Das Artwork von "Jinjer - Duél"

JINJER: Duél

JINJER zementieren mit dem vielseitigen „Duél“ ihren Anspruch auf den Genre-Thron.

Präzision. Unsere erste Assoziation beim Lesen des Titels ist sicherlich kein Zufall. Denn was JINJER bereits in der Vergangenheit auszeichnete, war eben jene Treffsicherheit: beim Songwriting und im Zusammenspiel. Dabei wählte das Quartett nicht immer den leichtesten Weg wie der überraschend sperrige und bisweilen hochaggressive Vorgänger „Wallflowers“ (2021) demonstrierte. „Duél“ ist nun die logische Fortführung dieses Ansatzes; ein beeindruckend effizientes Unterfangen, den hohen technischen Anspruch ohne Zugeständnisse in einen klar definierten Rahmen zu übertragen.

„Tantrum“ vereint somit all die Tugenden, die wir ohnehin erwartet haben. Furios und ungezügelt preschen JINJER nach vorne, Bassist Eugene setzt selbstbewusste Akzente, das Schlagzeug scheucht uns vor sich her, Sängerin Tatiana Shmayluk setzt energisch hinterher. Zumindest so lange, bis im letzten Drittel der Richtungswechsel vollzogen wird und das Stück erstmals zu atmen beginnt.

Für die Produktion von „Duél“ setzten JINJER auf ein erprobtes Team

Dass der vergleichsweise getragene Ausklang elegant in „Hedonist“ überleitet, zementiert die Expertise der Ukrainer, wenn es um die Dramaturgie ihrer Alben geht. Die nunmehr fünfte Studioplatte zeigt sich diesbezüglich perfekt ausgeklügelt, indem sie Melodie immer dann streut, wenn die Intensität Überhand zu nehmen droht. Das kann mittels einer warmen Gesangslinie sein („Green Serpent“) oder sich in angejazzten Einschüben äußern, die einen wunderbaren Kontrast zum progressiven, teils verschachtelten Riffing setzen.

Doch selbst wenn JINJER in „Rogue“ die Daumenschrauben anziehen, verlieren wir keineswegs den Überblick. Da die Band für „Duél“ abermals mit Max Morton zusammenarbeitete, kommt auch diesmal wieder dessen Gespür für einen satten wie transparenten Klang zur Geltung. Dadurch klingt das Gesamtwerk stets zeitgemäß und doch erdig; bisweilen massiv und verschluckt dennoch kein Detail.

Vielseitig und wendungsreich zementiert „Duél“ den Anspruch, den JINJER auf den Modern-Metal-Thron stellen

Daher spielt es letztendlich auch keine Rolle, dass JINJER – wie schon auf dem Vorgänger – keine klassischen Hits schreiben. Selbst das vergleichsweise zugängliche „Kafka“, das in Teilen von Tatiana Shmayluks ausdrucksstarker Singstimme lebt, schlägt schlussendlich seine Haken. Die teils unerwarteten Wendungen sind nicht nur das Geheimnis der Vielseitigkeit der Formation, sondern tragen in wesentlichem Maß zur Faszination des unverkennbaren Bandsounds bei.

„Duél“ will natürlich ebenfalls entschlüsselt werden: nicht an einem Nachmittag, obwohl es auf Anhieb griffiger scheint als „Wallflowers“ (2021), sondern über Wochen und Monate hinweg. Einen Vorgeschmack darauf lieferte die weit im Voraus veröffentlichte Single „Someone’s Daughter“: Das feministische Manifest destilliert die Essenz JINJERs in vier ereignisreiche Minuten, die gerade nach dem hardcore-beeinflussten Brett „Fast Draw“ umso mehr Eindruck hinterlassen. Kurzum, wer seine Vielseitigkeit mit derart beängstigender Präzision einzusetzen weiß, gewinnt folglich nicht nur sein Duell, sondern schlussendlich auch den Thron.

Veröffentlichungstermin: 07.02.2025

Spielzeit: 42:59

Line-Up

Tatiana Shmayluk – Vocals
Roman Ibramkhalilov – Guitars
Eugene Abdukhanov – Bass
Vladislav Ulasevich – Drums

Produziert von Max Morton

Label: Napalm Records

Homepage: http://jinjer-metal.com/
Facebook: https://www.facebook.com/JinjerOfficial/
Instagram: https://www.instagram.com/jinjer_official/
Bandcamp: https://jinjer-jinjer.bandcamp.com/

JINJER “Duél” Tracklist

1. Tantrum
2. Hedonist
3. Rogue (Video bei YouTube)
4. Tumbleweed
5. Green Serpent (Video bei YouTube)
6. Kafka (Lyric-Video bei YouTube)
7. Dark Bile
8. Fast Draw
9. Someone’s Daughter (Video bei YouTube)
10. A Tongue So Sly
11. Duél (Video bei YouTube)