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MIZMOR: Prosaic

Trotz konzeptueller Neuausrichtung bleiben MIZMOR dem Black-Doom Metal treu. „Prosaic“ zeigt dennoch, dass die Intensität hinter dieser Musik noch nicht erschöpft ist.

MIZMORs Werdegang war alles andere als prosaisch: Er glich einer Heldenreise. Liam Neighbors alias A.L.N. illustrierte in den ersten zehn Jahren seines Projekts die Abwendung von der Religion hin zum Atheismus. Die Etappen dieser schmerzhaften Reise waren auch für die Hörer oft schmerzhaft – so sehr, dass MIZMOR zu einem der Aushängeschilder in Sachen US-Black-Doom Metal wurden und dem Geheimtipp-Stadium längst entwachsen sind. Nicht zu unrecht, wie schwerverdauliche Alben wie „Yodh“ und „Cairn“ bewiesen. Sie zeigten aber auch, dass das Konzept hinter MIZMOR ein beengtes ist, und hinterließen die Frage, ob dieser eingeschlagene Weg auch in den kommenden zehn Jahren belastbar ist.

Schnörkelloser, direkter, bodenständiger: „Prosaic“ mag für MIZMORs Verhältnisse gestrafft sein, ihr Black-Doom Metal ist nach wie vor allumfassend groß.

Dass MIZMOR mit ihrem vierten Full Length-Album „Prosaic“ nun konzeptionell andere Wege einschlagen und bodenständiger agieren wollen, spiegelt sich zumindest dahingehend wieder, dass es mit vier Songs und einer Spielzeit von gut 45 Minuten für die Verhältnisse des Projekts recht kompakt gehalten wurde. Alles Überflüssige wurde herausgeschnitten, konzeptionell spricht A.L.N. sogar von „Slice of Life“ – insofern ist der Titel durchaus Programm. Es bleiben vier lange, pure Songs übrig, einerseits schnörkellos, andererseits allerdings immer noch allumfassend. Zwischen dem Schmerz des Doom Metal und der Wut des US-Black Metal pendelnd, ist „Prosaic“ ein großes Werk, das in jeden Song eine ganze Welt packt .

Doch dass sich das Album losgelöst vom initialen Konzept der Band und als lebensnaher versteht, wird beim Hören der Musik nicht direkt klar. Konkret: MIZMOR halten ihren Kurs und fokussieren sich auf ihre Riffs, die sie mittlerweile wirklich meisterhaft beherrschen. Die Stücke sind intensiv, bleiben im Gedächtnis und gehen unter die Haut und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Schon „Only An Expanse“ stapelt mit seinem Titel tief – das Stück ist riesig, MIZMOR machen darauf fast alles richtig: Die Aggression ist spürbar und übertrifft das, was die meisten USBM-Bands liefern, mit Leichtigkeit, die Doom-Elemente sind hier noch recht zurückhaltend, dafür brilliert das Stück mit einem hypnotischen Finale. Emotional will es allerdings nicht zupacken.

„Prosaic“ brilliert mit seinem Soundbild: MIZMOR klangen noch nie so direkt und brutal.

Was MIZMOR noch nie so gut hinbekommen haben, ist der Sound. „Prosaic“ hat ein wuchtiges, intensives Klangbild, mit erstklassigen, dreckig-crunchigen Gitarren. Das kommt vor allem der Doom-Seite des Albums zugute, wie „No Place To Arrive“ und „Anything But“ unterstreichen. Die bedrückende Atmosphäre eine unvergleichliche Intensität, die von einem abschließenden BETHLEHEM-Zitat abgewürgt wird. Und gerade hier wird klar, was für ein guter Instrumentalist A.L.N. eigentlich ist: Sämtliche Instrumente werden souverän und leidenschaftlich gespielt. Dass MIZMOR ein Soloprojekt ist, vergisst man immer wieder beim Hören.

„Prosaic“ hält locker das Niveau von „Cairn“ und lässt MIZMOR weiter in den vorderen Rängen der US-Szene mitspielen. Dass A.L.N. seit dem Debüt einen weiten Weg zurückgelegt hat wird deutlich, auch dass seit dem letzten Album einiges in Sachen Songwriting passiert ist – da darf man auch mit einem recht bodenständigen Cover weiteres Understatement betreiben. Das richtig große Werk, das ihnen Legendenstatus verleihen könnte, ist „Prosaic“ dann doch nicht geworden, dafür bleiben MIZMOR zu sehr in ihrer Komfortzone und letzten Endes auch zu schnörkellos, um emotional wirklich mitreißen zu können. Dennoch, „Prosaic“ zeigt, dass dieses Projekt auch im bewährten Stil noch genügend Intensität und Tiefe bereit hält und da berührt, wo es weh tut.

Wertung: 7,5 von 10 Alltagsgeschichten

VÖ: 21. Juli 2023

Spielzeit: 46:15

Line-Up:
A.L.N. – Instrumente, Gesang, Songwriting, Lyrics

Label: Profound Lore Records

MIZMOR „Prosaic“ Tracklist:

1. Only An Expanse
2. No Place To Arrive (Official Video bei Youtube)
3. Anything But
4. Acceptance

Mehr im Netz:

https://mizmor.bandcamp.com/
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