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GLEMSEL: Forfader

Außergewöhnlich schönes Cover-Artwork, das letztlich zu hohe Erwartungen weckt. Trotzdem ein schönes Album!

Es ist doch einfach ein Traum, dieses Cover, oder? Vintage-Schönheit, Melancholie, geschwungener Schriftzug – man kann den schwülstigen Post-Rock, der dahinter stecken muss, förmlich hören. Wie seltsam, dass es sich aber um ein Black-Metal-Album handelt! Und wie gewieft, ist es doch genau diese Kombination, die einen Black-Metal-Ästheten wie mich, der sich einerseits gern auf klassische musikalische Tugenden beruft, andererseits von der entsprechenden Ästhetik oft eher gelangweilt ist, abholt wie nichts Gutes.

Ich musste dieses Album also allein schon wegen des Covers rezensieren. Was ich dann hören durfte, wusste zum Glück auch durchaus zu gefallen: rasende Blast-Beats, giftige Gitarren, ein fieses und sehr präsentes Knurren am Gesang, alles da. Allein, es mangelt trotz des außergewöhnlichen Artworks dann doch ein wenig an der Originalität – und das ist schade.

So originell das Cover, so uninspiriert die Musik

GLEMSEL wissen, was sie können: Sie können ballern, knurren, schraddeln und dazwischen atmosphärische Parts ohne Schlagzeug platzieren. Das tun sie dann, und sie tun es gerne. Da sie es aber relativ uninspiriert immer wieder tun und die Übergänge dabei entweder zu banal (ein- und ausfaden) oder schlicht gar nicht da sind, fällt es mir zunächst schwer, mich wiederholt auf „Forfader“ einzulassen.

Und das, obwohl sich in all der bitterbösen Raserei immer wieder spannende, intensive Momente verstecken – wie man nämlich atmosphärisch dichte Akkordwechsel anwendet, wissen die Dänen, und auch das ein oder andere wirkungsvolle Schlagzeug-Break können wir vernehmen. Wer zudem auf den Bass achtet, entdeckt dort regelrecht liebliche Melodien – eine Praxis, die wir z.B. von ANTLERS kennen, deren fantastisches letztes Album ich hier trotz des völlig anderen Gesangs als deutlichen Einfluss vermute.

Das große Finale rettet ein durchwachsenes Album

Ja, letzten Endes lohnt sich „Forfader“ – aber ich weiß nicht, ob ich das auch geschrieben hätte, wenn es ohne den letzten Song und sein regelrecht berauschendes Finale gekommen wäre. Denn hier zeigen GLEMSEL einmal wirklich, dass sie zu Großem fähig sind, und lassen eine wunderschöne Black-Metal-Hymne auf uns los, die mich immer wieder so begeistert zurück lässt, dass ich mich beim nächsten Mal wieder darauf freue und deshalb dann auch alles davor wieder höre. Da nimmt mich dann die morbide, nihilistische Atmosphäre jedes Mal ein wenig mehr gefangen, und am Ende kommt die große Katharsis.

Also: Für die Top 20 wird es am Ende des Jahres wohl nicht reichen, aber ich wittere Potential und bin gespannt, was da noch kommt – nicht nur in puncto Artwork.

Spielzeit: 47:04 Min.

Veröffentlichung am 18.3.2022 auf Vendetta Records

GLEMSEL “Forfader” Tracklist

01. Arv
02. Mod Afgrund
03. Savn (Audio bei YouTube)
04. Møntens Prædikant
05. Det Gamle Ma Vige
06. Ansigterne

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