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KILLSWITCH ENGAGE: Disarm The Descent

"Disarm The Descent" bringt Leidenschaft und Energie zurück, die beide auf den ebenfalls achtbaren Vorgängern zum Teil untergegangen waren.

Eigentlich müssten sich KILLSWITCH ENGAGE ja dreiteilen: Nicht nur haben die Amerikaner den gefeierten wie umstrittenen Sänger Howard Jones vergessen zu machen, sie stehen auch vor der Aufgabe, die Fans der ersten beiden Alben zurück ins Boot zu holen und selbiges dann in eine neue Richtung zu manövrieren. Dass mit Jesse Leach am Mikro ein erfahrener Steuermann angeheuert wurde, ist in dieser Hinsicht sicherlich eine kluge Entscheidung gewesen. Um den schier unmöglichen Spagat zwischen traditionellen Wurzeln, jüngstem Status quo und unabdingbarem Fortschritt zu schaffen, reicht die Rückkehr eines Gründungsmitglieds jedoch nicht aus.

Dafür muss schon die komplette Band an einem Strang ziehen – eine Voraussetzung, die auf “Disarm The Descent” zweifelsohne gegeben ist. Vor allem diejenigen Anhänger, denen der selbstbetitelte Vorgänger zu soft war, finden auf dem neuen Werk eine schamlos ungezügelte Einheit vor, die aller melodischen Zuckerstreuseln zum Trotz keinen aalglatten Radio-Metal mehr fabriziert.

Die Kompositionen auf “Disarm The Descent” haben jede Menge Drive

Als heimliche Triebfeder und abermals als Rückgrat fungiert diesbezüglich Drummer Justin Foley, der in seinem Spiel gerade Rhythmen nur selten ohne Blasts oder verspielte Fills stehen lässt. Selbst einfache Patterns wurden mit einer natürlichen Wucht eingespielt, die “Disarm The Descent” in seinen extremen Momenten eine biestige Fratze verleihen. Dass die Gitarren zusätzlich an Technik und Härtegrad eine Komplexität auffahren, wie wir sie lange nicht gehört haben, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit.

Leicht schwedisches Riffing in “Beyond The Flames” knüpft an die Howard-Jones-Ära an, während “Turning Point”, das teils knurrige “The Call” und “All We Have” deutlich näher an den ersten Veröffentlichungen der US-Amerikaner stehen. Diese Brücke schlagen KILLSWITCH ENGAGE aber nicht aus purer Nostalgie. Die aktuellen Kompositionen haben grundsätzlich mehr Drive sowie einen zugrunde liegenden Songfluss, der die Aggressivität im zielstrebigen “The New Awakening” sowie dem Opener “The Hell In Me” in letzter Konsequenz in lebensbejahende Gitarrenleads kanalisiert – große Melodien inklusive.

KILLSWITCH ENGAGE haben kaum Innovatives in der Hinterhand

Womit wir bei einem Merkmal wären, das KILLSWITCH ENGAGE seit jeher auszeichnet und mittlerweile von der Band so wenig wegzudenken ist wie der feuerrote Bart von Schlagzeuger Justin Foley: Hoffnung. Aussichtslosigkeit hat beim Quintett aus Massachusetts keinen Platz, es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels. “Shadow will give way to light”, heißt es konsequenterweise in der ersten Single “In Due Time” – vorgetragen von einem Jesse Leach, der sich nach den elf Jahren, die zwischen “Alive Or Just Breathing” und “Disarm The Descent” liegen, hörbar gefestigt zeigt. Andere Projekte wie THE EMPIRE SHALL FALL oder TIMES OF GRACE zusammen mit KILLSWITCH-Mastermind Adam Dutkiewicz haben sicherlich ihren Beitrag geleistet, dass aus Leach ein ungemein starker und leidenschaftlicher Sänger wurde.

Dieser Fakt widerlegt zugegebenermaßen nicht den Eindruck, dass “Disarm The Descent” außer “In Due Time” wenig offensichtliches Hitmaterial, geschweige denn frische Innovationen in der Hinterhand hat. Doch dafür liegt der Schwerpunkt anno 2013 auf qualitativer Breite sowie einer Neudefinition der eigenen Marschroute. Das hat mit “Always” gegen Ende leider auch einen kleinen Absturz zur Folge, versöhnt dafür mit einer ungebrochen motivierenden Gesamtperspektive.

KILLSWITCH ENGAGE blicken voller Optimismus nach vorne

KILLSWITCH ENGAGE mögen vielleicht nicht die ungezügelte Herangehensweise ihrer Anfangstage wiederentdeckt haben, “Disarm The Descent” bringt jedoch die Leidenschaft und Energie zurück, die auf den ebenfalls achtbaren Vorgängern zu spärlich anzutreffen waren. Mit der Rückkehr von Jesse Leach entsteht somit nicht nur das beste Album seit “The End Of Heartache“, sondern es schließt sich mit ihr auch ein Kreis. Aus diesem treten KILLSWITCH ENGAGE zugleich selbstbewusst heraus und blicken optimistisch nach vorne – nicht dreigeteilt, sondern als Einheit.

Veröffentlichungstermin: 29.03.2013

Spielzeit: 40:40 Min.

Line-Up:
Jesse Leach – Vocals
Adam Dutkiewicz – Gitarre
Joel Stroetzel – Gitarre
Mike D´Antonio – Bass
Justin Foley – Drums

Produziert von Adam Dutkiewicz
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.killswitchengage.com
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/killswitchengage

KILLSWITCH ENGAGE “Disarm The Descent” Tracklist

01. The Hell In Me
02. Beyond The Flames
03. The New Awakening (Audio bei YouTube)
04. In Due Time (Video bei YouTube)
05. A Tribute To The Fallen
06. Turning Point
07. All We Have
08. You Don’t Bleed For Me
09. The Call
10. No End In Sight
11. Always (Video bei YouTube)
12. Time Will Not Remain

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