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PANZERFAUST: The Suns Of Perdition III – The Astral Drain

PANZERFAUST so repetitiv und hypnotisch wie nie: „The Suns of Perdition III – The Astral Drain“ mangelt es an fast nichts – außer einer Möglichkeit, die aufgebaute Spannung adäquat zu entladen.

Eine Band wie PANZERFAUST hat keine stumpfe Provokation mehr nötig. Spaß hat das 2014 dennoch gemacht: Dass sie damals medienwirksam an die Fassade der Westboro Baptists Church gepisst haben, war nicht gerade subtil, hat aber sicherlich im Gehirn eines jeden liberal denkenden Menschen ein paar Serotoninstöße freigesetzt. Mittlerweile sind PANZERFAUST aber musikalisch und konzeptionell derart weit, dass ihre Kunst allein das Thema sein sollte – hätten sie nicht im vergangenen Winter beim „Freedom Convoy“ in Kanada demonstriert und das medienwirksam in Szene gesetzt. Immerhin: Eine klare Distanzierung zur rechten Szene folgte mehr oder weniger reuig im Anschluss. Besonders klug war die ganze Aktion aber selbstredend nicht.

Und das überschattet auch ein wenig die Freude an „The Suns of Perdition III – The Astral Drain“, dem vorletzten Teil ihrer aktuellen Albumreihe. Zumindest konzeptuell versprechen PANZERFAUST wieder Großes im Spannungsfeld aus Black und Death Metal – fern jeglicher Provokation. Krieg und Konflikt wurden zur Genüge betrachtet, nun illustriert die Band ein Abgleiten in den kollektiven Wahn; ein Blick in die Zukunft sozusagen. Und wie immer bietet die Welt genügend Stoff, um diesen Wahn zu illustrieren. Das kollektive Feld als verzerrte Kakophonie – C.G. Jung würde mit hängenden Schultern den Kopf schütteln, analog zur buddhistischen Horrorvision auf dem Cover.

Im Spannungsfeld aus Black und Death Metal sind PANZERFAUST weiterhin in der obersten Liga, auch wenn „The Suns of Perdition III – The Astral Drain“ nicht an die beiden Vorgänger heranreicht.

Diese bittere Weltsicht passt perfekt zur Musik. PANZERFAUST zeigen sich auf diesem Album so langsam wie nie. Simpel ist „The Suns of Perdition III – The Astral Drain“ dabei eigentlich auch. Die Reduktion ist aber wahnsinnig gekonnt umgesetzt. Die fünf Songs plus eins der vier Interludes zeichnen sich durch kompromisslose Treffsicherheit aus. Die repetitiven Riffs bedürfen nur ein wenig Variation und haben dennoch das Potenzial sich über eine beachtliche Länge durchzuziehen. Anteil daran hat nicht nur das starke Songwriting von Gitarrist Brock van Dijk: Die gesamte Band, baut an ihren Instrumenten nur so viel Variation wie nötig ein, sodass der Spagat aus Reduktion und Repetition beeindruckend gelingt.

Das zeigt sich bei dem irrsinnig schleppenden „Death-Drive Projections“, das als Opener zehn Minuten dafür veranschlagt, sich unter die Haut zu graben. Das gelingt so gut, dass man den Druck auf der Brust geradezu spüren kann und sich die Atmung verlangsamt. Im weiteren Verlauf haben PANZERFAUST meist Songs, die sich ganz langsam steigern, von schleppend zu Beginn, hin zum Uptempo. Es ist fast schon subtil, wie sich die Stücke auf „The Astral Drain“ entfalten und wachsen. Das Spiel mit der scheinbaren Simplizität gelingt PANZERFAUST scheinbar mühelos, kompositorische Klarheit und Fokus sei dank.

Es brodelt und brodelt, die Spannung entlädt sich aber nur selten: PANZERFAUST agieren auf „The Suns Of Perdition III: The Astral Drain“ langsam und hypnotisch.

Und doch: Das schwer nach polnischem Black Metal klingende „The Far Bank At The River Styx“ ist das einzige Stück, das durchgehend das Tempo anzieht – zumindest eine kleine Befreiung in all dem zähen Schlick. Dadurch wird jedoch auch deutlich, dass ein weiterer, richtig schneller Track dem Album gut getan hätte, denn PANZERFAUST bauen in dieser Dreiviertelstunde wahnsinnig viel Spannung auf, die sich aber zu wenig entladen kann. „B22: The Hive and The Hole“, „Bonfire of The Insanities“ und das abschließende „Tabula Rasa“ in Verbindung mit dem Interlude „Enantiodromia“ stampfen gegen Ende mit wütender Doublebass oder gar mal einem kleinen Blast Beat ins Finale, doch ein explosives Stück wie „The Snare of The Fowler“ findet sich nicht auf „The Astral Drain“. Das hätte auch die emotionale Ebene noch verstärkt.

Immerhin darf man sich gewiss sein, dass PANZERFAUST auf „The Suns Of Perdition III: The Astral Drain“ wieder ganz genau wissen, was sie tun – auch weil sie den gesamten, vierteiligen Albumzyklus im Blick haben. Rein technisch gibt es auch an diesem Album nichts auszusetzen – songschreiberisch und instrumental sind die Kanadier in der obersten Liga im zeitgenössischen Black Metal und haben mit Frontmann Goliath eine der beeindruckendsten Stimmen überhaupt. Auch die Produktion ist wuchtig, derb und transparent und das Artwork verdeutlicht den Horror, der diesem Album innewohnt. Teil 3 endet mit einem Cliffhanger und hinterlässt den Wunsch, dass PANZERFAUST bald Teil 4 veröffentlichen – dann aber bitte ohne edgy Aktionen im Vorfeld.

Wertung: 6,5 von 9 verstopfte Abflussrohre

VÖ: 22. Juli 2022

Spielzeit: 47:41

Line-Up:
Brock „Kaizer“ van Dijk – Guitars, Vocals
Goliath – Vocals
Thomas Gervais – Bass
Alexander Kartashov – Drums

Label: Eisenwald

PANZERFAUST „The Suns Of Perdition II: The Astral Drain“ Tracklist:

1. Death-Drive Projections
2. The Fear (Interlude)
3. B22: The Hive And The Hole
4. The Pain (Interlude)
5. Bonfire of The Insanities
6. The Fury (Interlude)
7. The Far Bank At The River Styx (Official Audio bei Youtube)
8. Enantiodromia (Interlude)
9. Tabula Rasa (Official Audio bei Youtube)

Mehr im Netz:

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