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MOTORPSYCHO: Still Life With Eggplant

Dreiviertelstündiges Rock-Panoptikum allererster Güte!

MOTORPSYCHO-Fans und Sammler müssen so langsam aber sicher Ihren Plattenschrank bzw. Ihr CD-Regal anbauen, denn das norwegische Trio infernale meldet sich im April 2013 mit Seinem sage und schreibe 15. (!) Studioalbum zurück. Still Life With Eggplant ist der klingende (und etwas schrullige) Name der Platte, die den legitimen Nachfolger des verkopften Konzeptalbums The Death Defying Unicorn darstellt und wieder in die etwas zugängigeren Gefilde der gehobenen Rockmusik führt.

Der Opener Hell, Part 1-3 versetzt Fans von BLACK SABBATH angesichts der Tommi Iommi–Gedächtnis Riffs in freudige Erwartung auf das bevorstehende bunte Feuerwerk aus melodischem Psychedelic-, Hard-, Stoner- … ach, es ist einfach von allem etwas dabei und aufgrund des ständigen Kokettierens mit Jazzstrukturen sowieso kaum in eine Kategorie zu zwängen. Der Start von August, einem Cover der 60’s Rockformation LOVE, erinnert zunächst angenehm an sonnigen Indierock à la THE SHINS, um dann völlig auszuufern, als hätten hypernervöse CAN mit dem Duracell-Hasen zu einer Session zusammengefunden. Kernstück des Albums ist das hymnische Barleycorn ( let it come / let it be ), das anhand der atemberaubend dramatischen Build-Ups zu den jeweiligen Refrains vor schierer Intensität zu bersten scheint und zumindest bei mir für ungläubiges, aber zufriedenes Staunen sorgt. Im Anschlussstück Ratcatcher geben sich MOTORPSYCHO zur Mitte hin vollends dem Krautrock hin. Spätestens hier verwandelt sich der Drummer in eine hektische Groove-Krake und der Song damit in einen Bienenstock, in dem es für knapp 17 Minuten mit zügellosem Schlagzeuggewitter und psychedelischen Gitarrenexzessen heiß hergeht. Der heimliche Star und Rausschmeißer Afterglow stellt dank seinem balladesken Charakter nochmal alles zuvor in den Schatten. Der Gesang von Hans Magnus Ryan erhebt sich dramatisch in luftige Höhen und wird dabei wie auch der Rest des Songs von fantastisch eingesetzten Geigenmeeren in Szene gesetzt. Der frisch zum Line-Up dazu gestoßene schwedische Gitarrist Reine Fiske, der unter anderem schon bei Bands wie DUNGEN mitgewirkt hat, bildet mit seinem herrlichen Vintagesound und darüber hinaus geistreichen Spiel eine früchtetragende Symbiose mit dem bestehenden Trio.

Still Life With Eggplant ist ein kleiner Kosmos aus tausenden unterschwelligen Melodien, ungebremsten Ausflügen in Jamsessions sowie in Stein gemeißelten Leitmotiven und Riff-Wänden. Das, was auf diesem Rock-Panoptikum von statten geht, kann aufgrund seines chamäleon-haften Charakters nur in Anflügen umrissen werden. Wer sich also überzeugen will, dass MOTORPSYCHO nach über 20 Jahren Bandgeschichte noch nicht zu alten und gebrechlichen Gäulen verkommen sind, sondern immer noch wie ungezähmte Mustangs unterwegs sind, kann guten Gewissens auf die geballte Spielfreude in Still Life With Eggplant zurückgreifen.

Veröffentlichungstermin: 12.04.2013

Spielzeit: 45:00 Min.

Line-Up:
Bent Saether – bs/voc
Hans Magnus Ryan – git/voc
Kenneth Kapstad – dr
Reine Fiske – git

Produziert von Motorpsycho
Label: STICKMAN

Homepage: http://motorpsycho.fix.no/

Tracklist:
1. Hell, Part 1-3
2. August
3. Barleycorn ( let it come / let it be )
4. Ratcatcher
5. The Afterglow

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