a Dead Scene-EP“ mit Sangesikone Mike Patton einen erstaunlich hohen – damit meine ich WIRKLICH hohen – Status ein. Nun endlich liegt es vor mir: Das zweite und vielleicht wichtigste Album von DILLINGER ESCAPE PLAN.

Hat die Band nur soviel getourt, damit sie sich vor der größten Herausforderung überhaupt, dem zweiten Album, drücken konnte? Oder ist der Perfektionismus von THE DILLINGER ESCAPE PLAN so übermächtig? Wenn ja, ist das gut für das Album? Die ersten Töne von Miss Machine geben gleich unmissverständlich Antwort darauf. Chaos herrscht auch auf dem zweiten Album durchdacht, wütend und präzise, wenn auch nicht die ganzen 40 Minuten lang. Der wilde Opener Panasonic Youth täuscht vielleicht noch darüber hinweg, aber diese Scheibe hat auch seine griffigen, rockigen, ja fast charttauglichen Momente. Das schwer modern rockende Highway Robbery, die Gänsehaut erzeugende Strophe von Setting Fire to Sleeping Giants und das elektronisch-ruhige Unretrofied zeigen, dass Intensität auch ohne dem Holzhammer – welcher bei THE DILLINGER ESCAPE PLAN eh mehr als nur Präzise ist – möglich ist.

Davon lebt Miss Machine, Dynamik und Abwechlung ist nicht nur ein Schlagwort, es ist Gesetz. Dies zu erfassen und realisieren war wohl die schwerste Erfahrung im Schaffensprozess des Albums, doch mit Bravour beweisen die Musiker, dass sie es kapiert haben: Es ist herrlich, wie „Miss Machine“ vor Kreativität und Spielfreude strotzt. Kopflastig ist das Album dennoch, irgendwie kalt und steril mutet es an, dies ist der Nachteil des Perfektionismus und zugleich der einzige Kritikpunkt. Es ist schade, dass ein Album so emotionslos sein kann, obwohl es auch derart variablen und variablen Gesang beinhaltet. Ihr habt richtig gelesen, der größte Kritikpunkt an THE DILLINGER ESCAPE PLAN in letzter Zeit war der Gesang, vor allem live, doch Sänger Greg hat ein tolles Stimmchen – zumindest auf CD. Sein krankes Gekreische wirkt nicht wie das von beinahe jeder Hardcore-Scheibe, sein klarer Gesang ist variabel, kraftvoll und beinhaltet viele verschiedene Facetten.

Auch ausgewimpt sind die Jungs aus New Jersey nicht, mit kranken und wilden Ausbrüchen haben wir es immer noch zu tun, da ist nichts mit Die-CD-der-Tante-zum-Geburtstag-schenken. Van Damsel, das etwas langsamere We Are the Storm und der Rausschmeißer The Perfect Design sorgen für genügend Adrenalinschübe, die besser wirken als fünf Tassen schwarzen Kaffee, den Webprogrammierer trinken. Zugleich sind sie ein Beweis, dass im Bereich des Frickel-Hardcore mit Free-Jazz verbunden unbändige Kreativität und Brutalität schier grenzenlos und nie belanglos sind, zumindest wenn die Ideen von THE DILLINGER ESCAPE PLAN kommen. Open-minded müsst ihr auf jeden Fall sein um ein derart Gegensätzliches Album überhaupt auszuhalten. Ihr Können ist weithin bekannt, an ihren den Erwartungen werden sie kaum scheitern, doch leicht haben sie es sich und ihren Fans nicht gemacht. Ein unbequemes Album, das in einigen Jahren vielleicht so legendär sein wird wie die Frühwerke von METALLICA.

Veröffentlichungstermin: 2. August 2004

Spielzeit: 040802 Min.

Line-Up:
Greg Puciato – vocals

Ben Weinman – Guitars

Brian Benoit – Guitars

Liam Wilson – bass

Chris Pennie – drums

Produziert von Steve Evetts, Benjamin Weinman und Chris Pennie
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.dillingerescapeplan.com

Tracklist:
1. Panasonic Youth

2. Sunshine the Werewolf

3. Highway Robbery

4. Van Damsel

5. Phone Home

6. We Are the Storm

7. Crutch Field Tongs

8. Setting Fire to Sleeping Giants

9. Baby´s First Coffin

10. Unretrofied

11. The Perfect Design

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner