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FEUERSCHWANZ: Fegefeuer

FEUERSCHWANZ sind auf “Fegefeuer” sehr um das bemüht, was die letzten beiden Alben erfolgreich gemacht hat. Das sichert konstante Qualität, bietet aber beim dritten Mal wenig Bahnbrechendes.

Das Fließband gilt gemeinhin als Symbol des Fortschritts, welches überhaupt erst die massive Steigerung des Produktionsvolumens unter Einhaltung gewisser Qualitätsstandards ermöglichte. Nun mag der Vergleich kalter Fabrikhallen mit dem kreativen Schaffensprozess in der Musik zunächst absurd erscheinen, doch in mancherlei Hinsicht repräsentiert „Fegefeuer“ doch ein Produkt klassischer Akkordarbeit. Zwar ist die Rolle der Künstler:innen im Fall von FEUERSCHWANZ selbst gewählt – der Anderthalb-Jahres-Rhythmus zwischen den jüngeren Studioalben eine bewusste Entscheidung -, gearbeitet wird nach dem Erfolg der letzten beiden Werke allerdings nurmehr nach Rezept.

Das wollen wir der sympathischen Truppe auch gar nicht verübeln, schließlich scheint es bestens zu funktionieren, den eigenen Mittelalter Rock mit einer guten Portion Power Metal anzureichern, wobei als Vorbilder natürlich die kommerzielle Speerspitze des Genres dient. SABATON und POWERWOLF waren bereits in der Vergangenheit Paten des modernen FEUERSCHWANZ-Sounds und schimmern auch diesmal wieder allzu deutlich zwischen Geige und Schalmei durch das treibende Soundgewand des Openers „SGFRD Dragonslayer“, während die rockigen Strophen des folgenden „Bastard von Asgard“ bisweilen gar nicht so weit von den Kollegen SALTATIO MORTIS entfernt sind.

FEUERSCHWANZ setzen mit bewährten Mitteln auf Stadion-Appeal

Innoviert wird dabei bestenfalls im Detail, wenn etwa in Letzterem Fabienne Erni (ELUVEITIE) eine zusätzliche Stimmfarbe beisteuern darf. Stattdessen greifen FEUERSCHWANZ vermehrt auf bewährte Versatzstücke zurück, um das Energielevel trotz eingängiger Arrangements hoch zu halten: Mit kraftvollem Falsett bringt Sänger Ben Metzner sich und seine Mitstreier:innen nicht nur in den ersten beiden Stücken in Position, auch „Die Horde“ sichert sich auf diese Weise einen schwungvollen Start, wohingegen Kollege Hauptmann „Morrigan“, „Uruk-Hai“ und „Berzerkermode“ jeweils mit einem kräftigen Grunzer zum Auftakt vorstellt.

Im Zusammenspiel mit den zahlreichen ‚Hey-hos‘ und ‚Ohhs‘ schreibt sich der Stadion-Appeal von selbst, auch wenn die Halbwertszeit dadurch relativ gering ausfällt. Immerhin: Zusammengetüftelt ist „Fegefeuer“ mit Expertise. „Highlander“ verbindet dank Sackpfeife das Flair der schottischen Highlands mit klassischem Deutschrock, „Knochenkarussell“ dagegen besticht mit einem verspielten Riff, wie es AMON AMARTH auch zu „Twilight Of The Thunder God“-Zeiten (2008) aus dem Handgelenk hätten schütteln können.

“Fegefeuer” liefert konstante Qualität, aber wenig Bahnbrechendes

Gelitten hat die grundlegende Qualität ob des verkürzten Veröffentlichungszyklus bislang also nicht, obgleich gerade den oftmals zweckmäßigen Texten ein wenig mehr Aufmerksamkeit nicht schaden würde. Priorität hat das im Fall des Sextetts derweil kaum: Zum langen Nachdenken und Sinnieren ist wenig Zeit, wenn die Hitmaschinerie beständig neues Material ausspuckt. Wie am Fließband sozusagen, wo die konstante Qualität gesichert ist, die Einzigartigkeit dafür zusehends auf der Strecke bleibt.

Veröffentlichungstermin: 21.07.2023

Spielzeit: 38:39

Line-Up

Johanna – Violine, Drehleier
Hauptmann – Vocals, Gitarre
Hodi – Blasinstrumente, Sackpfeifen, Gitarre, Vocals
Hans – Gitarre
Jarne – Bass
Rollo – Schlagzeug

Produziert von Simon Michael und Christoph Beyerlein (Mastering)

Label: Napalm Records

Homepage: https://feuerschwanz.de/
Facebook: https://www.facebook.com/feuerschwanz

FEUERSCHWANZ “Fegefeuer” Tracklist

1. SGFRD Dragonslayer (Video bei YouTube)
2. Bastard von Asgard (Video bei YouTube)
3. Berzerkermode (Video bei YouTube)
4. Knochenkarussell (Live-Video bei YouTube)
5. Fegefeuer
6. Die Horde
7. Uruk-Hai
8. Highlander
9. Morrigan
10. Eis & Feuer
11. Valkyren

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