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SUBWAY TO SALLY: Himmelfahrt

SUBWAY TO SALLY lassen die Experimente sein und konzentrieren sich mit “Himmelfahrt” auf das Wesentliche. Nicht immer reicht das allerdings aus, um vor der eigenen Diskografie bestehen zu können.

„Das gab’s doch schon bei den Simpsons!“, merkten die Schöpfer der Cartoon-Serie „South Park“ bereits vor über zwei Dekaden mit einem Augenzwinkern an. Die Botschaft hinter dem Episodentitel: Dem Vergleich mit einem solch originellen Dauerbrenner standzuhalten ist nahezu unmöglich. Wie für die US-amerikanische Kult-Serie um die liebenswerte Familie aus Springfield ist auch für SUBWAY TO SALLY – ihrerseits prägendes Urgestein der modernen Folk-Rock-Szene – nun bereits das vierte Jahrzehnt angebrochen. Eine stolze Zahl für eine Band, die sich im Verlauf der Zeit immer wieder neu erfunden hat und nun mit dem 14. Studiowerk „Himmelfahrt“ den Blick erstmals nicht auf den Horizont richtet.

Das ist durchaus legitim: Zum 30. Jubiläum, darf man auch mal sentimental werden und eine kleine Rückschau wagen. Doch nach dem experimentellen „Hey!“ (2019) finden die Potsdamer vielleicht sogar zu sehr Gefallen am Vertrauten. Hoffnung sei das Leitmotiv der zwölf Tracks: eine bewusste Entscheidung nach den schwierigen Strapazen der Pandemie. Was allerdings Balsam für die Seele sein soll, raubt „Himmelsfahrt“ oftmals die Faszination.

Natürlich sind bei SUBWAY TO SALLY hochtalentierte Musiker:innen am Werk

Die zahlreichen Rückverweise in „Was Ihr Wollt“? Hatten wir schon in „Das Rätsel II“ (2005). Das immer wiederkehrende Seefahrtsthema? Gab es stimmiger schon auf „Nord Nord Ost“ (2005). Dem neuen Material fehlt es somit oft an Originalität, was weder die kraftvolle und transparente Produktion noch die gewohnt versierte Handwerkskunst SUBWAY TO SALLYs aufwiegen können. Dass hier durchweg hochtalentierte Musiker:innen am Werk sind, ist keine Frage: Das Instrumentalstück „Autumn“ etwa setzt Geigerin Ally Storch gekonnt in Szene, während im Albumhighlight „Gott spricht“ nicht nur Sänger Eric Fish in der Rolle des frustrierten Schöpfers unter die Haut geht. Hornstöße und Blechbläser zeichnen zunächst eine majestätische wie ehrfurchtgebietende Klangkulisse, bevor das einsetzende Rock-Fundament den Weg ebnet für Fishs mitreißende Abrechnung mit der Menschheit.

Bei so viel musikalischer Expertise ist es umso verwunderlicher, dass „Himmelfahrt“ mit der Dynamik zu kämpfen hat: Schon früh bremsen mit „Weit ist das Meer“ und „So tief“ zwei aufeinanderfolgende Balladen das Tempo aus, welches erst im letzten Albumdrittel wieder gemächlich an Fahrt aufnimmt. Deshalb wirkt eben sogar das wandelbare und durchaus gelungene Instrumental etwas unglücklich platziert: Zu einem Zeitpunkt, wo wir uns endlich wieder etwas Elan wünschen würden, rollen SUBWAY TO SALLY vor einem cineastisch angelegten Hintergrund ihrer Ausnahmeviolinisten den roten Teppich aus.

Erstmalig in der Bandgeschichte richtet “Himmelfahrt” den Blick zurück, kann an frühere Glanztaten aber nicht anknüpfen

Im Gegenzug fehlt es den rockigen Tracks mitunter an der Verspieltheit, welche Storchs Auftritt im Rampenlicht auszeichnet. „Ihr kriegt uns nie“, „Eisbrecher“ oder „Halt“ sind zum Ende der Platte hin gefällige Nummern, denen aber an Spritzigkeit und Atmosphäre genau das fehlt, was SUBWAY TO SALLY in der Vergangenheit so einzigartig machte. Dass die Formation dafür eigentlich nicht vieler Dinge bedarf, zeigt sie in der reduzierten Abschlussballade „Lasst die Himmel fall’n“, wo Eric Fish unter der alleinigen Begleitung eines Streichquartetts die ganz großen Gefühle heraufbeschwört. Da vergessen wir dann auch für annähernd fünf Minuten gerne, dass es vieles auf „Himmelfahrt“ früher schon mal gab – ausnahmsweise nicht bei den Simpsons, aber bei SUBWAY TO SALLY selbst.

Veröffentlichungstermin: 24.03.2023

Spielzeit: 51:59

Line-Up

Eric Fish: Gesang
Bodenski: Gitarren, Drehleier
Simon: Gesang, Akustik-Gitarre, Trumscheit
Ingo Hampf: E-Gitarre, Saiteninstrumente
Ally Storch: Violine
Sugar Ray Runge: Bass
Simon Michael: Drums, Percussion

Produziert von Simon Michael

Label: Napalm Records

Homepage: https://subwaytosally.com/
Facebook: https://www.facebook.com/subwaytosally

SUBWAY TO SALLY “Himmelfahrt” Tracklist

1. Was ihr wollt (Video bei YouTube)
2. Leinen los (Video bei YouTube)
3. Weit ist das Meer (Lyric-Video bei YouTube)
4. So tief
5. Gaudens in domino
6. Gott spricht
7. Auf dem Hügel
8. Autumn
9. Eisbrecher
10. Halt
11. Ihr kriegt uns nie (Video bei YouTube)
12. Lasst die Himmel fall’n

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