FOR_LIFE: Lust For Life [EIGENPRODUKTION]

Interessanter und abwechslungsreicher Rock aus Deutschland, der auch einen Blick über den Tellerrand wagt.

Die Weltsprache ist nun mal Englisch geworden – kein Problem. Dass dies zur Folge haben würde, dass auch viele deutsche Musiker ihre Texte auf Englisch verfassen würden, konnte niemand ahnen. FOR_LIFE ist eine Band aus Deutschland, die zumindest teilweise deutschsprachige Texte verwendet.

Wesentlich interessanter ist jedoch die Musik. Das Trio ist stilistisch in einer Kategorie kaum zu erfassen, deshalb eine Beschreibung der einzelnen Elemente. Ein wichtiger Bestandteil sind natürlich die Gitarren, welche zum einen mal grooven und Powerchords brettern, aber auch dezente Single Note Licks und Open Tunes anbringen. Es wird auch nicht ausschließlich im High-Gain oder cleanen Bereich gearbeitet, sondern auch mit Zwischenvarianten. Modifiziert wird das ganze durch diverse Effekte, die in manchen Tracks eine große Rolle spielen. Ebenfalls wichtig für die Musik ist das Keyboard, das an vielen ruhigen Stellen die Melodieführung übernimmt und fast Ambient artige Klänge beisteuert.

„B.“ ist einer der Tracks, der zu überraschen weiß. Er beginnt mit einem breiten Gitarrenriff und schlägt dann plötzlich in ein jazziges Arrangement an. Im Refrain erinnert mich Sänger Alex Delvos ansatzweise an Dave Mustaine. Damit meine ich nicht schief singen, sondern einfach das Markante in der Stimme. Das Phänomen unterstreichen in diesem Teil auch die Gitarren, welche ein Thema anschlagen, das man sich durchaus auch auf „Youthanasia“ vorstellen könnte. Ein ganz starker Track ist „Joy Of Pain“, mit dem verträumten Zwischenteil zum Ende hin, der mich an diverse Sampler-Beiträge für Ministry Of Sound oder Cafe Del Mar im Ambient-Stil erinnert. CHICANE oder APHEX TWIN sind entsprechende Referenzen. In „Memory Lane“ dominieren dann die sphärischen Klänge, die in „Joy Of Pain“ angeschlagen würde – ebenfalls sehr überzeugend.

Jetzt folgt der angekündigte, deutschsprachige Teil des Albums. „Lichtweit“ ist zum Anfang ein straighter Song, auf dem Moll-Stimmungen dominieren, dann aber wieder durch einen ruhigeren Part am Ende aufgelockert wird. „Größenwahn“ wird von ähnlichen Stimmungen und einem kraftvollen Refrain bestimmt. Das Album wird durch „Immer Nur Frei“ beendet, das sehr verträumt beginnt und nur für den Refrain an Energie gewinnt. Sehr gelungenes Songwriting.

Das Album ist mit einer Spielzeit von weniger als 30 Minuten leider etwas zu kurz geraten. Aber das soll mal außen vor gelassen sein, da es sich wohl um ein Demo handelt. Auch einige Harmoniebilder sind etwas gewöhnungsbedürftig, da wären zum Beispiel die Strophen von „B.“ zu nennen, in denen die Gitarren ruhig etwas kraftvoller sein dürften oder auch die Strophen von „Immer Nur Frei“, die einen latenten Schlager-Klang besitzen. Das ist irgendwie davon abhängig, wie das Gebotene beim Hörer ankommt. Viele Momente können durchaus unterschiedlich interpretiert werden. Positiv aufgefallen sind die deutschen Texte, obwohl das am Anfang erstmal gewöhnungsbedürftig ist, weil man so an die englische Vollbedienung gewöhnt ist. Die Musiker verstehen ihr Handwerk definitiv und auch der Gesang ist – bis auf ganz wenige Ausnahmen – wirklich gelungen. Es überwiegen eindeutig die positiven Seiten und der Abwechslungsreichtum. Wie auf der offiziellen Homepage nachzulesen ist, sind die Jungs auch live ganz schön viel unterwegs. Das könnte sich lohnen.

Veröffentlichungstermin: Oktober 2003

Spielzeit: 28:26 Min.

Line-Up:
Alexander Delvos – Vocals, Keyboards

Björn Lutz – Guitars

Gregor Sycz – Drums, Piano, Guitars

Homepage: http://www.forlifemusic.com

Email: contact@forlifemusic.com

Tracklist:
1. B.

2. Joy Of Pain

3. Memory Lane

4. Lichtweit

5. Größenwahn

6. Immer Nur Frei

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