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NECHOCHWEN: Kanawha Black

NECHOCHWEN sind nach sieben Jahren zurück mit ihrem Appalachian Folk Metal – der aber auch gut und gerne in Skandinavien verortet sein könnte. Eine spannende Weltreise!

Schon seit 2008 existiert das Projekt NECHOCHWEN, seit ungefähr sieben Jahren kenne ich es und habe es als “interessant” abgespeichert, nicht zuletzt, weil es – wie z.B. zuletzt auch VITAL SPIRIT – ebenfalls dem Subgenre “Native American influenced Black Metal” zuzuorden und somit geeignet ist, meinen Horizont zu erweitern. NECHOCHWEN war früher ein Solo-Projekt, stark beeinflusst von psychedelisch anmutender amerikanischer Folklore, mittlerweile ist es offiziell ein Duo, und live kann man mittlerweile auch in Band-Besetzung spielen. Für den Nachfolger des 2015er-Albums “Heart Of Akamon” hat man sich sieben Jahre Zeit gelassen, und beides hat der Band unfassbar gut getan.

Schon auf ihrer 2019er-Split mit BHLEG war der BORKNAGAR-Einfluss deutlich hörbar; auf “Kanawha Black” hat er noch mehr Spuren hinterlassen: So startet der Titeltrack direkt mit einer Reminiszenz an neuere BORKNAGAR-Tage, und wer beim besten Track des Albums, dem Closer “Across The Divide” keine norwegischen Déja-vus hat, kennt die großen Vorbilder vermutlich gar nicht. Ein einfaches Plagiat sind NECHOCHWEN anno 2022 aber auch nicht, denn mit OPETH hören wir z.B. in “I Can Die But Once” und “A Cure For The Winter Plagues” direkt einen weiteren prominenten Einfluss heraus.

In der Natur findet der Mensch zu sich selbst – egal wo

Alles ganz schön skandinavisch also in den Appalachen? Irgendwie schon: Zwar ist nordamerikanische Folklore durch Flöten, Trommeln und die Art und Weise des Akustik-Gitarrenspiels durchaus noch präsent, die Unterschiede zu ähnlich gelagerten skandinavischen Bands sind jedoch minimal, und der Fokus liegt mittlerweile klar auf schwarz angehauchtem Progressive Metal. Was zugegebenermaßen zum Konzept passt, das sich diesmal eher am Großen Ganzen orientiert und das verbindend Menschliche im Rückzug zur Natur sucht. Eine positive Message, wie ich finde!

NECHOCHWEN haben die sieben Jahre gut genutzt und sich handwerklich immens gesteigert; ja, sie können sich diesbezüglich fast schon mit den großen Vorbildern messen (sieht man mal von der etwas zu höhenlastigen Produktion ab): “Kanahwa Black” hat zwar ein enttäuschend belangloses Cover-Artwork, die Musik jedoch bleibt immer spannend, ist voll mit leidenschaftlichem Gesang, “progressiven” Riffs sowie einem spannend agierenden Schlagzeug und bietet nicht zuletzt durch eine zwischendurch immer mal aufblitzende Lust am punkig-thrashigen Ballern die nötige Eingängigkeit, um mich voll abzuholen.

Was NECHOCHWEN nach wie vor fehlt, ist der Mut zum ganz großen Moment, zum melodischen Exzess, wie ihn BORKNAGAR auf ihren letzten beiden Alben perfekt zelebriert haben. Stattdessen legen sie sehr viel Wert auf Atmosphäre und Rhythmus und liefern also Liebhabern eben jener Attribute ein durchweg großartiges Hörerlebnis, das sich mit dem brilliant ausgeführten, wahnsinnig intensiven Album-Finale einen verdienten Höhepunkt setzt. Hoffentlich dauert es nicht wieder sieben Jahre, bis wir uns über ein weiteres Werk aus den Appalachen freuen dürfen!

Spielzeit: 41:48 Min.

Veröffentlichung am 13.5.2022 auf Bindrune Recordings

NECHOCHWEN “Kanawha Black” Tracklist

1. Kanawha Black (Lyric-Video bei YouTube)
2. The Murky Deep
3. I Can Die But Once
4. A Cure for the Winter Plagues
5. Visions, Dreams, and Signs
6. Generations of War
7. Across The Divide (Audio bei Decibel Magazine)

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