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KAPUTTH: I [Eigenproduktion]

KAPUTTH schlagen mit dem immer wieder von Naturthemen und -gewalten durchzogenen “I” nicht bloß eine oberflächliche Furche in die undergroundige Doom-Szene, sondern dürften schon bald ihre akustischen Liebäugeleien mit Zusammenbruch und Ableben an aufnahmebereite Menschen auch jenseits der fränkischen Regionalgrenzen mit Erfolg herantragen.

“Schwarz braun ist die Haselnuss.
Schwarz braun bist auch du.
Verfault ist euer Eichenlaub.
Verfault bist auch du.”

Willkommen in der morbiden, der kontinuierlich dem Verfall unterworfenen Welt von KAPUTTH!

Seit 2019, ein Jahr, bevor die Welt zum Stillstand kam, hat jenes Nürnberger Viergespann in bislang zwei Single-Veröffentlichungen und einigen Live-Auftritten ihr ruinöses Charisma nach außen getragen, um jetzt, eine halbe Dekade nach der Initialzündung, ihr erstes vollwertiges Demo-Album vorzuweisen. Gut Doom will halt eben doch manchmal ein wenig Weile haben!

KAPUTTH fahren ordentliche Geschütze auf

Tatsächlich verbirgt sich hinter der schlicht “I” betitelten Scheibe schon richtig fein abgehangener Sludge Doom mit reichlich Funeral-Avancen und eben jenem kränklichen Hau, mit dem z.B. auch TOTENMOND ihre Texte versehen haben. Der Vergleich mit jenen schmerzlich vermissten Süddeutschen (nebulöseste Gerüchte lassen die Hoffnung auf zarte Wiederbelebungsversuche aufkeimen) findet sich übrigens auch – um gleich in medias res einzutauchen – unter anderem auch in der Phrasierung und der hypnotisch-massiven Riffgestaltung von ‘Kaventsmann’ (hier beim dröhnend-zermalmenden Songfinale) und von ‘Ich Sehe Keine Tannen Mehr’ wieder, aus welchem auch oben genannte Zeilen entlehnt sind.

Gerade auf jenem, mit elfeinhalb Minuten auch längsten Track fahren die selbsternannten “German Funeral Mountain Doom Wizards” aus der Frankenmetropole schon ordentliche Geschütze auf, frönen sie doch hier nach nervenzehrender Fachmannsart dem zäh stehenden Ton, gloomigen Akustikzupfern, brachialen Riffs und AHAB-ähnlichen Melodien (teils in schöner Schieflage) und machen den Opener gleich zum eigentlichen “Kaventsmann” dieses 57-minütigen Kompendiums.

„I“ beinhaltet ausweglose Vergänglichkeit

Bereits schon hier wird klar, dass KAPUTTH nicht nur stur monolithisch denken, sondern wie beim sludgig-verspielten‘N(osferatu) 3’ oder beim zunächst thrashigen, dann psychedelischen Instrumental ‘Erst Die Schlacht Dann Das Sterben’ auch gerne mal nach mehreren Seiten ausbrechen wollen. Und das tut “I” auch verdammt gut, nimmt es doch immer wieder mal – und sei es nur vorübergehend – die drückende und leidvolle Schwere heraus, die jedem der mit einem für Demoverhältnisse wuchtigen Klangbild bedachten acht Tracks (inkl. dem einführenden ‘Am Anfang Der Schmerz’) innewohnt. Lediglich das mit repetitiven Lyrics durchzogene ‘Scheisse Was Ist Passiert’ wirkt auch wegen seinen störenden blastigen Ausbrüchen nicht immer ganz so hieb- und stichfest wie das restliche Material. Dieses weiß übrigens auch auf gesanglicher Ebene zu variieren, denn das Repertoire von Frontkaputt(h)macher Tobias Hüttmeyer reicht vom rauhen, entmutigten Klagegesang über gutturale Vocals bis in etwas höhere Regionen röhrende Stimmtöne wie beim fetten Sludge-Groover ‘Auf dem Gipfel Ein Sturm’ sowie beim bräsigen ‘Bergschwer’, der als finaler Track nochmal alle Register der vertonten ausweglosen Vergänglichkeit zieht:

“Wir sind herbstzeitlos
Gefangen in Vergangenheit
Auf den Frühling folgt der Tod
Alle Farben frisst die Zeit”

KAPUTTH schlagen mit dem immer wieder von Naturthemen und -gewalten durchzogenen “I” jedenfalls nicht bloß eine oberflächliche Furche in die undergroundige Doom-Szene, sondern dürften schon bald ihre akustischen Liebäugeleien mit Zusammenbruch und Ableben an aufnahmebereite Menschen auch jenseits der fränkischen Regionalgrenzen mit Erfolg herantragen. Wer dem ganzen Elend beiwohnen möchte, kann dies für 20 Ocken mit Hilfe eines Doppel-Vinyls oder für 9,99 als digitale Variante, jeweils über https://kaputthdoom.bandcamp.com/ erhältlich, tun.

Veröffentlichung: 21. Dezember 2024

Spielzeit: 57:52 Minuten

Line Up:

Tobias Hüttmeyer – Gesang
Adrian Seifert – Gitarre
Salvatore Giallo – Bass
Lanthir Lörp Saibøt – Schlagzeug
Cover: Jan Gemeinhardt

KAPUTTH „I“ Tracklist:

01. Am Anfang Der Schmerz
02. Ich Sehe Keine Tannen Mehr
03. N(osferatu) 3
04. Scheisse Was Ist Passiert
05. Erst Die Schlacht Dann Das Sterben
06. Kaventsmann
07. Auf Dem Gipfel Ein Sturm
08. Bergschwer

KAPUTTH Diskographie:

Bergschwer (Single) (2021)
Kaventsmann / Ich Sehe Keine Tannen Mehr (Single) (2022)
I (2024)

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