MARBLE ARCH: Another Sunday Bright

Die Irritation angesichts deutlicher PARADISE LOST-Parallelen währt nur kurz, um danach der Begeisterung über ein gelungenes Düsterrockalbum den Weg freizumachen.

Beim ersten Hördurchgang will man glatt der Plattenfirma unterstellen, aus Versehen die neue PARADISE LOST-Scheibe in die MARBLE ARCH-Hülle gesteckt zu haben. Zu sehr erinnern die von Effekten verwaschenen Leadgitarren, die düster-poppige Melodieführung und vor allem die Stimme von Johan Wadelius an die Briten und ihr Vorhaben, wieder rockigeren Elementen größeren Raum in ihrem Sound einzugestehen. Doch bei genauerem Hinhören offenbaren sich die kleinen, aber feinen Unterschiede, die dazu führen, dass man MARBLE ARCH großes Unrecht antun würde, wenn man sie auf eine bloße Kopie limitieren würde. Zunächst wäre da mal der Pfeffer im Arsch genannt, den die jungen Skandinavier (aus dem LEFAY- und TAD MOROSE-Städtchen Bollnäs stammend) zuhauf besitzen und welcher sie bei aller Schwermut zum kräftigen Rocken treibt. Dann sind da noch die grenzenlose Verzweiflung von THE CURE, die Tristesse von KATATONIA und der Dreck von SENTENCED, die gelegentlich durch die straight und eingängig arrangierten Songs durchschimmern. Nicht zu vergessen die fast ausschließlich sich auf Gitarre, Drums und Bass beschränkende und übermäßige elektronische Spielereien vermeidende Instrumentierung. Alles zusammen bildet eine grandiose Mischung aus Trauer, Frust und gelegentlichem Aufbäumen, die einen sofort gefangen nimmt und mit Sicherheit bis dato das Highlight des Jahres im Düsterrockbereich darstellt. Dieses Superlativ verdienen sich MARBLE ARCH mit unter die Haut gehenden Hooklines – und das wirklich in jedem der zehn Songs -, den konsequenten Verzicht auf jegliche HIM-Anbiederungen und die gesunde Portion Härte, die sonst lediglich END OF GREEN noch besser in ihre finsteren Machwerke einzugliedern verstehen. Zudem steht mit Johan Wadelius ein vielseitiger Sänger bei den Schweden in Lohn und Brot, der zwar gelegentlich an Papa Holmes erinnert, im Endeffekt jedoch eine überaus sichere, prägnante und charismatische Stimme sein Eigen nennen darf und schon jetzt genügend Potential und Talent erkennen lässt, um das Zentrum der Kompositionen zu füllen, so dass seine Mitstreiter nur noch mit äußerst solider Rhythmusarbeit im Hintergrund und diesen unwiderstehlichen Leadgitarrenmelodien, die man seit Draconian Times so nicht mehr gehört hat, den klanglichen Hintergrund für Johans Organ erschaffen müssen…und fertig ist ein absolut kaufenswürdiges Album, das sich immer und immer wieder den Weg in den CD-Player erschleicht und dort den passenden Soundtrack zum bereits in vollem Gange befindlichen Herbst erschallen lässt.

Veröffentlichungsdatum: 16.09.2002

Spielzeit: 41:33 Min.

Line-Up:
Johan Wadelius – Gesang
Niklas Brodd – Gitarre
Martin Boman – Gitarre
Petter Ter-Borch – Schlagzeug
Jesper Bagge – Bass

Produziert von Anssi Kippo
Label: Century Media Records

Homepage: www.marblearch.nu

Tracklist:
A Million Crises
Silent Dance
For Real
The Inmost
Not the Ones
Fellow Sinner
Dead Air
End of Words
Sudden Showers
Last Day Ever

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