PALLAS: The Dreams Of Men

Weder vollkommen klassischer noch neoprogressiver Prog Rock. Eine interessante Alternative.

PALLAS sind nun wahrlich keine Freunde der Fließbandarbeit. Das schottische Quintett hat seit 1981 gerade mal 6 Alben aufgenommen – The Dreams Of Men eingeschlossen. Sicherlich kann nicht jede Pause damit begründet sein, dass die Band äußerst akribisch zu Werke geht, wenn ein neues Album komponiert wird. Aber der aktuellen Platte hört man es auf jeden Fall an, dass PALLAS detailversessen sind wie nur wenige Musiker.

Also kann es sich nur um 70er Prog Rock handeln!? Das ist nur teilweise richtig. Um den Klang der Band hinreichend zu erklären, bedarf es schon einiger weiterer Betrachtungen. Die Musik von PALLAS ist zwar in der Art, wie sie arrangiert ist, durchaus mit den goldenen Prog Rock der 70er zu assoziieren, aber die prägnanten klanglichen Bausteine sind doch eher in den 80ern zu finden. Das belegen vor allem die Gitarren, die natürlich auch nicht völlig frei von 70er Elementen sind. Klar, dort begann die Geschichte der Musiker. Ein weiteres markantes Merkmal von PALLAS ist der mittige Bass, der phasenweise einen durchaus neopgrogressiven Charakter aufweist, wie man in Mr Wolfe deutlich hören kann. Um dem allen halt zu geben, verwendet die Band viele atmosphärische Keyboard- und Synthiesounds wie in den Intros von Invincible und The Bringer Of Dreams. Nur selten werden PALLAS dabei zu progressiv. Anstrengende Keyboard-Soloarbeit sucht man auf The Dreams Of Men vergeblich. Man nutzt diese Klangerzeuger dafür, um die Musik auf ein episches Niveau zu heben, erinnert dabei an QUEEN und zeigt deutlich die Affinität zu den 80ern. Die stärksten Momente hat das Album, wenn es perfekt geplant und komponiert ist und sich nicht auf konventionelle Songstrukturen konzentriert. Der Opener The Bringer Of Dreams führt durch perfekt inszenierte Übergänge elegant von einem Thema ins nächste und so fühlen sich alle Passagen wie die logische Konsequenz des Vorangegangenen an. Invincible verdeutlicht diese Stärke nochmals. Da können leider andere Stücke des Albums, wie das balladeske Northern Star oder Messiah, nicht Schritt halten. In vier bis fünf minütigen Tracks fehlt PALLAS wohl einfach die Zeit, ihre Stärken hervorzuheben. Vergeblich sucht man nach den Übergängen, die sich sonst so dezent ankündigen und nach der klanglichen Vielfalt, die sich mal in Frauenchören, wie im epischen Ende von The Last Angel oder in den Chorälen von Warriors zeigt. Auch die hervorragende Percussion kommt dann nur selten zum Tragen. So bleiben nach dem teils berauschenden Hörerlebnis doch gemischte Gefühle zurück. Mit Sicherheit hat die Band nicht das Optimum bei diesem Album herausgeholt. Denn die Stärken der Band liegen in den unkonventionellen, akribisch ausgearbeiteten Arrangements und weniger im gewöhnlichen Songwriting. Es ist verwunderlich, warum sich PALLAS nicht komplett auf ihre Stärken besinnen, die doch den Löwenanteil des Albums ausmachen. Bei einer derart langen Pause nach dem letzten Output The Cross and the Crucible wären auch noch einige weitere Monate zu verschmerzen gewesen, in denen The Dreams Of Men noch endgültig hätte perfektioniert werden können. Das scheint doch das zu sein, worauf PALLAS hinaus wollen und was ihnen über weite Strecken sehr gut gelingt. Wenn man nicht gerade Formen des Prog Rocks mit viel Improvisation bevorzugt, ist die Band eine interessante Alternative zu retro- bzw neoprogressiven Klängen.

Veröffentlichungstermin: 21.10.2005

Spielzeit: 73:09 Min.

Line-Up:
Ronnie Brown – Keyboards

Colin Fraser – Drums

Niall Mathewson – Guitars

Graeme Murray – Bass, Vocals

Alan Reed – Vocals
Label: InsideOut Music

Homepage: http://www.pallas-uk.com/

Email: pallas@pallas.f2s.com

Tracklist:
1. Bringer Of Dreams

2. Warriors

3. Ghostdancers

4. Too Close To The Sun

5. Messiah

6. Northern Star

7. Mr Wolfe

8. Invincible

9. The Last Angel

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